Die Suenden der Vergangenheit
entschuldigte sie sich mit einem treuherzigen Blick bei ihm, um ihn dann zärtlich zu küssen. Allerdings löste sie sich von ihm, als er es sich neben ihr bequem machte und die Hand unter das Laken gleiten ließ, um ihre vom Schlaf gewärmte Haut zu streicheln.
„Ich… muss… noch… nach Hause“, flüsterte sie ziemlich atemlos, da sie nichts Passendes zum Anziehen dabei hatte.
Mit dem brav verspielten Kleidchen, das sie zum Brunch getragen hatte, konnte sie sich kaum in Ash coolem Club blicken lassen. Die Sonne würde erst spät untergehen, so dass sie dann zu lang brauchen würde, um sich umzuziehen, wenn sie sich erst im Dunkeln entmaterialisierte.
Nico runzelte die Stirn, während sie ihre kargen Möglichkeiten durchging. Sie hatte vollkommen vergessen, sich etwas für heute zu besorgen. Sie hatte einfach wichtigere Dinge im Kopf gehabt, aber sie wollte Cat auch nicht vor den Kopf stoßen. In Miami war das nie ein Problem gewesen, da sie nicht in diese In-Clubs ging, um tanzen zu gehen. Sie zog die kleinen Kaschemmen vor, wo die Musik noch live gespielt wurde und man zu zweit tanzte. Sie war eben doch Vollblut-Kubanerin und in mitten von Little Cuba groß geworden. Da tanzte man manchmal auch auf der Straße.
Nico quietschte protestierend, als Damon sie um die Taille packte und sie mit einer Drehung auf sich zog, so dass ihre Zudecke fortgezogen wurde und sie den kühlen Lufthauch der Klimaanlage auf der nackten Haut spürte.
„Damon…“ Jeder weitere Prostest wurde von seinen Lippen erstickt und Nico wurde viel zu schnell schwach. Besonders als die Luft sich mit dem Duft von süßen Pflaumen füllte. Seufzend gab sie ihm nach, sie verspürte nämlich plötzlich einen unbändigen Hunger, der sie ziemlich überraschte. Ihre Fangzähne schossen hervor, ohne dass sie es verhindern konnte.
Nur ein kleines Bisschen!
Einige Zeit später trat Nico in ein Handtuch gewickelt aus dem Bad und sah Damon dabei zu, wie er sich umzog. Natürlich hatte er damit keine Probleme, wenn man den Inhalt seines Schrankes bedachte. Das machte sie ein klein wenig befangen, da sie noch nie darüber nachgedacht hatte, was er von ihrem Stil, sich zu kleiden, halten könnte.
„Ich sollte mich gleich so entmaterialisieren, oder? Das würde Zuhause Zeit sparen… Allerdings wäre es peinlich, wenn ich aus Versehen woanders landen würde…“, scherzte Nico, um von ihrer kleinen Unsicherheit abzulenken.
„Das wurde eben für dich abgegeben, das kommt von Cat!“
Damon wies auf eine schicke Einkaufstasche, die am Ende des Bettes auf dem Boden stand, mit einem Logo, das Nico absolut nichts sagte. Sie ging zögernd darauf zu und spickte hinein, obwohl sie nur den Blick auf Seidenpapier erhaschte, in das die Sachen eingewickelt waren.
„Oh…“
Nico nahm die Tasche auf und zog sich wieder ins Bad zurück, weil sie die Schätze darin zuerst allein für sich entdecken wollte. Es lag sogar eine Notiz darin. Auf veilchenblauem Büttenpapier, wie es Cat benutzte. Nico lächelte gerührt, weil sie wusste, dass Cat nichts mehr hasste als ihre Handschrift, die ihr selbst ungelenk vorkam. Sie notierte Dinge lieber am PC. Wann hätte sie auch Schönschrift üben sollen? Sie bestand aus energischen Strichen und Schwüngen, die viel von der Persönlichkeit der Schreiberin verrieten. Gegen Cats Schrift sah ihre eigene wie die eines Schulmädchens aus, weil sie selbst immer sauber und gerade schrieb.
„Das ist kein Geschenk, das ist ein Befehl! In der Tüte findest du alles, was du für das heutige Party-Outfit brauchst. Vertrau mir, ich weiß genau, was dir steht. Wir gehen bald mal richtig einkaufen. Dann kannst du auch ein paar Sachen bei Damon lagern. Der hat sowieso zu viel im Schrank! Der könnte sogar mich schlagen, wenn ich genauso alt wäre wie er. Mach dir keine Gedanken, es ist überhaupt keine Mühe für mich, Kleider auszusuchen. Ich mach das gern. Und nun sei ein liebes Mädchen und zieh die Sachen an! Sonst lege ich selbst Hand an! Küsschen, Cat!“
Nico starrte die Notiz wie vom Donner gerührt an. Woher wusste Catalina, wie viele Sachen Damon in seinem Schrank aufbewahrte? Das klang beinahe so, als hätte sie die Wohnung schon einmal inspiziert. Nico strich sich durch die noch leicht feuchten Haare und spürte dabei, dass ihre Ohren glühten, was noch schlimmer wurde, als sie die Sachen ausgepackt hatte.
Sonst brauchte sie niemals so lange, um sich umzuziehen, doch das war nicht das Problem, sie traute sich nur nicht,
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