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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Tränen waren in ihr nur zu gegenwärtig und auch die Begegnung im Brunnen.

    Erst jetzt fiel Peter die mögliche Bedrohung auf, der er sich freiwillig ausgesetzt hatte. Doch es gab für ihn keinen Grund, sich zu fürchten. Es sei denn, er stellte sich so quer wie Mathilda vor über fünfundzwanzig Jahren.
    „Gloria?! Oh mein Gott!“
    Peters Entsetzen darüber, was dem Mädchen zugestoßen war, war nicht gespielt, sondern ehrlich und im höchsten Maße besorgt. Er hatte heute Nacht nicht auf sie aufpassen können, da es noch andere Breeds und Immaculates gab, die er offiziell zu schützen hatte und schützen musste. Gloria fiel durch Mathildas gewählte Unabhängigkeit nicht mehr in seinen Zuständigkeitsbereich, und obwohl er alles dafür getan hatte, dass sie bis heute überlebte, war es nicht genug gewesen. Er hatte versagt und er fühlte sich dafür verantwortlich, obwohl es nicht seine, sondern allein Mathildas Schuld war. Doch er konnte ihr die Sache nicht einfach in die Schuhe schieben. So wenig wie sich sein Äußeres in den letzten Jahrzehnten geändert hatte, hatten sich auch seine Gefühle für diese Frau geändert, die schon bei weitem weniger zurückweisend zu ihm war, jedoch immer noch nicht mit ihm ausgehen wollte.
    Ohne sich zuerst mit persönlichen Fragen zu Glorias Befinden aufzuhalten, schilderte er dem Krieger und der Sophora die Situation. Jedes Detail der Nacht, in der man Glorias Eltern tot auffand und nur das kleine Baby lebend aus einem alten Speiseaufzug retten konnte, den Lawrence so verkeilt hatte, dass kein Ghoul der Welt seine Tochter ohne technische Hilfsmittel dort herausbekommen hätte.
    Nach der Rettung des Babys bestand Mathilda, seine Tante, die vollkommen von den Immaculates abgeschottet und zurückgezogen in Queens lebte, darauf, das Kind in ihre Obhut zu nehmen.
Dem Gesetz nach hatte nur sie allein Anspruch darauf, was mit dem Kind geschehen sollte und sie entschied sich gegen jeglichen Kontakt mit einem von ihnen, Peter ausgenommen, da dieser sich nun mal nicht abwimmeln ließ, und somit willentlich für den besiegelten frühen Tod des Mädchens.
Dieses Detail ließ Peter natürlich außen vor. Ihnen allen war klar, was es für Gloria bedeutete, nicht umgewandelt zu werden.
    „Ich habe sie blutgetauft, ohne dass Mathilda je davon erfahren hat. Hätte ich es nicht getan, wäre Gloria kaum einen Tag älter als fünfundzwanzig geworden. Sie hat sich sehr schnell entwickelt und wäre sicher eine Zierde für das Haus Eurer Mutter geworden, Raynor.“
In der Stimme des erfahrenen Enforcers schwang Bitterkeit, die seine Besorgnis bei weitem überstieg.
    „Gloria bedeutet mir alles. Sie ist wie eine Tochter für mich. Ich habe sie das erste Mal kurz nach ihrer Rettung gehalten. Da war sie knapp zwei Monate alt. Lawrence hätte niemals gewollt, dass man sie einfach sterben lässt. Wir waren gute Freunde und er war Mathildas Bruder. Er hat sich immer vorgestellt, ich würde seine Schwester eines Tages zur Vernunft bringen, aber das ist mir bis heute nicht gelungen. Ich konnte nur für Gloria da sein, wenn sie mich brauchte. Ich bin fast jeden Tag bei ihr. Manchmal auch während meiner Dienstzeit. Ich wusste, sie ist längst über der Zeit. Ihr Duft war unverkennbar und ihr Verfall ging rapide voran. Alles, was ich tun konnte, waren ein paar kleine Blutspenden, die ich in ihren Kaffee träufelte, um ihre Schmerzen zu lindern. Ein Schritt mehr oder die Wahrheit wären zu viel gewesen. Das Gesetz war bisher auf Mathildas Seite. Auch wenn es brutal ist. Jede Einmischung von mir wäre ein Verstoß gewesen, den das Orakel ahnden muss. Ob es nun mit ihrer eigenen Meinung übereinstimmt oder nicht. Sie wollte nicht, dass ich aufgrund von Mathildas Sturheit mein Leben verliere und hat mir den Schwur abgenommen, Glorias Schicksal nicht zu meinem eigenen zu machen.“
    Peter hielt einen Moment inne und rieb sich müde die Augen.
„Ich bin so froh, dass Ihr sie gefunden habt. Dieses Verstellen, zusehen zu müssen, wie sie leidet. Das war fast mehr, als man ertragen kann, wenn man das Kind hat aufwachsen sehen und so gut wie jeden Tag mit ihm zusammen ist. Ich weiß nicht, wie Mathilda das erträgt. Aber ich fürchte, das hat etwas mit ihrer eigenen Vergangenheit zu tun. Sie befolgte jede unserer Regeln mit fast schon fanatischem Elan. Koste es, was es wolle. Sie war Patrona des Hauses Scientia. Eine Frau mit schier unerschöpflichem Wissen, das ihrem Haus den Namen gab. Sie war für die

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