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Die Sünden des Highlanders

Die Sünden des Highlanders

Titel: Die Sünden des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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zusammenschwärmen und sich an Eurem Elend weiden?«
    Morainn wünschte, diese Worte nie gesagt zu haben. Die Schar fühlte sich nur bestärkt, und Ides Lügen und ihre Ängste schürenden Reden fielen auf fruchtbaren Boden. Von Sir William war auch keine Hilfe zu erwarten. Er sah aus, als rechne er damit, dass sie, Morainn, sich jeden Moment vor seinen Augen in einen Seelen raubenden Dämon verwandeln würde. Während sie vergeblich versuchte, sich aus seinem Griff zu winden, bemühte sie sich, mit ihm und der Menge vernünftig zu reden. Doch es war klar, dass nur wenige der Anwesenden bereit waren, der Stimme der Vernunft zu folgen. Morainn beschlich die Angst, dass ihr diesmal weitaus Schlimmeres drohte als die Verbannung.
    »Ruhe!«
    Der barsche Befehl, der den Lärm der Menge übertönte, überraschte Morainn so sehr, dass sie den Fuß, mit dem sie eben noch nach Sir William hatte treten wollen, rasch wieder aufsetzte. Sir Simon und Sir Tormand standen auf den Eingangsstufen des Hauses, die Hände am Schwertknauf, und funkelten die inzwischen wieder kleinlauter werdende Menge wütend an. Morainn schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass die beiden sich als die Retter herausstellen würden, die sie momentan dringend brauchte.
    Als sich die geforderte Ruhe eingestellt hatte, nickte Sir Simon, dann fragte er mit leiserer, doch immer noch sehr fester Stimme: »Was geht hier vor? Habt ihr vergessen, dass in diesem Haus Trauer herrscht?«
    »Die Hexe ist da, Sir«, meinte die alte Ide und deutete auf Morainn.
    »Jawohl«, erklärte eine dicke, grauhaarige Frau und baute sich neben der Alten auf. »Ide sagt, die Hexe ist hier, um die Seele der toten Lady zu stehlen.«
    Sir Simons Miene trieb mehreren Anwesenden die Schamröte ins Gesicht, andere senkten verlegen den Blick. Morainn war froh, dass sie von Sir Simons deutlicher Missbilligung verschont blieb. Sir Tormands Gesicht konnte sie nicht so deutlich ausmachen, aber sein fein gemeißeltes Profil wirkte angespannt, wahrscheinlich war sein Gesichtsausdruck genauso verächtlich.
    »Auf solch abergläubisches Geschwafel sollte keiner von euch hören«, meinte Sir Simon an die Dicke gewandt, dann blickte er auf Ide. »Und du solltest nicht so dumm daherreden. Außerdem solltest du nicht so viel Unruhe vor diesem Haus stiften. Schweig!«, fuhr er sie an, als Ide zu protestieren ansetzte. »Nur ein Narr würde solchen Unfug von sich geben. Entweder ein Narr oder jemand, der mit diesem Unfug einem anderem schaden will. Hast du etwa Angst, deine Stelle als Hebamme in diesem Ort zu verlieren, Ide Bruce?«
    Als diese Frage einige dazu brachte, die alte Ide argwöhnisch und verärgert zu beäugen, verschränkte die Frau zornig die Arme vor der breiten Brust und sagte nichts mehr. Morainn spürte, wie sich Sir Williams Griff um ihren Arm lockerte, als Sir Simon sie anblickte. Sie sah, dass Sir William unter Sir Simons kaltem stahlgrauen Blick errötete.
    »Ist das die Frau?«, fragte Sir Simon.
    Als Sir William nickte, gebot ihm Sir Simon mit einer Geste, sie zu ihm zu bringen. Morainn geriet ins Stolpern, als der Mann sie zu den Stufen zerrte. Ein weiterer kalter Blick von Sir Simon brachte Sir William dazu, sie hastig freizulassen. Sie rieb sich den Arm, während sie zu Sir Simon aufblickte und dem Drang widerstand, Sir Tormand Murray anzusehen, den Mann, der schon so lange in ihren Träumen herumspukte.
    »Und wer seid Ihr, Mistress?«, fragte Sir Simon.
    »Das ist die Ross-Hexe«, fauchte Sir William unwillig.
    »Das ist also die Frau, die ihr vor zehn Jahren vertrieben habt?« Sir Simon betrachtete sie von oben bis unten, dann starrte er wieder auf die Menge. »Sie muss damals fast noch ein Kind gewesen sein, und trotzdem habt ihr sie verstoßen und sich allein überlassen? Vor diesem Kind hattet ihr solche Angst?« Als die meisten Anwesenden es nicht schafften, ihm in die Augen zu blicken, nickte er nur und sah wieder Morainn an. »Euer Name?«
    »Morainn Ross«, antwortete sie.
    »Ich glaube der Alten nicht.« Er lächelte nur schwach, als die alte Ide empört ächzte. »Denn es liegt ja wohl auf der Hand, dass sie versucht, eine Rivalin loszuwerden. Aber für diejenigen, die sich von ihren Lügen verführen lassen, solltet Ihr mir sagen, warum Ihr hier seid.«
    »Ich bin in den Ort gekommen, um ein paar Fässer für meinen Apfelmost und Met zu kaufen.« Aus den Augenwinkeln nahm Morainn eine Bewegung wahr – der Böttcher versuchte, sich aus dem Staub zu machen. »Dort

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