Die Sünden des Highlanders
ist der Böttcher, Sir. Er kann Euch bestätigen, dass ich nicht lüge.«
Der Mann hielt inne und blickte Sir Simon an. »Aye, Sir, sie war vor Kurzem bei mir.« Er kratzte sich am Bauch. »Ehrlich gesagt habe ich mich gewundert, dass sie auf ihrem Heimweg schon so weit gekommen ist. Sie ist wahrscheinlich ziemlich schnell gelaufen.«
»Vielleicht geflohen, was meinst du, Ide?«, rief ein Mann.
Als einige Leute kicherten, entspannte sich Morainn spürbar, und ihre Angst nahm ab. Es wäre zwar ein Wunder, wenn diese Auseinandersetzung die Dorfbewohner dazu bringen würde, die Lügen zu überhören, die die alte Ide über sie verbreitete, aber Morainn glaubte nicht an Wunder. Doch einstweilen fühlte sie sich sicher.
»Ich sage Euch, sie ist eine Hexe«, fauchte Ide, die sich nicht so rasch geschlagen geben wollte.
»Ach ja?«, fragte Sir Tormand mit schneidender Stimme. »Hat sie jemandem in diesem Ort ein Leid zugefügt?«
Die Leute verneinten die Frage leise.
»Hat sie euch angelogen? Betrogen? Bestohlen?«
Auch diese Fragen wurden verneint. »Aha. Doch einige von euch hat sie geheilt, oder etwa nicht?«
Ein paar der Versammelten nickten.
»Aber wenn sie keine Hexe ist, warum wurde sie dann verbannt?«, fragte ein junger Mann.
»Ich vermute, jemand hat seine Mitmenschen mit Lügen und abergläubischen Reden aufgewiegelt. Sobald sich genügend Leute zusammengefunden hatten, konnte es nicht mehr zurückgenommen werden.« Tormand lächelte schief, als alle auf die alte Ide starrten. Offenbar hatte diese Frau ihr tödliches Spiel nicht zum ersten Mal gespielt. Er fragte sich, wer wohl noch darunter gelitten hatte. »Geht nach Hause. Schämt Euch, dass ihr euch vor einem Haus der Trauer so aufgeführt habt und ihr den Lügen einer neidischen alten Ziege Gehör geschenkt habt.«
Morainn starrte Sir Tormand Murray an. Ihr Herz sagte ihr, dass er glaubte, was er sagte, und dass er es nicht nur gesagt hatte, um eine rebellische Meute auseinanderzutreiben. Doch sie befahl sich streng, sich dadurch nicht zu einer törichten Verliebtheit verleiten zu lassen. Der Stand des Mannes war viel zu hoch für eine wie sie; und sein Ruf bot keiner Frau Anlass zur Hoffnung, er könne echte Gefühle für sie empfinden oder ihr treu sein. Das Einzige, was sie tun konnte, war, dafür zu kämpfen, dass er nicht für Verbrechen gehängt wurde, die er nicht begangen hatte.
Tormand sah zu, wie sich die Menge zerstreute, dann wandte er sich wieder Morainn Ross zu. Als sich ihre Blicke trafen, verschlug es ihm den Atem: Große, blaue Augen, blau wie das Meer, starrten ihn verwundert und ein wenig zurückhaltend an. Ihr Haar war so schwarz, wie er es kaum je gesehen hatte, und fiel ihr in langen, dichten Wellen bis zur Hüfte. Unter ihrem dunklen Umhang ließ sich kein Blick auf ihre Figur erhaschen, aber er konnte hohe, üppige Brüste und nette Rundungen um ihre Hüften erahnen. Sie war nicht so klein wie die meisten Frauen seiner Familie, aber sie war auch nicht richtig groß. Wahrscheinlich würde ihr Scheitel gerade unter sein Kinn passen.
Doch am meisten faszinierte ihn ihr Gesicht. Ihre dunklen Brauen wölbten sich in einem perfekten Schwung über ihren wunderschönen Augen, und ihre langen, dichten Wimpern betonten die intensive Farbe der Augen. Ihre golden schimmernde Haut war makellos, was wahrhaftig sehr selten war. Er fragte sich, ob ihre Haut am ganzen Körper so beschaffen war. Doch dann merkte er, wie sehr ihn dieser Gedanke erregte, und unterdrückte ihn rasch. Ihre Nase war zierlich und sehr gerade, ihr herzförmiges Gesicht klar konturiert, von den hohen Wangenknochen bis zu dem überraschend festen Kinn. Ihr Mund war ein bisschen groß, ihre Lippen verführerisch prall, fast schon üppig. Das war nicht die Frau, die er sich vorgestellt hatte, als Walter von der Ross-Hexe gesprochen hatte.
»Geht nach Hause, Mistress Ross«, sagte Sir Simon und warf ihr einen beruhigenden Blick zu. »Vielleicht wäre es ratsam, diesen Ort eine Weile zu meiden.«
»Weil Ide es vielleicht doch noch schafft, sich mit ihren üblen Lügen bei ein paar Narren Gehör zu verschaffen?«, fragte Morainn. Zorn regte sich in ihr über die Ungerechtigkeit und das gleichzeitige Wissen, dass die Antwort auf ihre Frage ein lautes »Aye« sein würde.
»Das fürchte ich. Es ist zwar ungerecht, aber jetzt ist nicht der rechte Moment, dagegen vorzugehen.«
Nachdem Morainn einen Knicks gemacht und sich zum Gehen angeschickt hatte, wandte sich Sir
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