Die Sünden des Highlanders
viele große, starke Männer überhaupt hineinpassten.
Als sie sie hineinführen wollte, blieb Tormand bei William stehen. »Das ist bestimmt die größte und stärkste Katze, die ich je gesehen habe«, meinte er und beugte sich nach unten, um William zu streicheln.
»Seid auf der Hut, Sir! William mag keine Männer«, warnte Morainn. Ihr Herz schlug beunruhigt, als sie sah, wie Tormand den Kater schon hinter seinen zerfetzten Ohren kraulte. Doch William blieb sonderbar gelassen. »Das ist ja wirklich ausgesprochen merkwürdig«, murmelte sie. Ob das ein Zeichen war? Sie hoffte es nicht, denn eigentlich wollte sie Sir Tormand nicht zu sehr vertrauen.
»Vielleicht hat er nur den anderen Männern nicht vertraut, die er getroffen hat.« Tormand versuchte, freundlich und gelassen zu klingen, doch er fragte sich, wer diese anderen Männer wohl gewesen waren.
Er runzelte die Stirn, als Morainn sie in ihr kleines, aber sehr ordentliches Häuschen führte. Die Vorstellung von Morainn mit einem Mann behagte ihm nicht, ja, fast machte sie ihn eifersüchtig. Zweifellos wurde Morainn von manchen Männern belästigt, die glaubten, eine alleinstehende Frau sei leichte Beute. Aber vielleicht gab es ja einen, den sie gern hatte?
Am meisten beunruhigte ihn allerdings, dass er ihr diese Frage zu gern gestellt hätte, gleichzeitig jedoch die Antwort fürchtete. Er fand zwar nichts dabei, Morainn zu begehren, aber darüber hinaus wollte er eigentlich nichts für sie empfinden. Ihre Herkunft oder ihre Lage störte ihn nicht weiter, und was irgendwelche abergläubischen Narren dachten, scherte ihn wahrhaftig nicht. Aber seine Einstellung zu Frauen ändern? Nein, dazu war er nicht bereit. Er wollte eine Geliebte, sonst nichts. Schließlich war er erst einunddreißig, er brauchte noch keinen Erben. Er hatte noch einige Jahre vor sich, um seinen Gelüsten freien Lauf zu lassen, bevor er sich auf die Suche nach einer Frau machen wollte, die ihm mehr bedeutete, nach einer Beziehung, die tiefer und dauerhafter war. Im Moment ließ er nur deshalb die Finger von den Frauen, weil jeder Mann einmal ein wenig Ruhe brauchte – so sagte er sich.
Als der kleine Walin hereingebracht und vorgestellt wurde, musste Tormand ein Stirnrunzeln unterdrücken. Mit seinen blauen Augen und seinen dichten schwarzen Haaren sah Walin Morainn ziemlich ähnlich, aber das war es nicht, was Tormand beunruhigte. Walin hatte etwas an sich, was ihn stark an jemanden erinnerte; doch an wen, konnte er nicht sagen, denn in seinem Kopf schwirrte nur eine äußerst vage Erinnerung herum.
Bald drängten sich alle um den kleinen Tisch, vor jedem stand ein Becher Apfelmost, in der Mitte ein Teller mit honiggesüßten Haferkeksen. Eine Weile plauderten alle müßig, und Tormand sah, wie seine Verwandten mit Morainn schäkerten. Dass ihn das ärgerte, beunruhigte ihn so sehr, dass er schon dachte, vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen hierherzukommen. Doch schließlich richtete Morainn ihre meerblauen Augen auf ihn, und sein Herz tanzte vor Freude.
Das ist nicht gut, dachte er, überhaupt nicht gut. Doch leider verspürte er nicht den Drang, vor dem zu fliehen, was sich langsam, aber sicher wie eine Falle anfühlte, in die schon sehr viele seiner Verwandten getappt waren – eine Falle, mit der das Herz eines Mannes gefangen wurde.
»Ich freue mich über Gesellschaft, sie lockert die Einförmigkeit meiner Tage auf«, meinte Morainn. »Aber ich glaube nicht, dass Ihr gekommen seid, um mir Eure Verwandten vorzustellen, Sir Tormand.«
»Nay. Vor allem, weil ich die Narren nicht eingeladen habe, mich und Simon zu begleiten«, erwiderte Tormand und warf einen finsteren Blick auf seine grinsenden Angehörigen. »Sie haben beschlossen, dass ich Schutz brauche, und haften nun wie Kletten an mir.«
Morainn empfand plötzlich heftigen Neid. Obwohl Tormand die anderen verärgert anfunkelte, wusste sie, dass er sie gern hatte. Es waren Mitglieder seiner Familie, und Morainn spürte, dass die Bande tief und weit reichten. Sie selbst hatte nie eine richtige Familie gehabt. Sie war ohne Vater aufgewachsen, wusste nicht einmal, wer ihr Vater war. Ihre Mutter hatte offenbar auch wenig Interesse gehabt, sich ihrer Tochter liebevoll zuzuwenden. Sie hatte Morainn zwar nie wehgetan, aber sie war ihrem einzigen Kind auch nie aufrichtig zugeneigt gewesen. Morainn war in ihren ersten Jahren mit dem Gefühl aufgewachsen, eine Last zu sein, nichts weiter.
Hastig bemühte sie sich,
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