Die Sünden des Highlanders
wenn ich mich ans Werben mache. Und ich habe vor, deine Herrin zu gewinnen, also gewöhn dich endlich an mich!«
Jetzt rede ich schon mit einer Katze, dachte er. Morainn Ross stellte sein Leben wahrhaftig auf den Kopf.
11
Ich glaube, der Mann versucht, um mich zu werben.«
Morainn musste grinsen, als Nora ihre ausdrucksvollen Augen verdrehte. Sie saßen in dem sonnenbeschienenen Nähzimmer der Chisholms und bestickten Leinen. Nora hatte nämlich beschlossen, so viel wie möglich in ihre Ehe mitzubringen. Da sie weder Land noch sonstigen Reichtum besaß, wollte sie wenigstens einige Truhen voll Wäsche und Kleidung vorweisen können. Ihre Mutter und ihre Schwester waren zu ihrer Tante gegangen und nähten dort Gewänder, darunter Noras Hochzeitskleid und einiges andere, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte. Hinter all diesem geschäftigen Tun steckte natürlich der Stolz. Die Chisholms hatten sich vorgenommen, bei der Hochzeit so prachtvoll auszusehen wie die Verwandten eines Lairds.
Nun genossen Morainn und Nora ihr Alleinsein. Allerdings mussten sie in Kauf nehmen, dass Harcourt und Rory herumstreiften und sie bewachten. Morainn hatte auf diesem Besuch bestanden, nicht nur um Nora zu helfen, sondern auch, weil sie unbedingt mit ihrer Freundin reden wollte. Aber die Murrays hatten darauf bestanden, dass sie nicht ohne Wächter fortdurfte. Vor allem Tormand war über ihr Vorhaben nicht froh gewesen, doch schließlich hatte auch er eingewilligt. Wahrscheinlich wusste er von den Frauen in seinem Klan, von denen er oft sprach, dass eine Frau sich gelegentlich nach weiblicher Gesellschaft sehnte.
Aber in Wahrheit ging es ihr vor allem darum, mit einer anderen Frau zu reden, dachte Morainn lächelnd. Nachdem sie tagelang nur von Männern umgeben gewesen war, von einem kleinen Jungen, der plötzlich beschlossen hatte, dass er auch ein Mann war, und von Katzen, fühlte sie sich schon allein beim Klang der Stimme einer anderen Frau besser. Die Männer waren zwar alle sehr freundlich und liebten Walin, aber manchmal musste eine Frau einfach mit einer anderen Frau reden – und jetzt war es so weit. Das, was sie gern besprochen hätte, konnte sie jedenfalls nicht mit einem der Männer besprechen.
»Und wie stellt er es an?«, fragte Nora leicht verächtlich. »Mit Blumen, Schmuck und leeren Schmeicheleien?«
Morainn widerstand dem Drang, Tormand zu verteidigen. »Na ja, Schmeicheleien bekomme ich zwar zu hören«, meinte sie, »aber ich weiß nicht, ob sie leer sind. Er lobt meine Arbeit und meine Kochkünste, er lobt sogar, wie sich das Leinen anfühlt und wie es riecht. Und ab und zu lässt er ein Wörtchen fallen über mein hübsches Lächeln, mein wunderbares, seidiges Haar und meine Augen, die er mit dem Meer vergleicht. Sturmgepeitscht, wenn ich verärgert bin, von der Sonne geküsst, wenn ich lache.« Beinahe hätte sie geseufzt bei der Erinnerung an diese hübschen Worte und seine tiefe, verführerische Stimme.
»Oh.« Nora seufzte wohlgefällig. »Das sind wirklich schöne Worte.«
»Das finde ich auch.« Morainn war froh, dass auch Nora davon gerührt war, denn dann kam sie sich weniger närrisch vor, dass sie sich von diesen hübschen Worten beeindrucken ließ. »Und Geschenke gibt er mir auch. Keine Blumen oder Schmuck, sondern ein Büchlein mit Versen, einen hölzernen Kelch …«
»Hölzern! Der Mann könnte sich wahrhaftig etwas Besseres leisten. James hat mir gesagt, dass Sir Tormand ein bemerkenswertes Vermögen aufhäuft. Er hat sogar gemeint, dass er sich einmal mit ihm unterhalten wolle, um zu sehen, ob er ein paar Dinge von ihm lernen könne.«
»Es ist ein hübscher Kelch, verziert mit einem kleinen Blumenmuster. Aber es stimmt schon, er hätte mir auch einen silbernen Kelch schenken können.« Morainn lächelte. »Doch den hätte ich zurückgeben müssen. Solche Kostbarkeiten kämen mir zu sehr wie eine Bestechung vor.«
Nora runzelte die Stirn, doch dann nickte sie. »Stimmt. Es würde zu sehr danach aussehen, als wolle er sich deine Gunst erkaufen. Sieh mal, was ich dir Schönes gegeben habe, aber jetzt ist es an der Zeit, dass du mir gibst, was ich will, würde er bestimmt denken. Bei einem hölzernen Kelch kommt man nicht auf solche Gedanken, egal, wie hübsch er ist. Schlau von ihm, dass er dir nur schlichte Sachen schenkt.«
»Schlau ist er wirklich. Eine Schleife, bei der er sagte, sie erinnere ihn an meine Augen; ein Büchlein, in das ich meine Gedanken schreiben soll, und dazu
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