Die Sünden des Highlanders
bist. Aber jetzt ruh dich aus und sieh zu, dass du wieder zu Kräften kommst.«
Sobald Nora weg war, seufzte Morainn und schloss die Augen. Sie fühlte sich, als hätte sie drei Tage ohne Pause durchgearbeitet. Eine der Haarnadeln war noch übrig, aber die wollte sie sich noch eine Weile ersparen. Erst, wenn sie wieder bei Kräften war, wollte sie ein weiteres Mal versuchen, etwas zu erkennen, was Simon auf der Jagd nach diesen Ungeheuern nutzen konnte.
Tormand sah Nora in die Halle kommen. Sie funkelte ihn immer noch böse an. Es ärgerte ihn zwar, aber er nahm sich vor, höflich zu sein. Sie sorgte sich um Morainn, und allein deshalb wollte er ihr Missfallen wortlos über sich ergehen lassen. Doch als sie direkt auf ihn zumarschierte, wurde ihm ziemlich unbehaglich.
»Ihr solltet wirklich gut auf sie aufpassen! Sie hat in ihrem Leben schon genug Elend erdulden müssen. Da braucht sie wahrhaftig nicht noch einen Mann wie Euch, der ihr zartes Herz quält.«
Bevor Tormand etwas erwidern konnte, stand Grant auf, verabschiedete sich und zog seine temperamentvolle Verlobte hinaus. Tormand sah Simon und seine Verwandten an, doch ungeachtet seiner finsteren Miene grinsten alle nur breit. Selbst Walters sonst so mürrische Miene zeigte den Anflug eines Grinsens.
»Grant wird mit dieser Frau alle Hände voll zu tun haben«, sagte er.
»Es wundert mich, dass du ihre Tiraden sang- und klanglos ertragen hast«, meinte Uilliam.
Tormand seufzte. »Sie macht sich ja nur Sorgen um Morainn. Und ich habe eben einen gewissen Ruf.« Die Anwesenden fingen zu prusten an, doch er ging darüber hinweg. »Sie wollte sich ja nur vergewissern, dass unter meinem Dach nicht nur Morainns Leben sicher ist.«
»Tja nun – die junge Frau wirft oft genug einen zärtlichen Blick auf Euch«, meinte Walter. »Ich weiß nicht, warum ein Mann so etwas übersehen sollte.«
»Ich werde keine zärtlichen Blicke mehr übersehen müssen, weil es keine mehr geben wird. Sie hat die Liste entdeckt.« Er nickte düster, als sich Schrecken in den Mienen seiner Verwandten und selbst in Walters Gesicht spiegelte. »Es ist sehr schwer, um eine Frau zu werben, die schwarz auf weiß gesehen hat, dass der Mann, der sie umwirbt, mit so vielen Frauen ins Bett gestiegen ist, dass er das Heer des Königs bräuchte, um all diese Damen zu beschützen. Das waren jedenfalls ihre Worte.«
»Werben? Du willst um sie werben?«, fragte Harcourt.
»Jawohl, ich will um sie werben«, erwiderte Tormand zwischen zusammengebissenen Zähnen.
»Brauchst du Hilfe? Du hast in solchen Dingen nicht viel Erfahrung.«
»Ich kann alleine um eine Frau werben, vielen Dank.«
»Na ja, wenn du einen Rat brauchst, kannst du dich gern an mich wenden.« Harcourt stand auf. »Es ist Zeit, dass wir losziehen und uns ein bisschen im Ort umschauen. Wer kommt mit?«
Kurz darauf war die Große Halle leer bis auf Tormand. Seufzend goss er sich noch einen Becher Ale ein. Er konnte nur daran denken, wie süß Morainn geschmeckt hatte, und schmachtete nach mehr. Selbst die Erinnerung daran, wie sie ihn wütend angestarrt hatte, nachdem sie die Liste gesehen hatte, kühlte die Hitze in ihm nicht ab. Das Eine wusste er ganz genau: Er musste sie wieder in die Arme schließen.
Doch dazu brauchte er einen Plan. Bis sie die Liste gesehen hatte, war Morainn ihm eindeutig gewogen gewesen. Er hatte genügend Erfahrung, um zu merken, wann eine Frau an ihm interessiert war, und dieses Interesse hatte in Morainns schönen Augen geblitzt. Tormand war bereit, alles zu tun, um es dort wieder aufblitzen zu sehen. Ja, es verlangte ihn so sehr danach, dass er sogar bereit gewesen wäre, jemanden um Rat zu fragen, falls sein Plan nicht klappte. Allerdings hoffte er inständig, dass es nicht so weit kommen würde, denn er wusste, damit würden ihn seine Verwandten bestimmt ein Leben lang necken.
Das leise Tappen dicker Pfoten lenkte ihn ab, und er sah, wie William auf einen Stuhl sprang. Der Kater starrte ihn an. Tormand erwiderte den Blick düster. Er gab William noch immer die Schuld an dem, was in seinem Arbeitszimmer passiert oder vielmehr nicht passiert war. Wäre er ein abergläubischer Mensch gewesen, hätte er leicht auf den Gedanken verfallen können, dass der Kater genau gewusst hatte, was im Gange war, und absichtlich hereinspaziert war, um Morainn vor dem Mann zu warnen, den sie gerade küsste.
»Warum ziehst du nicht los und fängst ein paar Mäuse? Ich brauche keinen Kater, der mir ein Bein stellt,
Weitere Kostenlose Bücher