Die Sünden des Highlanders
Feder und Tinte.« Sie nickte nur, als Nora verächtlich schnaubte. »Das sind kostbare Geschenke für Leute wie dich und mich, aber kleine für einen Mann wie ihn. Das ist klar.
Ich glaube, es fing vor etwa einer Woche an. Ich war immer noch sehr böse auf ihn, aber bei meiner Vision war er da und hat mir geholfen, die nötige Kraft und den Mut zu finden, und dann hat er sogar meine Stirn gerieben, um die grausamen Kopfschmerzen zu lindern, die mich danach befallen hatten.«
»Du hast ihn gern, Morainn, stimmt’s? Und dabei will der Mann dich doch nur in seinem Bett.«
»Ich weiß, aber vielleicht will ich ja auch dorthin.«
»Das würde mich nicht wundern. Er ist ein stattlicher Bursche, so stattlich, wie die Sommertage lang, trotz seiner unterschiedlichen Augen. Aber du musst an deinen Ruf denken«, fing Nora an, doch dann hielt sie inne und verzog das Gesicht.
»Stimmt. Fast alle im Ort denken, ich habe schon einen kleinen Bastard, und selbst nach all den Jahren vergeuden sie noch ihre Zeit damit, Vermutungen anzustellen, wer der Vater ist. Und jetzt wissen alle, dass ich bei Tormand wohne, dank Magda und ihren Mädchen, die jedem auf die Nase binden, dass sie mitbekommen haben, wie ich eingezogen bin, und dass sie wegmussten, um ihre Seelen zu retten. Viele halten mich für eine Hexe und wünschen mir dasselbe Schicksal wie meiner Mutter. Und nicht zu vergessen – manche meinen auch, dass ich das Häuschen vom Laird von Dubhstane bekommen habe, weil ich sein Bett wärme, wann immer er will. Ich habe keinen guten Ruf, den es zu wahren gilt, Nora.«
»Du und die, die dich lieben, wissen ganz genau, dass keins dieser elenden Gerüchte der Wahrheit entspricht.«
»Ja, ich weiß, und deshalb nehme ich mir all das törichte Gerede auch nicht so zu Herzen. Aber deswegen halten die Leute noch lange nicht ihren Mund. Und außerdem – ich würde mir wünschen, dass die, die mich lieben, nicht damit aufhörten, selbst wenn ich ein Weilchen vom rechten Pfad abkäme.«
»Das ist doch selbstverständlich, Morainn. Aber trotzdem will dieser Mann dich nur ins Bett bekommen. Du hast von ihm nichts darüber hinaus zu erhoffen.«
»Meistens tue ich das auch nicht, aber ich fürchte, manchmal regt sich doch eine leise, törichte Stimme in mir, die es trotzdem macht.«
»Ein Mann wie er meint es nicht ernst. Er spielt nur mit den Frauen, er hüpft von einem Bett zum anderen wie ein verwirrter Lurch.« Nora grinste, als Morainn lachen musste. »Du hast etwas Besseres verdient, das weißt du ganz genau.«
»Das schon, aber ich glaube nicht, dass ich es je bekommen werde.«
»Warum nicht? Du bist hübsch, du bist klug, und du hast ein nettes Häuschen und ein bisschen Land dazu.«
»Für das ich die Beine breit mache, wie viele Leute glauben.«
Nora ließ sich nicht beirren. »Du bist fleißig, du kannst ordentlich nähen, wundervoll sticken und so hervorragend kochen, wie ich es nie können werde. Deshalb bin ich auch heilfroh über James’ Köchin.«
Bevor ihre Freundin fortfahren konnte, Morainns Vorzüge aufzuzählen, was sie ohnehin schon höchst verlegen machte, wandte sie ein: »Und ich habe einen kleinen Jungen, von dem alle glauben, er sei mein Sohn.«
»Hornochsen. Es ist kein Geheimnis, dass das Kind schon fast zwei Jahre alt war, als es auf deiner Schwelle abgelegt wurde. Glauben die Leute denn, du hast es bis dahin unter einem Brombeerstrauch versteckt? Sie sagen solche Dinge nur, weil sie ein schlechtes Gewissen haben. Einer von ihnen hat das Kind dorthin gelegt. Manch einer hat eine Vermutung, wer es gewesen sein könnte, doch keiner hat je mit dir darüber gesprochen, und keiner hat sich erboten, das Kind aufzunehmen.«
»Das sagst du allen, wann immer du kannst, aber das hat nichts geändert und wird es wohl auch nie. Die Leute glauben, was sie glauben wollen und was ihnen zupassekommt. Aufgrund dieser Gerüchte wenden sich nur Männer an mich, die denken, sie können sich meine Gunst erkaufen oder sie mir rauben.«
»Lauter Narren.«
»Wohl wahr. Aber darüber hinaus fürchten sich viele Männer vor meiner Gabe. Tormand tut das nicht. Er hat mir gesagt, dass es in seinem Klan von Leuten mit solchen Gaben nur so wimmelt. Es ist schön, mit Leuten zusammen zu sein, die das, was ich tun kann, nicht als Hexenwerk oder als Gabe des Teufels betrachten, und die nicht befürchten, womöglich mit dem Bösen angesteckt zu werden. Es sind Leute, die glauben, was ich ihnen sage, wenn ich etwas sehe oder
Weitere Kostenlose Bücher