Die Sünden des Highlanders
sich Wildheit. »Findet den Mistkerl, der das getan hat. Ich will ihn am Strick baumeln sehen, und dann werde ich auf sein Grab spucken. Finde ihn für mich, Tormand.«
»Das werde ich, ich schwöre es dir.«
Sobald die Männer weg waren, setzte sich Tormand an den Tisch, legte den Kopf in die Hände und ließ seiner Trauer freien Lauf. Morainn setzte sich zu ihm, schlang die Arme um ihn und presste ihn fest an sich. Die Luft war erfüllt von Trauer – Trauer, die Sir John zurückgelassen hatte, und Trauer, die Tormand niederdrückte. Auch Morainn stiegen die Tränen in die Augen.
Dieser Mord ergab keinen Sinn, auch wenn klar war, dass sie es mit Wahnsinnigen zu tun hatten. Das beunruhigte Morainn zutiefst. Außerdem verdichteten sich ihre düsteren Vorahnungen. Vielleicht wuchsen sich nach diesem Mord all die geflüsterten Vermutungen über Tormands mögliche Schuld zu lauten Rufen und Forderungen nach Vergeltung aus. Doch falls es tatsächlich dazu kommen sollte, hatte Simon ja eine Zuflucht für sie gefunden. Mit diesem Gedanken tröstete sie sich, während sie Tormand noch ein wenig fester an sich drückte.
Als Simon in die Große Halle von Hays’ elegantem Wohnsitz trat, sah er, dass Sir John vor einem überraschend großen Fenster stand und hinaus auf die Straße starrte. In der Hand hielt er ein feuchtes Tuch, offenbar hatte er wieder geweint. Simon verspürte tiefes Mitgefühl mit dem Mann, der seine Frau von ganzem Herzen geliebt hatte. Diesmal bewegte ihn nicht nur das Bedürfnis nach Gerechtigkeit, das Bedürfnis, diesem sinnlosen Morden ein Ende zu bereiten und die Schuldigen zu bestrafen, sondern auch ein wahrer Durst nach Rache. Lady Katherine war eine gute Frau gewesen, überaus freundlich und großherzig, genau wie ihr Mann. Und außerdem war er persönlich mit Sir John befreundet. Durch diesen grausamen Mord war die Jagd nach den Mördern für Simon zu einer persönlichen Angelegenheit geworden. Er trat hinter Sir John und legte ihm eine Hand auf die Schulter, auch wenn ihm klar war, dass er seinen Freund nicht trösten konnte.
»Ich bin jetzt fertig, John«, sagte er leise. »Die alte Mary und ihre Tochter sind bei deiner Frau. Sie werden sie herrichten.«
»Ich sollte ihnen helfen«, sagte John, machte jedoch keine Anstalten, seinen Platz am Fenster zu verlassen.
»Nein, mein Freund. Die Frauen können so etwas am besten. Du solltest dir diesen Anblick wahrhaftig ersparen.«
»Ich werde ihn nie mehr loswerden, Simon.«
»Versuch, den Schmerz mit Erinnerungen an all das Schöne in eurer Ehe zu bekämpfen.«
»Ja, eines Tages vielleicht.« Sir John verzog das Gesicht, während er die Menge vor dem Haus musterte. »Es werden immer mehr Leute, und ihre Stimmen werden immer hässlicher. Viele halten Tormand für den Mörder, und sie sagen es laut und beständig. Meine Kat war sehr beliebt, weil sie so großmütig war und die Armen stets unterstützt hat. Diese Leute haben eine Freundin verloren, und sie wollen, dass jemand dafür bezahlt.«
»Du meinst, sie wollen, dass Tormand dafür bezahlt.«
Sir John nickte bedächtig. »Er und die Ross-Hexe, wie sie die arme junge Frau nennen. Schaff sie fort.«
»Tormand?« Simon starrte auf die Menge. »Du glaubst also, die Gefahr ist mittlerweile so groß geworden?«
»Aye, für ihn und für die hübsche junge Frau. Anfangs war es nur ein Wispern, dann machten die Leute keinen Hehl mehr aus ihrem Verdacht – und jetzt das. Bevor ich zu meinem Cousin aufbrach, erwähnte Kat noch, dass sie sich um Tormands Sicherheit Sorgen mache, und sie wusste weitaus besser als ich, was in den Leuten in diesem Ort vorgeht. Ich glaube, es steckt jemand hinter diesen Gerüchten, der die Menschen zusätzlich aufwiegelt. Vielleicht sind es sogar die Mörder. Ja, schaff ihn und die hübsche junge Frau an einen sicheren Ort.«
»Das wird ihm nicht gefallen.«
»Immerhin wird er am Leben bleiben, um sich darüber zu beschweren. Und ich denke, du solltest es gleich tun. In dieser aufgebrachten Meute fordern einige, sich sofort auf die Suche nach dem Mörder zu machen und ihn aufzuknüpfen. Wir wissen beide, dass Tormand der Mann ist, den sie am meisten verdächtigen. Wahrscheinlich hast du schon eine Zuflucht für ihn vorbereitet, oder?«
»Ja, das habe ich«, erwiderte Simon und schickte sich zu gehen an.
»Schaff sie von hier fort, selbst wenn du den törichten Tormand fesseln und knebeln musst.«
»Sie werden in der nächsten Stunde verschwunden
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