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Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition)

Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition)

Titel: Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Nugent
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anderen haben mir gesagt, er hätte wie ein Besessener geschuftet und in ein paar Tagen geschafft, wozu zehn Männer eine Woche gebraucht hätten. Es muss ihm schwer zugesetzt haben, dass all seine Arbeit in Rauch aufgegangen war. Sie müssen wissen, dass er praktisch den ganzen Sommer damit zugebracht hatte, Papas Geschichten ins Reine zu schreiben.«
    »Ihr Vater hat geschrieben?«, fragte Alice interessiert.
    »Aber ja. Es überrascht mich ein wenig, dass Oliver das nie erzählt hat. Mein Vater hatte ihn gebeten, all seine Geschichten, die er für Jean Luc geschrieben hatte, zu transkribieren.«
    »Geschichten für Kinder? Dann hat ihn das vielleicht auf die Idee gebracht! Oliver schreibt nämlich auch Kinderbücher, müssen Sie wissen. Wie schön, dass Ihr Vater ihm eine solche Inspiration war. Worum ging es denn in diesen Geschichten?«
    »Ach, das ist schon so lange her, dass ich mich kaum noch erinnern kann. Aber er erzählte darin von den Abenteuern des kleinen Prinzen Felix, von seinem getreuen Diener Runzelstirn, von der bösen Hexe und einem Fliegenden Stuhl … «
    Alice riss die Augen weit auf und fuhr sich mit der Hand an den Hals.
    »Prinz Funkelstern«, flüsterte sie. »Und Grimmbart.«
    Ich war ein wenig irritiert. »Fühlen Sie sich nicht wohl?«, fragte ich sie besorgt.
    »Nein, nein«, winkte sie ab, und ihre Stimme klang auf einmal unnatürlich hoch. »Erzählen Sie mir doch bitte mehr von diesen Geschichten.«
    Ich konnte mir wirklich nicht erklären, was ich gesagt oder getan hatte, um sie derart aus der Fassung zu bringen. Als ich mich, nach all den Jahren, kaum noch an alle Einzelheiten erinnern konnte, geriet sie immer mehr außer sich.
    »Und Sie sind ganz sicher, dass Ihr Vater diese Geschichten geschrieben hat? Könnte nicht vielleicht Oliver sie verfasst haben?«
    Wie kam sie denn darauf? Allein der Gedanke war vermessen.
    »Aber ich bitte Sie! Mein Vater hat diese Geschichten kurz nach dem Krieg zu schreiben begonnen – bald nachdem man ihn aus der Haft entlassen hatte. Das war lange, bevor er Oliver überhaupt kannte!«
    Alice sprang auf und begann unruhig umherzugehen. Sehr zu meinem Erstaunen sollte sie mir nun in groben Zügen jene Geschichten erzählen, die ich so viele Jahrzehnte nicht mehr gehört hatte.
    »Es geht um einen jungen Prinzen, der in einem Land ewigen Sonnenscheins und ewiger Freude lebt, bis eines Tages aus dem Dunkel die böse Königin kommt, mit ihren Kriegern in das Land einfällt und es besetzt. Sie verbannt die Sonne und befiehlt allen, im Dunkel zu leben oder zu sterben. Doch der treue Diener des Prinzen erfindet einen Zauberstuhl, mit dem man bis zu den Sternen fliegen kann. Jeden Morgen fliegen Prinz Funkelstern und sein treuer Diener Grimmbart nun los, fliegen bis hinter den Mond, um die Sonne zu finden. Sie fangen den Sonnenschein in ihren Gewändern ein und schmuggeln ihn heimlich in ihr verfinstertes Königreich, um den Menschen Licht und Freude zurückzubringen.«
    Ich wusste kaum, was ich sagen sollte. »Wie … Woher wissen Sie das?«
    »Weil Oliver es geschrieben hat!«, rief sie. »Und ich habe die Bilder dazu erfunden. Ich habe alle seine Geschichten illustriert!« Dann brach sie in Tränen aus.
    Meine Ungläubigkeit wich Verärgerung. Plötzlich empfand ich das Bedürfnis, meinen lang verstorbenen Vater vor diesen haltlosen Unterstellungen in Schutz zu nehmen; ich sah mich zu einer Rechtfertigung genötigt. »Papa hat es große Freude gemacht, diese Geschichten zu schreiben. Er hat sie mir vorgelesen, als ich noch ein Kind war. Jeden Abend, wenn ich zu Bett ging, hat er mir eine dieser Geschichten erzählt. Später, als dann Jean Luc auf der Welt war, hat Papa begonnen, sich neue Abenteuer auszudenken und sie aufzuschreiben. Trotz der körperlichen Beschwerden, die ihm das bereitete, hat er bis zu seinem Tod an diesen Geschichten geschrieben.«
    »Hat er sie von Hand geschrieben? Haben Sie noch seine Aufzeichnungen?«, wollte sie wissen.
    »Er hat sie alle von Hand geschrieben. Wann immer ihm eine Idee kam, hat er sie zu Papier gebracht. Überall im Haus lagen seine Zettel herum. Olivers Aufgabe bestand darin, sie ordentlich abzutippen und in Alben einzukleben, damit endlich einmal alle Geschichten beisammen waren.«
    »Aber warum hat Ihr Vater Oliver darum gebeten? Warum ausgerechnet Oliver?«
    »Ich weiß es nicht. Mein Vater mochte Oliver. Papa hat ihn fast wie seinen eigenen Sohn behandelt. Sie müssen wissen, mein Vater mochte nicht auf der

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