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Die Suendenburg

Die Suendenburg

Titel: Die Suendenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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und dass es gar nicht so unmöglich ist, sich in ihr zurechtzufinden, ja, sogar seinen Spaß in ihr zu haben.
    Wie auch immer … Als ich genug von diesem Vikar Malvin gesehen hatte, zog ich mich zurück und überlegte, ob sein Eintreffen irgendetwas an dem änderte, was ich seit Tagen vorhatte zu tun. Ich verneinte. Schnurgerade ging ich zu Elicia.
    »Bilhildis, hast du es auch schon erfahren? Ein Gericht wird tagen. Nun wird alles gut, ich fühle es. Du weißt, ich wünsche meiner Mutter nichts Böses, aber sie hat sich mir gegenüber schäbig verhalten, das wirst auch du zugeben müssen, die du ihre treue Dienerin bist. Du verstehst mich.«
    Ich nickte mein Äffchennicken.
    »So ist das eben, man kann die Gerechtigkeit nicht ungestraft mit Füßen treten. Und was Vaters Tod angeht, so wird die Untersuchung des Vikars Licht ins Dunkle bringen, und ich, liebe Bilhildis, werde heute Abend den Zündstein dazu mitbringen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Ich konnte es mir ungefähr vorstellen. Seit Elicia zusammen mit Baldur die Befragungen der Wachmannschaft abgeschlossen hat, ist sie in aufgeräumter Stimmung. Sie hat mich nicht eingeweiht, aber es ist unübersehbar, dass sie – außer dem gefundenen Dolch – noch auf einen anderen Hinweis gestoßen ist, der sie ihrem Ziel näherbringt. Und dieses Ziel heißt, Aistulf vom Thron zu stoßen und ihn gleichzeitig als Mörder Agapets zu überführen.
    Auf diese glimmende Glut ihrer Entschlossenheit legte ich gleich noch einen Scheit drauf.
    Ich deutete an, ihr etwas Wichtiges mitteilen zu müssen. Dann formte ich mit der Hand einen runden Bauch.
    »Guter Hoffnung, meinst du das? Wer ist guter Hoffnung?«
    Ich zeigte in Richtung des Westflügels auf der anderen Seite des Hofes.
    Elicia legte beide Hände auf ihren weit aufgerissenen Mund. Als sie wieder sprechen konnte, fragte sie: »Bist du dir sicher?«
    O ja. Und ob ich mir sicher bin. Die Gräfin hat es zu vertuschen versucht, indem sie sich wochenlang immer schon zumindest teilweise ankleidete, bevor ich kam. Das erregte meinen Verdacht. Einige für werdende Mütter typische Verhaltensweisen, die sie aufwies, verfestigten den Verdacht, und ein heimlicher Blick in ihre Kemenate, als sie bereits ausgekleidet war, bestätigte ihn endgültig.
    »Aber sie – sie ist erst seit zwei Wochen verheiratet. Und Vater war mehr als vier Monate lang auf Feldzug. Wie …? O mein Gott. Oh, Bilhildis, das ist – so etwas Niederträchtiges.«
    Das fand ich auch – vor allem niederträchtig von mir.

Elicia
    Ich hatte den Dolch, den wir im Bad gefunden hatten, in die kleine Schatulle neben unserem Nachtlager gelegt. Als ich ihn vorhin, kurz bevor wir zum Gastmahl bei meiner Mutter gingen, hervorholen wollte, um ihn dem Vikar als Beweis – sozusagen als Begrüßungsgeschenk – zu überreichen, war er verschwunden. Baldur behauptet, den Dolch zuletzt gesehen zu haben, als ich ihn vor zwei Wochen in die Schatulle neben meinem Nachtlager legte. Ich selbst habe die Schatulle vor drei Tagen geöffnet, weniger um mich des Dolches zu vergewissern, als mich durch ihn zu mahnen, nicht nachzulassen in meinem Bemühen, denjenigen zu finden, der ihn benutzte, um mir den wichtigsten Menschen in meinem Leben zu nehmen.
    Irgendwann in den letzten drei Tagen also ist dieser Beweis gestohlen worden. Wer hatte regelmäßig Zugang zu unseren Gemächern? Die drei F, also meine Zofen Ferhild, Franka und Frida. Ich befragte sie umgehend, aber sie schwuren, nichts entnommen zu haben. Ich merkte jedoch, dass sie mir irgendetwas verschwiegen, daher insistierte ich, und schließlich gaben sie zu, am Tag zuvor meine Mutter angetroffen zu haben, als sie mein Gemach betraten. Sie tat so, als würde sie auf mich warten, ging aber wieder, kurz nachdem die drei F sie ertappt hatten.
    Mit entsprechender Laune machten Baldur und ich uns auf den Weg zum Gastmahl im großen Saal, zu dem wir anlässlich der Ankunft des Vikars von Konstanz geladen waren. Weil wir schwiegen, hatte mein Ärger Zeit, sich aufzublasen, um sich über meine Mutter zu ergießen.
    Als wir ankamen, war der Vikar schon im Saal und unterhielt sich angeregt mit Aistulf und meiner Mutter. Er war weder jung noch alt, recht förmlich, und die Würden, die er um seinen Hals und an seinen Fingern trug, machten ihn zu einer imposanten Erscheinung. Wirklich interessant war die Neugier in seinen Augen, als wir einander begrüßten, und ich spürte schon nach wenigen Worten, dass ich einen guten Zugang

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