Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Suendenburg

Die Suendenburg

Titel: Die Suendenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
Vom Netzwerk:
leben und größere Ernteerträge einfahren, aber er war auch nicht gerade der Fahnenträger der Idee. Die Angelegenheit erpichte ihn wenig, er verharrte in leidenschaftslosem Schweigen – bis die Sprache auf das Geld kam, das die Maßnahmen zunächst kosten würden. Aistulf erläuterte, dass wir nicht über die entsprechenden Reserven verfügten, um ein Vorhaben zur Landgewinnung umzusetzen, und dass er sich ungern so viel Geld leihen wolle, weshalb wir die Zahl unserer Waffenträger halbieren müssten. Plötzlich war es, als habe jemand bei Baldur einen Hebel betätigt, der aus einem starren, aus Holz gefertigten Apparat, von dem man nicht recht weiß, wofür es ihn gibt, ein Katapult macht. Baldur schleuderte Aistulf sein »Nein« entgegen.
    »Das wird niemals geschehen. Wir brauchen unsere Waffenträger. Sie sind unser Schutz.«
    »Vor wem?«
    »Vor unseren Feinden. Vor den Ungarn, zum Beispiel. Sie können jederzeit in Schwaben einfallen. Das haben sie schon oft getan.«
    »Vielleicht sollten wir anfangen, mit ihnen zu verhandeln.«
    Dieses letzte Wort hatte auf Baldur eine ähnliche Wirkung, wie Maden sie auf Menschen haben. »Verhandeln«, rief er. »Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie verhandelt.«
    Aistulf erwiderte ruhig, jedoch mit ironischem Unterton: »Daran wird es wohl liegen, dass ich nicht zuvorderst an dich als Parlamentär gedacht habe.«
    »Noch keiner hat mit den Ungarn verhandelt. Wir wären die Ersten und Einzigen.«
    »Noah war auch der Erste und Einzige, der inmitten von Hügeln und Weiden ein Schiff baute. Das Ergebnis ist bekannt. Wenn alle darauf warten würden, dass ein anderer ein Beispiel schafft, würde nie etwas vorangehen. Im Übrigen höre ich, dass der neue König Konrad sehr gerne mit den Ungarn ins Gespräch kommen würde, nur fehlt es ihm an Unterstützung der Herzöge.«
    »Mit Ungarn kann man nicht reden.«
    »Weil sie weder Ohren noch Münder haben?«
    »Weil sie nur an eines denken: Krieg und Zerstörung.«
    »Falls das zutrifft, wären sie damit nicht allein auf der Welt, wie mir scheint.«
    »Du kannst noch so lange schlau daherreden und kommst trotzdem nicht daran vorbei, dass es die Ungarn waren, die mit den Überfällen angefangen haben.«
    »Schuldfragen sind wie Strudel, sie bewegen sich im Kreis und ziehen alles mit sich in die Tiefe. Ich habe nicht die Absicht, eine historische Abhandlung über die Ursache der Heidenkriege am Übergang des neunten zum zehnten Jahrhundert nach der Geburt des Heilands zu verfassen. Ich habe die Absicht, Ackerland zu erschließen, die Mückenplage loszuwerden, die Zahl der Pächter zu verdoppeln, damit das Steueraufkommen zu erhöhen und dadurch wiederum das Fundament eines breiten Wohlstands zu legen, der sowohl der Burg, den Pächtern, der Grafschaft, dem Herzogtum und dem Reich zugutekommt. Wenn der Preis dafür ist, die Frage der Schuld an den Kriegen in die Zukunft zu verlagern, so bin ich bereit, ihn zu zahlen.«
    »Das ist würdelos.«
    »Der Hunger, den unsere Bauern leiden, ist würdelos. Hast du dir je die Zumutung auferlegt, im Winter ins Tal hinabzusteigen und den Kindern ins Gesicht zu sehen?«
    »Ich war im Tal, schon vergessen? Ich habe den Damm gebaut.«
    »Seite an Seite haben wir ihn gebaut, und ich habe dir für deine gute Arbeit gedankt. Mit der Flut sind wir fertiggeworden. Nun möchte ich, dass wir mit dem Hunger fertigwerden.«
    »Du kümmerst dich um den Hunger, und ich kümmere mich um die Ungarn. Im Mai gehe ich auf Feldzug, so wie in den letzten Jahren. In diesem Jahr machen wir den heidnischen Hunden den Garaus.«
    »Das ist dein gutes Recht, du bist ein freier Mann. Meinetwegen kannst du bis nach Jerusalem marschieren. Aber nicht mit meinem Geld, sprich, mit meinen Männern.«
    »Es sind meine Männer.«
    »Dann bezahle sie. Aber das kannst du nicht, weil du nichts hast. Also sind es meine Männer, und ich verringere ihre Zahl auf die Hälfte, und die Entlassenen sollen sich entweder in den Dienst eines anderen Kriegsherrn stellen oder auf den neuen Feldern im Tal arbeiten. Die meisten von ihnen werden sich für Letzteres entscheiden, weil sie ohnehin aus dem Tal stammen. Keiner geht gerne in den Krieg, wenn er die Wahl hat.«
    »Ich schon.«
    »Ich bitte um Entschuldigung, für einen kurzen Moment hatte ich vergessen, mit wem ich dieses Streitgespräch führe. Daher berichtige ich mich: Fast keiner geht gerne in den Krieg.«
    »Die Männer da draußen auf den Mauern stehen auf meiner Seite, du wirst

Weitere Kostenlose Bücher