Die Sündenheilerin (German Edition)
Damen gefallen?«
Sie lenkte ihren Zelter dichter an Philip heran. »Sagt, Herr Philip, Ihr seid doch ein stattlicher junger Mann. Habt Ihr Euch etwa nie an einem derartigen Spektakel beteiligt? Oder gibt es das in Ägypten nicht?«
»Nein«, antwortete er hastig. Doch die Bilder in seinem Kopf waren schneller.
Das Schnauben der Pferde, das sich mit dem Klirren der Kettenhemden und dem Knarren des Sattelleders mischt. Donnernde Hufe, die jeden in dichte Staubwolken hüllen. Das Gewicht der Lanze. Der Geruch nach Pferden, Leder und geöltem Eisen.
»Wie schade. Ihr würdet Euch gewiss gut in der Rüstung machen.«
»Ich fürchte, da irrt Ihr Euch, Schwester Margarita.«
Er trieb seinen Rappen an und setzte sich wieder an die Spitze. Lena schloss sofort zu ihm auf.
Schweigend ritten sie über das große Feld, auf dem alles für das kommende Spektakulum vorbereitet wurde. Philip bemühte sich, nur auf die Burg vor sich zu schauen. Nicht nach rechts und nicht nach links, wo sich Knappen im Kampf mit stumpfen Waffen übten oder die Ausrüstung ihrer Ritter polierten.
Lena berührte ihn sacht am Arm, so unauffällig, dass es weder Schwester Margarita noch Said wahrnehmen konnten.
Er sah sie an.
»Ich weiß nicht, was mit Euch ist, Herr Philip, aber Ihr scheint eine Abneigung gegen Turniere zu haben.«
»Ist mir das so sehr anzumerken?«
»Es steht in scharlachroten Buchstaben auf Eurer Stirn geschrieben.«
Als er nichts sagte, sprach sie weiter. »Herr Ewald erzählte mir, dass Euer Vater bei jedem Turnier ein gefürchteter Gegner war und die Zuschauer mit seinem unvergleichlichen Können beeindruckte.«
Verdammt, warum musste sie jetzt mit seinem Vater anfangen? Er war froh, die Erinnerungen einigermaßen zu beherrschen. Was, wenn er außer sich geriet?
Sie betrachtete ihn aufmerksam. Versuchte sie schon wieder in seinen Augen zu lesen? Er wandte den Blick ab. Immerhin war sie feinfühlig genug, nicht weiter in ihn zu dringen. Niemand sagte mehr ein Wort, bis sie den Burghügel hinaufgeritten waren und man ihnen Einlass in die Festung gewährte.
»Wir bringen eine wichtige Botschaft für Fürst Leopold«, sprach Philip einen der Waffenknechte am Tor an. »Mein Name ist Philip Aegypticus, der Fürst übergab mir vor einiger Zeit auf Burg Königshof ein Empfehlungsschreiben.« Er zog das Pergament hervor, das ihm schon Einlass auf Burg Birkenfeld verschafft hatte. Der Waffenknecht beäugte nur das Siegel, dann nickte er und ließ sie passieren.
Ein Junge wurde in die Burg geschickt, um sie dem Fürsten zu melden.
Im Burghof herrschte allerlei Trubel. Frauen hasteten mit frischer Wäsche hin und her, Kinder tollten zwischen aufgestapelten Fässern umher, und Männer entluden einen Ochsenkarren. Philip stieg vom Pferd und bot Lena die Hand, um ihr beim Absteigen behilflich zu sein.
»Es wird gewiss ein großes Fest vorbereitet«, hörte er Schwester Margarita hinter sich sagen. »Was mag es wohl sein?« Sie ging auf eine der Frauen mit den Wäschekörben zu und verwickelte sie in ein Gespräch. Philip hatte dafür keinen weiteren Blick, denn soeben kehrte der Junge zurück. Der Fürst sei bereit, sie zu empfangen.
Schwester Margarita riss sich von ihrem Schwatz mit der Wäscherin los und eilte ihnen mit fliegenden Schleiern hinterher.
Man führte sie über eine schmale Stiege hinauf in den Rittersaal. Fürst Leopold war nicht allein. Rings um einen Tisch saßen mehrere vornehm gekleidete Männer und schienen über wichtige Angelegenheiten zu sprechen. Einige von ihnen trugen Wappen auf den Waffenröcken, die Philip schon auf den Zeltbannern vor der Burg gesehen hatte.
»Seid mir willkommen, Philip Aegypticus.« Der Fürst stand auf und trat ihm entgegen, als wäre er ein Gleichgestellter. »Habt Ihr von unserem Spektakulum gehört und wollt Euch beteiligen? Ich habe mich ja von Anfang an gefragt, wie Ihr Euer edles Pferd wohl in einem Turnier zu beherrschen wisst.«
»Nein, mein Fürst«, antwortete er. Mit Blick auf die Männer, die gleichzeitig mit dem Fürsten aufgestanden waren, sprach er weiter. »Nicht das Vergnügen führt mich in Eure Stammburg, sondern beunruhigende Neuigkeiten. Darf ich Euch allein sprechen?«
»Ich habe keine Geheimnisse vor meinen treuesten Vasallen.«
»Auch dann nicht, wenn es um den Treuebruch eines anderen Vasallen geht, der nicht zu den hier Anwesenden gehört?«
»Von wem sprecht Ihr?« Leopolds Lippen wurden schmal.
Philip zögerte. Es gefiel ihm nicht, dass acht
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