Die Sündenheilerin (German Edition)
weitere Augenpaare auf ihn gerichtet waren. Wie mochten diese Männer zu Dietmar von Birkenfeld stehen?
»Ich weiß, wer hinter den Überfällen auf Eure Eisenerzfuhren steckt. Wie ich schon bei unserer ersten Begegnung vermutete, ist Barbarossas Bande nicht von selbst darauf gekommen. Es gibt einen Auftraggeber. Doch wäre es mir lieb, wenn zunächst nur Ihr seinen Namen erführet.«
Es war so still geworden, dass er Lenas Herz hinter sich schlagen zu hören glaubte. Fürst Leopold zögerte für einen Moment, dann nickte er und gab seinen Männern durch ein Zeichen zu verstehen, dass sie den Saal verlassen sollten. Alle bis auf einen fügten sich sofort.
»Mein Fürst, seid Ihr sicher, dass wir Euch mit diesem Fremden allein lassen können? Noch dazu, nachdem sich offenkundig ein Heide in seiner Begleitung befindet?« Er wies auf Said. Das Wappen auf der Brust des Mannes zeigte ein stilisiertes Hirschgeweih. Irgendwo hatte Philip schon einmal von einer Hirschstange als Wappen gehört, doch fiel ihm nicht ein, zu welcher Familie es gehörte, bis Leopold antwortete. »Eure Sorge ehrt Euch, Ulf von Regenstein, doch sie ist unbegründet. Ich kenne diesen Mann.«
Ulf von Regenstein! Der jüngste Bruder der Männer, die seinen Vater einst verraten hatten.
Der Regensteiner nickte, dann ging auch er zur Tür, allerdings nicht ohne Said kräftig anzurempeln. Philips Hand glitt zum Schwert, doch er hielt inne, ehe er den Griff berührte. Dieser Regensteiner war es nicht wert, den Fürsten zu verärgern.
»Nun, dann erwarte ich Euren Bericht, Herr Philip.«
Philip atmete tief durch. Auf dem Weg nach Schlanstedt hatte er sich wiederholt überlegt, welche Worte er wählen sollte, denn es widerstrebte ihm zutiefst, Thea zu erwähnen. Zuerst hatte er gedacht, aus Scham, doch Lena wusste um Thea, und Schwester Margarita konnte vermutlich trotz ihrer frommen Tracht nichts erschüttern. Je länger er darüber nachsann, umso sicherer erkannte er den wahren Grund. Er wollte nur Barbarossa und seine Mörderbande ihren Richtern zuführen. Nicht Thea, der das Schicksal niemals eine Wahl gelassen hatte. Und so erfand er eine unbekannte Magd, eines der Weiber, die er in Barbarossas Lager gesehen hatte und die nun Theas Rolle übernahm. Seine Erzählkunst machte die kleine Lüge zur Wahrheit, an der niemand zweifelte. Einmal blickte er zu Lena hinüber, hoffte, dass sie seine Unaufrichtigkeit nicht durch ihr Mienenspiel verriet, doch Lena unterstützte ihn, indem sie an manchen Stellen zustimmend nickte, insbesondere als er von Graf Dietmars doppeltem Spiel sprach.
Die Lippen des Fürsten wurden immer schmaler, je mehr er hörte.
»Ihr wisst also, wo sich das Lager der Räuber befindet?«, fragte er, nachdem Philip seinen Bericht abgeschlossen hatte.
»Wie ich es schon sagte. Ich brauche etwa dreißig Waffenknechte, dann könnte ich das Dorf der Halunken einnehmen und Euch Barbarossa bringen, tot oder lebendig.«
Der Fürst zögerte. Misstraute er seiner Aufrichtigkeit? Sah er in ihm vielleicht doch die Gefahr, die Ulf von Regenstein heraufbeschworen hatte?
»Die Zeit ist nicht günstig, Euch eine derart hohe Zahl meiner Waffenknechte anzuvertrauen. In einer Woche beginnt das Turnier, und wir erwarten in den nächsten Tagen zahlreiche Ritter, Händler und Fahrende. Von den Schaulustigen aus den umliegenden Dörfern ganz zu schweigen. Ich brauche jeden einzelnen Mann, um die Ordnung aufrechtzuerhalten und Streitigkeiten zu schlichen.«
»Und Eure Vasallen?«
Leopold schüttelte den Kopf. »Ihr habt schon ganz recht daran getan, mir allein die Wahrheit über Dietmar von Birkenfeld mitzuteilen. Wer weiß schon, was in den Köpfen der Männer vorgeht? Zumal etliche Heißsporne darunter sind, denen es nur um den eigenen Ruhm geht. Nein, Herr Philip, in diesem Falle vertraue ich Euch weitaus mehr, als Ihr glaubt.«
»Was werdet Ihr dann entscheiden?«
»Ihr bleibt allesamt hier als meine Gäste, bis das Turnier vorüber ist. Dann gebe ich Euch die Männer, um die Räuber zu fassen. Nach all den Jahren mag es auf zwei Wochen mehr oder weniger auch nicht mehr ankommen. Und eine überhastete Tat könnte alles verderben.«
Philip nickte.
»Sagt, Herr Philip, wollt Ihr Euch nicht auch beteiligen? Mein ältester Sohn sucht noch nach guten Männern für den Buhurt. Und wir alle sehen gern geschickten Reitern beim Tjost zu.«
»Ich habe weder Rüstung noch Lanze oder gar einen Knappen.«
»Aber Ihr bestreitet nicht mehr, dass Ihr ein
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