Die Sündenheilerin (German Edition)
seid ja noch schlimmer als Euer rotznäsiger Ableger. Man sollte Euch ächten, bannen, aus der Kirche ausschließen und in Mist ertränken!«
»Bringt jemand dieses verrückte Weib zur Ruhe, damit die Männer reden können?«, fragte der Regensteiner mit aufgesetzter Gelassenheit.
»Warum? Sie hat doch vollkommen recht«, entgegnete Philip.
»Von dir war nicht die Rede, Ägypter. Du bist doch selbst ein halber Heide. Sprecht Ihr, Ritter von Hohnstein. Was ist wirklich geschehen?«
»Das wisst Ihr ganz genau.« Johann von Hohnstein verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich erwarte, dass Ihr die Verantwortung für die Taten Eures Sohnes übernehmt und den Schaden begleicht.«
»So? Es war doch der Heide, der den Stand umgeworfen hat.«
»Weil Euer Sohn ihn mit seiner Lanze verletzt hat!«, schrie Philip. Am liebsten hätte er Ulf von Regenstein das Schwert einmal quer durchs Gesicht gezogen, damit dem Kerl endlich dieses überhebliche Grinsen verging.
»Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich von dir nichts hören will, Heidenfreund.«
Philips Rechte zuckte erneut zum Schwertgriff. Lena legte ihm begütigend die Hand auf den Arm.
Ulf zog seinen Geldbeutel und schüttete die Münzen in den Straßenstaub.
»Hier, damit ist die Schuld wohl beglichen. Ich will keinen Streit mit Euch, Johann von Hohnstein.«
Er wendete sein Pferd und galoppierte davon.
»Ach, wäre ich doch ein Mann!«, rief Schwester Margarita. »Diesen Haderlumpen stieße ich gern aus dem Sattel.«
»Ulf von Regenstein führt die sicherste Lanze«, bemerkte Johann von Hohnstein. »Die Wetten stehen für ihn. Im Tjost auf jeden Fall, aber vermutlich wird seine Mannschaft auch im Buhurt siegen.«
»Und zu welcher Mannschaft gehört Ihr? Zu seiner?«, fragte Philip.
Hohnstein schüttelte den Kopf. »Als künftiger Schwiegersohn des Fürsten reite ich für Halberstadt. Es wäre an der Zeit, dass die Halberstädter wieder einmal gegen die Regensteiner und Blankenburger siegen. Wie ich schon sagte, der Sohn des Fürsten gäbe viel darum, Euch in unserer Mannschaft zu wissen, Herr Philip. Und nachdem ich gesehen habe, wie Ihr mit diesen Burschen umgesprungen seid, verstehe ich ihn nur allzu gut.«
»Ich habe keinen Helm und keine Lanze«, wich Philip aus. Sein Zorn auf Ulf von Regenstein war groß genug, sich zu einer unbedachten Tat hinreißen zu lassen. Aber seit seines Vaters Tod hatte er sich geschworen, niemals wieder eine Lanze anzufassen.
»Komm, Said, ich bringe dich zurück in die Burg.«
»Wartet, ich begleite Euch!«, rief Lena, und auch Schwester Margarita schloss sich ihnen an.
»Sagt, Herr Philip, Ihr seid doch ein Ritter, nicht wahr?« Die Nonne schob sich mit ihrer ganzen Masse zwischen ihn und Lena. »Warum wollt Ihr nicht am Turnier teilnehmen? Ein kräftiger junger Mann wie Ihr, der hat es doch nicht nötig, sich und seine Freunde beleidigen zu lassen. Warum zahlt Ihr’s dem Regensteiner nicht heim? Stoßt ihn in den Dreck, in den er gehört.«
Philip seufzte. »Ich habe schon seit Längerem kein Turnier mehr besucht. Und wie ich schon sagte – mir fehlt das passende Rüstzeug, angefangen beim Helm.«
»Hach, das wird sich doch irgendwo auftreiben lassen. Vielleicht leiht Euch jemand seine Rüstung.«
»Das glaubt Ihr doch selbst nicht, ehrwürdige Schwester. Wer würde schon auf die fragwürdigen Künste eines Fremden setzen, wenn die Rüstung des Verlierers stets dem Sieger zufällt?«
»Ich habe es ja nur von ferne gesehen, doch erschienen mir Eure Künste keineswegs fragwürdig. Und Ritter Hohnstein hat doch regelrecht um Eure Teilnahme gebuhlt.«
»Weil er schwach ist«, entfuhr es Philip. »Er war meiner Meinung, aber zu feige, sie deutlicher vor dem Regensteiner zu vertreten.«
Zurück in ihrer Kammer, versorgte Philip sorgfältig Saids Wunde.
»Ich dachte anfangs, es sei schlimmer«, sagte er.
»Dann hättest du also darauf verzichten können, mir das Hemd zu zerreißen.«
Philip lachte. »Warum sollst du besser davonkommen als ich?«
Said ging auf das Angebot zum Wortgeplänkel nicht ein. Mit ernster Miene sah er aus dem geöffneten Fenster in den blauen Himmel.
»Du hast heute zum ersten Mal seit damals wieder mit einer Lanze im Sattel gesessen.«
»Und ich hätte sie auch geführt, wenn die Burschen nicht davongeritten wären.«
»Es war eine scharfe Waffe. Du hättest sie getötet.«
»Die Verantwortung hätten sie getragen.«
»Wirst du am Turnier teilnehmen?«
Philip schüttelte den Kopf.
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