Die Sündenheilerin (German Edition)
Pferd.« Johann von Hohnstein schlug Philip anerkennend auf die Schulter. »Ihr wart so überzeugend, dass Ihr mich in die Rolle des Zuschauers gezwungen habt.«
»Hättet Ihr denn eingegriffen, wenn es erforderlich gewesen wäre?« Philip war immer noch zornig.
»Bezweifelt Ihr es?«
Die Waffenknechte und Schwester Margarita erreichten den Kampfplatz und enthoben Philip einer Antwort. Der erste Bursche kam gerade wieder zu sich und rappelte sich stöhnend auf.
»Verfluchter Heidenfreund!« Er zog den Rotz hoch und spie ihn Philip vor die Füße. Einer der Waffenknechte wollte ihn packen, doch ein weiterer hielt ihn zurück. »Das ist Ulf von Regensteins Sohn. Sein Vater wird’s uns verargen, wenn wir Hand an ihn legen.«
»Sein Vater sollte lieber für den Schaden aufkommen«, knurrte Philip.
Der Jüngling stieß die Waffenknechte von sich. »Ha, soll doch der Heide zahlen, der ist doch feige hinter den Stand gesprungen. Und dir … dir wird mein Vater auch noch das Fell über die Ohren ziehen!« Er funkelte Philip böse an.
Philip packte ihn beim Kragen. »Du hast meinen Freund verletzt! Wenn er tot wäre, dann würde ich dir jetzt die Kehle durchschneiden. Ganz langsam. Von links nach rechts, und dich dann ausbluten lassen wie ein Schwein.«
»Wag es doch! Mein Vater würde dir die Haut bei lebendigem Leib abziehen und deine Gedärme in der Sonne trocknen lassen. Und jetzt lass mich los!«
Philip wandte sich zu den Waffenknechten um. Keiner machte Anstalten, den Regensteiner Sohn in Gewahrsam zu nehmen. Fragend blickte Philip Johann von Hohnstein an.
»Ihr lasst ihn einfach so gehen?«
»Natürlich lassen sie mich gehen, du dreckiger Bastard! Niemand vergreift sich an einem Regensteiner.« Er riss sich los und spuckte Philip noch einmal vor die Füße.
Der Hohnsteiner zuckte die Schultern. »Sein Vater wird für den Schaden aufkommen. Was wollt Ihr mehr?«
»Was ich mehr will? Dieser Bursche hat gerade meinen besten Freund angegriffen und verwundet!«
»Und Ihr habt ihn und seine Freunde dafür gehörig in die Schranken gewiesen. Lasst es gut sein. Wir können keine Fehden gebrauchen. Schon gar nicht mit den Regensteinern.«
Lena war an Philips Seite getreten. Ihre Nähe besänftigte ihn ein wenig. Nicht aber Schwester Margarita, die ihre ganze Wut an den Waffenknechten ausließ, die den Regensteiner Spross einfach hatten ziehen lassen und auch keine Anstalten machten, den zweiten Jungen zurückzuhalten, der gerade wieder zu sich kam.
»Ist das christlich?«, schrie sie. »Wenn harmlose Menschen von wild gewordenen Halbwüchsigen angegriffen werden? Wenn sie sich nicht einmal von meiner frommen Tracht zurückhalten lassen, ja sogar auf mich die Lanzen anlegen? Sodom und Gomorrha! Und ihr Feiglinge kuscht vor dem Namen Regenstein? Da möchte ich doch selbst zum Mann werden und es dem Pack heimzahlen.«
»Das hat Herr Philip doch schon trefflich erledigt«, sagte Johann von Hohnstein. »Lasst uns die Sache damit beschließen. Ulf von Regenstein wird für den Schaden zahlen, und damit ist’s aus der Welt geschafft. Seht, da kommt er schon.«
Tatsächlich, es war Ulf von Regenstein, der auf seinem Goldfuchs herangaloppierte und ihn erst kurz vor Philip und Johann von Hohnstein zügelte.
»Mein Sohn berichtete mir, Ihr hättet ihn angegriffen?« Er schaute von oben auf Philip herab.
»Er und seine Bande haben meinen Freund verwundet!«, zischte Philip.
»Euren Freund? Ihr meint doch nicht etwa diesen Ungläubigen? Wisst Ihr nicht, dass es die Pflicht eines jeden Christen ist, die Ungläubigen zu bekämpfen, wo immer man ihrer ansichtig wird? Die tapferen Knappen verdienen dafür Belohnung und keinen Tadel.«
Philips Hand glitt zum Schwert, doch bevor er es ziehen konnte, war Schwester Margarita dicht vor den Regensteiner getreten, die Augen zornblitzend und die Hände in die Hüften gestemmt. »Ach ja? Zählt dazu auch der Kampf gegen Frauen? Noch dazu gegen jene, die sich dem Dienst des Herrn verschrieben haben? Euer verlauster Bengel und seine missratenen Kumpane, die wohl allesamt nie so etwas wie eine Erziehung genossen haben, haben auch mich mit ihren Lanzen bedroht! Mich, eine Schwester des Ordens der Benediktinerinnen! Und wer weiß, was geschehen wäre, wenn der tapfere Mann, den Ihr einen Heiden nennt, nicht dazwischengegangen wäre.«
»Eine Nonne gehört ins Kloster. Ihr seid selbst schuld, was treibt Ihr Euch mit einem Heiden herum?«
»Was? Ihr schmäht eine Braut Christi? Ihr
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