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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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erloschen.«
    Er sah den Fürsten fragend an, doch Leopold lächelte nur.
    Die Ritter hatten sich unterdessen zur nächsten Prüfung versammelt. Diesmal galt es, zwölf Ringe, deren Durchmesser nur knapp die Dicke der Lanze übertraf, in vollem Galopp mit der Lanze zu durchbohren. Die Aufgabe wurde dadurch erschwert, dass die Ringe nahe beieinander in verschiedenen Höhen aufgehängt waren.
    Johann von Hohnstein ritt als Erster und kehrte mit neun Ringen zurück. Der junge Leopold von Halberstadt brachte es unter dem Jubel der Volksmasse auf elf Ringe. Dann folgten etliche Ritter mit sechs oder sieben Treffern. Lena schaute zu Philip hinüber, der leicht vornübergebeugt im Sattel saß und seine Konkurrenten beobachtete. Jetzt war Ulf von Regenstein an der Reihe. Er trieb sein Pferd an und ließ seine Lanze durch die Luft tanzen. Ein Ring, zwei Ringe, drei, vier. Lena hörte auf zu zählen. Der Regensteiner war so geschickt und treffsicher, dass er schneller als alle anderen das Ende der Bahn erreichte und sämtliche Ringe auf seiner Lanze präsentierte. Er ließ es sich nicht nehmen, einmal um das Turniergeviert zu galoppieren, überall seine Beute zu zeigen und sie ganz am Schluss auch Johann von Hohnstein und dem jungen Leopold von Halberstadt triumphierend vor die Nase zu halten.
    »In drei Tagen bin ich um fünfzehn Goldstücke reicher«, sagte Ulrich von Regenstein.
    Fürst Leopold lehnte sich zurück. »Warten wir es ab.«
    Zwei weitere Ritter stellten mittelmäßige Leistungen zur Schau. Dann war Philip an der Reihe.
    Er ließ sein Pferd bis zum Ausgangspunkt traben, dann versammelte er es und legte die Lanze an.
    Zeig’s ihm!, dachte Lena. Du bist der Beste, zeig’s dem Regensteiner!
    Aus dem Stand heraus galoppierte Philips Rappe an. Ein Ring, zwei Ringe, drei, vier, fünf … Schneller als der Regensteiner ließ Philip seine Lanze durch die Luft gleiten und pflückte einen Ring nach dem anderen. Beim zwölften musste Lena an sich halten, nicht laut jubelnd aufzuspringen. Doch selbst wenn sie es getan hätte, ihr Jubel wäre von dem Beifall übertönt worden, der von der anderen Seite des Turnierplatzes herüberscholl. Waren es eben noch die Anhänger der Regensteiner gewesen, so gehörte Philip der Applaus des Volkes, und auch auf der Ehrentribüne klatschten die Menschen, am lautesten Schwester Margarita.
    Anders als Ulf von Regenstein galoppierte Philip nicht um das Turnierfeld herum, sondern kehrte wie alle anderen Ritter zu seinem Ausgangsplatz zurück. Er hob nicht einmal triumphierend die Lanze, als er an Ulf von Regenstein vorüberritt. Das Pferd des Regensteiners scharrte mit den Hufen, warf den Kopf hoch. Philip beachtete ihn nicht.
    »Dieser Ägypter ist bemerkenswert«, sagte Ulrich von Regenstein. »Sagt, mein Fürst, wie habt Ihr ihn kennengelernt?«
    »Ich glaube, das wisst Ihr längst, Herr Ulrich. Ihr habt Eure Augen und Ohren doch überall.«
    Die weiteren Prüfungen wurden immer mehr zu einem Zweikampf zwischen Ulf von Regenstein und Philip Aegypticus. Ganz gleich, wie herausragend die Leistungen des Regensteiners waren, Philip tat es ihm ohne Zögern gleich, zeigte dabei aber eine Gelassenheit, die dem Regensteiner die Zornesröte ins Gesicht trieb.
    Als die letzte Prüfung abgelegt war, ritt Ulf von Regenstein unmittelbar auf Philip zu und berührte dessen Schild mit seiner Lanze.
    »Morgen küsst du den Staub!«, schrie er.
    »Oh, Ihr fordert mich zum Tjost? Welche Ehre. Ich nehme an.« Auch Philip berührte den Schild des Regensteiners mit seiner Lanze.
    Die Menge jubelte.
    Lena sah, dass Philip noch irgendetwas zu Regenstein sagte, aber der Lärm verhinderte, dass sie es verstand. Es musste etwas Unterhaltsames sein, denn der junge Leopold und Johann von Hohnstein brachen in Gelächter aus, während Ulf von Regenstein wutschnaubend sein Pferd antrieb und davonstob.
    »Darf ich die edle Dame um die Gunst ihrer Begleitung bitten?«
    Wie war Philip nur so schnell hinter die Tribüne gekommen, um sie rechtzeitig abzupassen?
    »Sehr gern, Herr Ritter.« Sie legte ihre Hand auf seinen ausgestreckten Arm. Er trug noch immer den schwarzen Waffenrock.
    »Herr Ritter, Ihr tragt ein außergewöhnliches Wappen.«
    »Gefällt es der edlen Dame?« Seine Augen blitzten.
    Sie nickte. »Ein Wappen, an das sich alle lange erinnern werden. Und an den Mann, der es trug.«
    Er ergriff ihre Hand. »Ich würde es gern für immer tragen. Doch ich kann dir hier nichts bieten. Mein Besitz liegt in

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