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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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überhaupt nicht«, entgegnete Philip so gelassen wie möglich. »Ja, es ist ein Versprechen. Und ja, ehe Ihr noch lange fragt, ich werde ihr morgen einen Antrag machen.«
    »Ich gratuliere!« Hohnstein schenkte Philip nach. »Ich habe eine Schwäche für derartige Galanterien. Ich hielt es ähnlich bei Mechthild. Und wie ich meine Braut kenne, wird sie entzückt sein. Was haltet Ihr von einer Doppelhochzeit im nächsten Monat?«
    Philip atmete tief durch. Ungefähr so musste sich ein junges Pferd fühlen, dem zum ersten Mal das Halfter angelegt wurde. Er trank einen Schluck Wein, um seine Unsicherheit zu überspielen.
    »Warum nicht?«, sagte er dann. »Sofern Lena einverstanden ist.«
    »Ich kenne keine Frau, die sich ein solches Fest entgehen ließe.« Johann rief nach dem Knecht. »Hol uns noch einen Krug von diesem Wein!«, befahl er. »Der heutige Abend bietet mehr als einen Grund zum Feiern.«
    Zum letzten Mal riefen die Fanfaren an diesem Morgen die Ritter auf das Feld der Ehre. Acht Kämpfer auf jeder Seite. Nur die besten sollten sich im Buhurt messen. Anders als beim Tjost gab es keine echten Waffen, sondern nur schwere Sandsäcke, die ähnlich wie Morgensterne geschleudert wurden.
    Philip zog sich die Lederschlaufe, an der sein Sack hing, fest um das Handgelenk und wog die stumpfe Waffe aus. Gefährliche Verletzungen waren selten im Buhurt, aber wenn er nicht aufpasste und vom Pferd geschleudert wurde, konnte er von den Hufen getroffen werden. Und er war sich sicher, dass die Regensteiner keinerlei Rücksicht auf einen am Boden liegenden Gegner nehmen würden. Schon gar nicht auf ihn.
    Die gegnerischen Kämpfer stellten sich einander gegenüber auf. Ulf von Regenstein hatte es sich nicht nehmen lassen, trotz seiner Verletzungen am Rand des Turnierfeldes zu stehen. Mit Genugtuung betrachtete Philip die Verbände, die Regensteins Schulter und Schlüsselbein in die rechte Form zurückdrückten. Er hatte gewiss keine angenehme Nacht hinter sich.
    Philip lenkte sein Pferd zwischen Leopold und Johann. Beide Ritter ließen ihre Pferde zwei Schritte vorgehen, sodass Philip um eine Pferdehalslänge hinter ihnen stand. Auch die übrigen Halberstädter Kämpfer stellten sich leicht versetzt auf, damit die kleine Ungenauigkeit den Regensteinern nicht sofort auffiel. Philip warf einen letzten Blick zu Lena hinüber, die wie schon in den Tagen zuvor neben Mechthild saß. Der Gedanke, sie im Anschluss an das Turnier um ihre Hand zu bitten, bereitete ihm mehr Unbehagen als alle Regensteiner und Blankenburger zusammen. Was, wenn sie ihn zurückwies, weil sie ihre Heimat nicht verlassen wollte? Oder von ihm verlangte, bei ihr zu bleiben und den Wundern Alexandrias für immer zu entsagen? Nein, das würde sie nicht fordern. Sie wusste um seine Sehnsucht. Aber was war mit ihrer Sehnsucht? War es nicht selbstsüchtig von ihm, sie zu bitten, sein Weib zu werden? Er atmete tief durch. Nun konnte er nicht mehr zurück. Nicht nach dem letzten Abend im Zelt des Hohnsteiners.
    Das Signal ertönte. Wie es Hohnstein vorausgesagt hatte, trieben die Ritter von Regenstein und Blankenburg ihre Pferde allesamt auf Philip zu. Doch plötzlich entstand Verwirrung in ihren Reihen, denn während Hohnstein und Leopold mit wirbelnden Sandsäcken nach vorn galoppierten, riss Philip sein Pferd herum und trieb es hinter den Linien seiner eigenen Leute am Ende des Turnierfeldes entlang, überholte sie dann und gelangte hinter die Reihen der Gegner. Ulf von Regenstein schrie seinen Männern irgendwelche Befehle zu und gestikulierte wild mit dem gesunden Arm. Einige Regensteiner lösten sich aus dem ersten Angriff und versuchten sich Philip in den Weg zu stellen. Ihre Sandsäcke kreisten in der Luft, doch Philip war schneller. Er nutzte den Schwung seines Pferdes, hielt geradewegs auf zwei der Ritter zu, presste sich eng an den Hals seines Rappen und duckte sich unter ihren schwingenden Sandsäcken weg. Dann riss er seinen Wallach herum und schleuderte seinen eigenen Sack. Ein Mann fiel sofort vom Pferd, der zweite geriet ins Schwanken.
    Links von sich sah er Johann von Hohnstein, der dem Mann mit einem Stoß den Rest gab.
    »Hinter Euch!«, rief Hohnstein. Philip duckte sich, und der Hieb des Angreifers ging ins Leere. Noch während Philip sich wieder im Sattel aufrichtete, hatte ein anderer Halberstädter den Ritter aus dem Sattel geschlagen, fiel aber selbst durch eine Attacke von hinten in den Staub.
    Längst war jede Schlachtordnung verloren

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