Die Sündenheilerin (German Edition)
gegenseitig nass spritzen.« Er machte eine passende Handbewegung.
»Du bist ein Kindskopf.« Said seufzte.
Philip lachte.
Am folgenden Tag reisten die meisten Ritter und Händler ab. Schon in aller Frühe hörte man die Stimmen und Rufe beim Abbruch des Lagers und des Marktes.
Doch die wichtigsten Vasallen blieben noch. Fürst Leopold hatte sie im Rittersaal zusammengerufen und auch Philip eingeladen, der neben Johann von Hohnstein Platz genommen hatte. Mittlerweile hatte Philip seine Meinung über den künftigen Schwiegersohn des Fürsten geändert. Johann war keinesfalls so schwach, wie er ihm nach ihrer ersten Begegnung vorgekommen war, sondern ein kluger Taktiker.
Graf Ulrich von Regenstein war schon abgereist und hatte seinem jüngeren Bruder das Feld überlassen. So nahm Ulf von Regenstein an der Versammlung teil, wenngleich ihm seine Schmerzen deutlich anzusehen waren.
»Er hat gestern vermutlich zu heftig am Rand des Turnierfeldes herumgefuchtelt, um seine Bande doch noch zum Sieg zu führen«, flüsterte Johann Philip schadenfroh zu.
»Warum gestattet man den Regensteinern so viele Freiheiten, wenn sie offenbar keiner ausstehen kann?«, flüsterte Philip zurück.
»Sie sind eine mächtige Familie, durch Heirat mit vielen wichtigen Fürstenhäusern verschwägert, und zudem ist ihre Burg Regenstein nahezu uneinnehmbar. Wenn sie sich lossagen würden, geriete Fürst Leopold in ernste Schwierigkeiten.«
Der Fürst klopfte ungeduldig mit den Fingern auf den Eichentisch, und sofort trat Ruhe ein.
»Ich habe Euch zusammengerufen, nachdem Herr Philip mir vor Beginn des Turniers einige wichtige Mitteilungen machte. Über eine davon möchte ich Euch in Kenntnis setzen. Wir alle kennen die Schandtaten des Räubers, der sich selbst Barbarossa nennt. Seit mehr als fünf Jahren machen er und seine Bande die Gegend unsicher, verschonen keinen. Lange Zeit konnte niemand ihr Lager ausfindig machen, und die, denen es vielleicht gelang, kehrten nie zurück. Herrn Philip ist das geglückt, was so viele vor ihm vergeblich versuchten. Er weiß, wo sich Barbarossas Lager befindet.«
Anerkennendes Stimmgemurmel. Nur Ulf von Regenstein verzog missmutig das Gesicht.
»Ihr habt das Lager entdeckt, Herr Philip. Wie viele Männer braucht Ihr, um es gefahrlos einnehmen zu können?«, fuhr der Fürst fort.
»Ich schätze, dreißig bis vierzig gut bewaffnete Männer würden ausreichen, um die Räuber aufzureiben und uns ihren Anführer lebend zu bringen«, antwortete Philip. »Wir dürfen Barbarossa nicht unterschätzen. Seine Bande mag aus dahergelaufenen Bauerntölpeln bestehen, aber er selbst verfügt über die Kampfkraft eines Ritters. Ich weiß inzwischen, dass sein echter Name Theodrich von Limbach ist.«
»Theodrich von Limbach!« Ein Raunen lief durch die Reihen der Männer. Einige der Älteren schüttelten die Köpfe.
»Er war schon immer eine Schande für den Ritterstand«, zischte Wilfred von Arnach, Gottfrieds Vater. »Schon bevor er sich’s mit den Askaniern verscherzte.«
»Bringt uns den Halunken lebend, damit er für seine Missetaten zahlt!«, rief ein zweiter Mann, dessen Namen Philip nicht kannte.
»Ich werde Euch dreißig Mann zur Verfügung stellen, Herr Philip«, sagte Fürst Leopold. »Meine Herren, wie viele Eurer Waffenknechte seid Ihr bereit, Herrn Philip zu unterstellen?«
»Ich werde Herrn Philip persönlich begleiten«, sagte Johann von Hohnstein.
»Ich auch«, antwortete der junge Leopold.
Nach und nach meldeten sich alle waffenfähigen jungen Männer der Runde freiwillig. Ulf von Regenstein verzog noch immer das Gesicht.
»Ich vertraue Euch meinen Sohn Eberhard an«, knurrte er schließlich.
»Ihr meint doch hoffentlich nicht den jungen Knappen?«, fragte Johann von Hohnstein.
Ulf lächelte. »Doch, genau den meine ich. Ein Regensteiner ist mehr wert als drei Hohnsteiner. Ganz gleich, wie alt er ist.«
»Erstaunlich nur, dass ein Hohnsteiner zu den Siegern des Turniers gehörte, während die Regensteiner sich allesamt im Dreck suhlten«, entgegnete Philip. »Ich kann Euren Sohn nicht gebrauchen.«
»Ihr weist die Unterstützung der Regensteiner ab? Ihr, ein dahergelaufener Fremder aus dem Reich der Ungläubigen?« Ulf von Regenstein sprang auf. »Das ist eine unverschämte Beleidigung, die ich nicht hinnehmen muss.«
»Wollt Ihr mich dafür vor die Lanze fordern? Ich stehe Euch jederzeit zur Verfügung, sobald Ihr Euch von unserer letzten Begegnung erholt habt.«
Ulf beachtete
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