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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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gegangen. Ein wilder Reiterhaufen schlug von allen Seiten mit Sandsäcken aufeinander ein. Immer wieder versuchte Philip, durch geschicktes Lenken seines Pferdes etwas Ordnung in die Reihen zu bekommen. Hohnstein erhielt einen heftigen Schlag gegen den Rücken. Er schwankte, verlor seinen Sandsack, blieb aber im Sattel.
    »Nehmt meinen!«, rief Philip, löste den Gurt vom Handgelenk und warf Johann seine Waffe zu. Der fing den Sack auf und nickte Philip anerkennend zu. Philip hielt auf Hohnsteins am Boden liegenden Sandsack zu und hob ihn auf dieselbe Weise auf wie tags zuvor seinen Schild. Den Jubel der Zuschauer hörte er kaum. Ein Regensteiner war dicht hinter ihm. Philip spürte den harten Schlag in den Rippen, doch er hielt sich aufrecht, riss sein Pferd herum und schlug dem Gegner seinen eigenen Sack mit voller Wucht gegen den Helm. Noch drei Regensteiner saßen im Sattel gegen vier Halberstädter. Ulf von Regenstein brüllte und schrie. Philip verstand nur das Wort »Sammeln!«
    Sammeln, gut, gleich würden die Regensteiner ihre Gebeine aufsammeln. Lachend trieb er sein Pferd auf die Gegner zu und ließ den Sandsack durch ihre Reihen tanzen. An seiner Seite erkannte er Leopold. Ein weiterer Gegner fiel, dann der vorletzte. Der letzte versuchte zu fliehen, doch Johann von Hohnstein stellte sich ihm in den Weg und schlug ihm den Sack gegen den Kopf.
    »Was für eine schöne Rauferei!«, rief der junge Leopold. »Und Johann schlägt den letzten Regensteiner nieder.«
    »Wolltest du ihn etwa haben?«, rief Johann zurück.
    »Gemach, gemach. Mechthild wünscht sich doch einen Helden zum Mann.«
    Philip hatte indes nur Augen für Lena, die auf der Tribüne gemeinsam mit Mechthild aufgesprungen war und ihnen zujubelte.
    Leopold und Johann lenkten ihre Pferde heran, um sich neben ihm und dem letzten anderen Halberstädter Ritter aufzureihen.
    Der Herold trat in die Mitte des Kampffeldes.
    »Die Schlacht ist gefochten, der Sieg errungen. Der Jubel gehört Halberstadt.«
    Donnernder Beifall, Hochrufe. Nur auf Seiten der Regensteiner war es seltsam still.
    »Gedenken wir noch einmal der Taten unserer tapferen Recken und edlen Ritter, die uns in den vergangenen drei Tagen so treffliche Proben ihrer Geschicklichkeit, Tapferkeit und Stärke boten. Vier von ihnen sind auf den Pferden geblieben. An vierter Stelle steht Gottfried von Arnach, der uns heute im Buhurt zeigte, dass er es durchaus mit den besten Kämpfern aufzunehmen weiß.«
    Der Genannte trieb sein Pferd an und galoppierte unter dem Beifall der Menge einmal durchs Turniergeviert.
    »Johann von Hohnstein, der künftige Eidam unseres Lehnsherrn, des Fürsten Leopold, des Herzogs zu Halberstadt, zeigte uns, dass er stets in der Lage sein wird, die Ehre der liebreizenden Jungfer Mechthild gegen alle Unbill zu verteidigen.«
    Jubelschreie, Mechthild winkte ihrem Liebsten zu, die gesamte Ehrentribüne applaudierte.
    Johann trieb sein Pferd an und galoppierte wie vor ihm Gottfried von Arnach einmal um das Turniergeviert.
    »Obgleich unbesiegt, leider nur an zweiter Stelle, der edle Leopold von Halberstadt, Sohn unseres Lehnsherrn. Ein unbesiegbarer Kämpfer, vor dem sich jedermann, der Übles im Schilde führt, zu hüten hat.«
    Als Leopold sein Pferd durch das Geviert galoppieren ließ, brauste der Jubel auf wie bei keinem der Ritter vor ihm. Der Sohn des Fürsten war allseits beliebt. Selbst die Regensteiner spendeten ihm Applaus, und sei es nur, weil er irgendwann ihr Lehnsherr würde.
    »Doch der Beste von allen, ein Ritter, der uns durch seine Geschicklichkeit beeindruckte, sei es mit der Lanze, auf dem Rücken seines Pferdes oder soeben im Buhurt, ist Ritter Philip aus Ägypten.«
    Konnte es sein, dass der Jubel, der ihm entgegenbrandete, tatsächlich größer war als jener, mit dem Leopold gefeiert worden war? Philip schlug das Herz bis zum Hals, als er seinen Rappen antrieb und die Ehrenrunde abritt. Einstmals, als kleiner Junge, da hatte er von Augenblicken wie diesem geträumt. Wenn er seinen Vater von den glanzvollen Turnieren erzählen hörte, die er in der alten Heimat bestritten hatte. Es wäre Vaters größter Triumph gewesen, ihn heute hier zu sehen. Plötzlich war sein Vater ihm ganz nahe, umhüllte ihn mit seiner Liebe und Zuneigung, als säße er leibhaftig auf der Tribüne. Da endlich wusste Philip, dass sein Vater in ihm weiterlebte und niemals ganz sterben würde, solange er sein Vermächtnis bewahrte.
    Er vollendete die Runde und hielt auf die

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