Die Sündenheilerin (German Edition)
ausgezeichneter Reiter«, bestätigte Leopold. »Wie Ihr den Schild trotz Eurer Rüstung in vollem Galopp wieder aufgenommen habt – ich bin beeindruckt.«
»Und Regenstein liegt für die nächsten Wochen krank danieder. Ich hörte ihn schreien, als der Knochenbrecher ihm die Schulter einzurenken versuchte.« Hohnstein grinste. »Ich konnte es mir einfach nicht versagen, ihm die Auslösung für meine Rüstung schon vorbeizubringen, noch während man ihn behandelte.«
»Kommt, Herr Philip, macht uns die Ehre, mit uns zu trinken!«, forderte Leopold ihn auf.
»Und lasst uns den Buhurt planen«, ergänzte Johann. »Mit Euch an unserer Seite und ohne Ulf von Regenstein unter unseren Gegnern können wir gar nicht unterliegen.«
Philip warf einen unschlüssigen Blick zur Tribüne hinüber.
»Frau Helena wird Verständnis haben.« Der junge Leopold lachte. »So wie die unsrigen Damen. Wir haben morgen noch einen harten Kampf vor uns.«
Philip nickte, mehr aus Höflichkeit denn aus Überzeugung, und folgte den beiden Männern in das Zelt des Hohnsteiners, in dem mehrere mit Lammfellen belegte Stühle einen runden kleinen Tisch umstanden.
»Ich habe einen ausgezeichneten Wein aus Italien, den ich für eine besondere Gelegenheit aufgehoben habe«, sagte Hohnstein. »Einen Tag wie heute, da Ulf von Regenstein seinen Meister fand.«
Ein Knecht brachte den Krug und drei tönerne Becher, in die das Greifenwappen eingeritzt war.
»Die Regensteiner kämpfen nicht ritterlich«, begann Leopold. Philip kostete den Wein. Der Hohnsteiner hatte nicht zu viel versprochen. Ein ausgezeichneter Tropfen.
»Früher kämpften immer gleich starke Gegner im Buhurt gegeneinander, doch seit Ulf von Regenstein sie führt, stürzen sich zunächst alle auf unseren stärksten Kämpfer, um ihn zu Fall zu bringen.«
»Und nach dem heutigen Tag werdet Ihr derjenige sein, über den sie als Ersten herfallen werden, Herr Philip«, ergänzte Johann. »Sie wollen Euch die Schmach heimzahlen.«
»Wird der Kampf mit stumpfen Streitkolben oder Sandsäcken ausgefochten?«, fragte Philip.
»Mit Sandsäcken«, antwortete Leopold.
»Sehr gut.« Philip lächelte. »Dann hört mir zu, ich habe einen Plan, wie wir die Regensteiner und Blankenburger mit ihrer eigenen Taktik schlagen können.«
Gebannt lauschten die beiden Männer Philips Worten.
»Das ist großartig, aber auch sehr gewagt«, sagte Johann von Hohnstein, nachdem Philip geendet hatte. »Glaubt Ihr wirklich, dass Eure Reitkunst dazu ausreicht?«
»Ich schlüge es Euch nicht vor, wenn ich nicht davon überzeugt wäre.«
»Wenn es gelingt, dann seid Ihr zweifelsfrei der Held des Turniers.« Leopold leerte seinen Becher.
»Das ist er schon heute«, widersprach Johann. »Wer Ulf von Regenstein auf diese Weise aus dem Sattel stößt, ist eine Legende. Ich hätte nicht gedacht, dass man in Ägypten so ausgezeichnet die Lanze zu führen vermag.«
»Das habt Ihr von Eurem Vater, nicht wahr?« Leopold fragte so beiläufig, als wisse er genau, wer Philips Vater war.
»Wie kommt Ihr auf meinen Vater?«
»Ihr könnt es ruhig zugeben. Mein Vater weiß es längst. Seit er Euch damals auf Burg Königshof das Empfehlungsschreiben überreichte.«
»Was weiß Euer Vater längst?« Philip erinnerte sich an seinen Verdacht. Hatte der Fürst damals tatsächlich seine Taschen durchsuchen lassen, um sich ein Bild von dem fremden Gast zu verschaffen? Und dabei Siegelring und Wappenrolle gefunden?
»Er hat meine Taschen durchsuchen lassen, nicht wahr?«
Leopold errötete. »Versteht, er wollte Euch nicht kränken, er wollte nur …«
»… Gewissheit darüber haben, mit wem er es zu tun hat, ich verstehe.«
»Und wer ist nun Euer Vater?« Johann von Hohnstein fragte so arglos, dass Philips Zorn verrauchte. Vielleicht war es gut, wenn er endlich wieder zu dem wurde, der er war.
»Otto von Birkenfeld.«
»Holla, der legendäre Ritter, den alle heute noch bewundern! Der Meister der Lanze.« Hohnstein zog anerkennend die Brauen hoch. »Deshalb die drei Birken auf Eurem Wappen. Aber was bedeutet der Hirsch?«
»Johann, denk doch nach!« Leopold schenkte sich von dem Wein nach. »Das ist der springende Hirsch von Eversbrück.«
»Oho, die schöne Dame, deren Farben Ihr tragt. Das klingt nach einem Eheversprechen.«
»Haben wir alles für den morgigen Buhurt besprochen?«, fragte Philip, ohne auf die Anspielung einzugehen.
»Du bringst Herrn Philip in Verlegenheit, Johann.« Leopold grinste.
»Nein,
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