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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Schmerz in ihrem zerschlagenen Gesicht und die Übelkeit, die jede Bewegung verursachte.
    Elise griff nach Lenas Hand und stand auf.
    »Ihr seht furchtbar aus, Frau Helena.«
    Lena tastete vorsichtig nach ihrer Nase. Die kleinste Berührung schmerzte.
    »Das Kompliment kann ich Euch zurückgeben, Frau Elise.« Sie zwang sich zu einem Lächeln.
    Mit schwankenden Schritten trat die Gräfin zu der kleinen Waschschüssel, die am Fenster stand, und feuchtete ein Tuch an.
    »Hier, legt Euch das übers Gesicht«, sagte sie zu Lena.
    Das kalte Wasser tat unendlich gut.
    »Jetzt wisst Ihr es.« Elises Stimme war leise geworden. »Martin könnte noch leben, wenn ich nicht versucht hätte, Dietmar zu verlassen.«
    »Wusstet Ihr, dass Euer Gatte seinen Tod befohlen hatte?«
    »Anfangs nicht. Erst nach Rudolfs Geburt. Ich trauerte um Martin, da hat er es mir wie eine Waffe entgegengeschleudert und mich zum ersten Mal geschlagen.«
    »Er hat Euch wiederholt geschlagen?«
    Elise nickte. »Anfangs habe ich es hingenommen. Als Strafe für meine Sünden, als Sühne für Martins Tod. Irgendwann verlor er die Lust daran, zog sich immer mehr zurück, weil ich mich nicht widersetzte. Es fing erst wieder an, seit die Burg belagert wird.«
    »Er ist ein Scheusal!«
    »Das war er nicht immer. Er war einmal ein guter Mensch.«
    »Warum nehmt Ihr ihn in Schutz, Elise? Er nahm Euch Martin, er misshandelt Euch. Er schickt seine Männer wissentlich in den Tod.«
    »Ich weiß«, flüsterte die Gräfin. »Ihr habt recht, jetzt ist er ein Scheusal. Aber ich kenne noch seine andere Seite. Den jungen Ritter, der wegen seiner Unvollkommenheit einfach Angst hatte.«
    Eine Weile herrschte Schweigen.
    »Wo ist Schwester Ludovika?«, fragte Lena dann. »Hat er ihr auch etwas angetan?«
    Elise schüttelte den Kopf. »Herr Ewald hat sie zu Beginn der Belagerung unter seinen Schutz gestellt und sich mit ihr in der Kapelle verschanzt. Nicht einmal Dietmar würde die Kapelle schänden.«
    Lena atmete auf. Wenigstens eine Sorge war ihr genommen.
    »Was wird er Eurer Meinung nach mit mir anstellen?«
    »Ich weiß es nicht. Er wollte eigentlich Mechthild haben, in der Hoffnung, der Fürst werde die Belagerung aufgeben, wenn wir seine Tochter als Geisel hätten. Vielleicht versucht er mit Euch dasselbe.«
    Elise senkte den Blick. Ganz so, als wisse sie, dass sie sich soeben ungeschickt an einer barmherzigen Lüge versucht hatte. Lena wurde kalt, als die Furcht sie erneut ergriff.

22. Kapitel
     
     
    H err Philip?« Irgendetwas stimmte nicht, als der junge Leo pold in Johanns Zelt trat, doch Philip konnte es nicht sofort benennen. Es war nicht die frühe Stunde. Er und Said waren schon eine ganze Weile wach, im Gegensatz zu Mechthild, die in den frühen Morgenstunden neben Johanns Lager eingeschlafen war, ihre Hand noch immer in der seinen. Es war die Art, wie Leopold fragte. Die Sorge des Fürstensohnes galt nicht dem schwer verletzten Freund und auch nicht seiner Schwester.
    »Was wünscht Ihr, Herr Leopold?«
    »Kommt bitte mit!« Wieder dieser Blick, der das Unheil wie eine Fahne vor sich hertrug.
    »Was ist geschehen?«
    »Kommt und seht selbst.«
    Verdammt, warum musste er so geheimnisvoll tun? Konnte er nicht einfach sagen, was geschehen war?
    Leopolds Schritte führten geradewegs zu den Zelten der Damen. Zu Mechthilds Zelt. Philip zählte elf Waffenknechte. Drei davon waren unbewaffnet und knieten mit gesenkten Häuptern am Boden, als wären sie Gefangene.
    »Kommt!«
    Schon wieder dieses eine Wort statt einer vernünftigen Erklärung. Obwohl er Leopold mochte, hätte er ihn am liebsten geschüttelt.
    Der Fürstensohn betrat das Zelt seiner Schwester. Philip folgte ihm. Das Mobiliar war zum Teil umgestürzt, auf dem Boden lagen Scherben. Dann sah er den großen Blutfleck. So groß, als hätte man ein Schwein abgestochen.
    »Lena!«, entfuhr es ihm. Leopold legte ihm die Hand auf die Schulter. »Das Blut stammt nicht von ihr.«
    Philip riss sich los. »Wo ist sie?«
    »Wir wissen es nicht.«
    »Was heißt das – ihr wisst es nicht? Von wem ist das Blut?«
    Leopold wies auf die kleine Lagerstatt in der hinteren Ecke des Zeltes. Unter der Wolldecke zeichneten sich die Umrisse eines Körpers ab. Philip näherte sich und schlug die Decke zurück. Schwester Margaritas totes Antlitz leuchtete ihm bleich entgegen. Ein tiefer Schnitt hatte ihr die Kehle durchtrennt.
    Philip schluckte. Er hatte schon manchen Toten gesehen, grässlich verstümmelte Leiber. Aber

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