Die Sündenheilerin (German Edition)
bedeuten?«
Graf Dietmar ließ Lena los und packte stattdessen seine Frau. »Wie viel hast du ihr erzählt?«
»Lass mich los!« Elise wollte seine Hände abschütteln, doch er stieß sie rücksichtslos zu Boden.
»Du bist schuld an allem, weil du dein verdammtes Maul nicht halten konntest!«
Elise wollte wieder aufstehen. Dietmar schlug ihr so hart ins Gesicht, dass ihre Lippe aufplatzte.
»Du bist nichts als eine dreckige Hure!«
Wortlos wischte sie sich das Blut vom Mund. In ihren Augen funkelte es böse. Er packte sie so brutal, dass ihr Kleid zerriss.
»Du warst immer nur eine Hure, nie mein Weib! Aber das werde ich dir austreiben!«
»Hört auf!«, schrie Lena und riss an ihren Fesseln. Dietmar beachtete sie nicht. Immer wieder schlug er auf Elise ein. Sie versuchte sich zu wehren, doch gegen den Zorn ihres Gatten kam sie nicht an. Wie ein Tobsüchtiger zerriss er ihr Kleid und Untergewand. Dann schleuderte er sie abermals zu Boden und löste seinen Gürtel. Lena zerrte an ihren Fesseln, doch sie konnte nichts tun, musste aufpassen, dass sie stehen blieb, so eng waren ihre Knöchel aneinandergeschnürt. Wie eine Peitsche zischte der Gurt über Elises nackten Rücken.
»Dir werde ich das Herumhuren austreiben!«, brüllte Dietmar immer wieder.
»Ja, etwas anderes kannst du nicht!«, schrie sie zurück. »Ein Ochse ist gegen dich ein Stier!«
Der Graf hatte jede Mäßigung verloren. Anfangs beschimpfte Elise ihn noch, doch je länger er auf sie einprügelte, umso mehr verwandelten sich ihre Worte in zusammenhanglose Schreie, bis sie nur noch wimmernd am Boden lag.
»Hört auf!«, rief Lena immer wieder. »Wollt Ihr sie etwa umbringen? Glaubt Ihr, das rettet Eure Burg?«
»Meine Burg?« Der Graf wandte sich zu Lena um. Elise rührte sich nicht mehr. Rücken und Gesäß waren mit blutigen Striemen bedeckt.
Dietmars Gesicht war so verzerrt, dass Lena sich fragte, wie sie diesen Menschen einmal gemocht haben konnte. Seine Seelenflamme war nicht mehr blutrot, sondern so dunkel wie glühende Kohlen. Barbarossa hatte recht, Dietmar war schlimmer als der geringste seiner Räuber.
»Du hast Mitleid mit dieser Hure?« Er packte Lena an den Oberarmen. »Das solltest du nicht. Hat sie dir nicht gesagt, dass sie schuld ist am Tod deines Bräutigams?«
»Ihr wart es, nicht sie! Ihr habt Barbarossa gedungen, alle zu töten!«
»Weil sie mich gezwungen hat. Sie war die Teufelshure, die das Unglück über meine Burg brachte. Sie allein! Willst du wissen, was sie von mir verlangte?«
Er kam mit dem Gesicht so nahe, dass sie seinen heißen Atem spürte.
»Was?«, fragte Lena. In ihrem Schädel begann es zu pochen. Was hatte er mit ihr vor? Wollte er sie umbringen? Oder als Geisel behalten? Elise stöhnte. Langsam kam sie wieder zu sich.
»Sie wollte, dass ich unsere Ehe auflösen lasse. Damit sie das Weib ihres Buhlen werden konnte. Wollte mich vor aller Welt als zeugungsunfähig brandmarken. Nur um ihrer eigenen Lust willen. Und ihr Buhle hat ihr zugeredet.«
»Und da habt Ihr alle töten lassen.« Lena würgte. Das war es also. Der einzige Wunsch, den Graf Dietmar seinem Weib jemals verwehrt hatte. Kein Wunder, dass die Gräfin ihn ihr nicht verraten hatte.
»Alle bis auf dich. Zu schade, dass der alte Räuber den Kopf schon verloren hat. Für seine Schlamperei hätte ich ihn mir gern selbst vorgeknöpft.« Beinahe zärtlich streifte er ihr das Nachthemd von der Schulter, entblößte ihre linke Brust und die Narbe darunter. Fuhr mit dem Zeigefinger über das verheilte Wundmal. Sie ballte die Fäuste, hätte ihm am liebsten ins Gesicht gespuckt, doch ihr Mund war trocken. Erst jetzt ergriff die Angst sie mit scharfen Krallen, zerschmolz allen Zorn und Hass, der sie zuvor geschützt hatte.
»Du schreist gar nicht?«
»Ich habe auch nicht geschrien, als Euer Handlanger mir diese Wunde zufügte.« Sie wunderte sich, wie ruhig sie blieb.
»Zu schade, dass dein Martin sich nicht mit dir begnügte, sondern euch lieber alle zum Tode verurteilte.«
Graf Dietmar schob das Nachthemd wieder über die Brust. Dann drehte er sie herum und durchtrennte ihre Fesseln.
»Ich glaube, du hast noch einiges mit der Hure zu besprechen, die sich meine Frau nennt.«
Er lachte böse, ehe er die Stube verließ und die Tür von außen verriegelte.
Die Gräfin richtete sich stöhnend auf und versuchte, ihre Kleider zu ordnen.
»Wartet, ich helfe Euch«, sagte Lena und beugte sich hinunter. Zugleich verfluchte sie den pochenden
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