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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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ist!, beschwor er sich im Stillen.
    »Was bedeutet es, das Erbe deines Vaters anzutreten? Ist er nicht mehr am Leben?«
    »Doch, er erfreut sich bester Gesundheit. Und noch ist er jedem Gegner überlegen. Aber seine Kraft schwindet.« Theas Finger glitten erneut über seinen Brustkorb. »Irgendwann ist es für den Leitwolf an der Zeit abzutreten.«
    »Und was sagt dein Vater dazu?«
    »Manche Leitwölfe wollen nicht wahrhaben, dass ihre Zeit abgelaufen ist.«
    Er sah das Feuer in ihren Augen. Das war keine Leidenschaft, keine Zuneigung. Darin lag nur Berechnung.
    »Du willst deinen Vater entmachten? Einen Mann, dem du Respekt schuldest, wie du mir neulich erzähltest?«
    Ein grünes Holzscheit knackte laut im Kamin.
    »Es gibt viele Formen von Respekt«, entgegnete Thea ungerührt. »Noch ist Barbarossa eine Legende. Der Herr der Wälder, der jeden das Fürchten lehrt. Wir sollten ihm helfen, eine Legende zu bleiben, solange er unbesiegt ist.«
    »Und wie kommst du darauf, dass ausgerechnet ich der Richtige wäre?«
    Sie streichelte ihm über das Gesicht.
    »Du gefällst mir. Niemals bin ich einem Mann wie dir begegnet. Und glaub mir, ich kannte viele. Zudem weißt du dein Schwert zu führen wie kein Zweiter weit und breit. Und du bist ein Fremder in diesem Land. Es ist deine einzige Möglichkeit, ein Leben zu führen, das dir Achtung einbringt.«
    »Als Gesetzloser? Welche Achtung hätte ich da schon zu erwarten?«
    »Was hast du sonst vom Leben zu erhoffen? Denkst du, Graf Dietmar wird dich noch lange auf Burg Birkenfeld beherbergen? Er wird deiner bald überdrüssig sein. Wohin dann? Wie lange willst du den Menschen den gelehrten Reisenden vorspielen, Philip?«
    »Wie kommst du darauf, dass ich den Menschen etwas vorspiele? Und woher weißt du, dass ich auf Burg Birkenfeld zu Gast bin?« Er hatte es ihr nie erzählt.
    »Glaubst du wirklich, ich hätte keine Erkundigungen über dich eingezogen? Der edle Philip Aegypticus, der mit seinem Diener Said und einem Empfehlungsschreiben von Fürst Leopold nach Birkenfeld kam.« Sie musterte ihn spöttisch, fast mitleidig. »Du hast es geschickt eingefädelt, aber wenn du nicht zufällig Zeuge unseres Überfalls geworden wärst, hättest du kaum Aufnahme bei Leopold gefunden. Und ohne dessen Empfehlung hätte Dietmar euch nie aufgenommen.«
    »Das klingt, als würdest du den Grafen gut kennen.« Philip bemühte sich, seiner Stimme einen möglichst beiläufigen Klang zu verleihen.
    »O ja.« Sie grinste zweideutig.
    »Nun sag mir aber nicht, er sei dein Liebhaber.«
    »Dietmar?« Thea lachte schallend. »Ja, er ist ein ansehnlicher Mann, leider kann totes Holz keine grünen Triebe zum Sprießen bringen.«
    Philip stutzte. »Du meinst, er kann die Ehe nicht vollziehen?«
    »Er war einmal ein rechter Hengst, vor dem kein Weib sicher war. Und er hatte durchaus etwas zu bieten. Bis zu dem Tag, da ihm ein hässlicher Unfall widerfuhr.«
    Thea brach erneut in Gelächter aus.
    »Ein Unfall?«
    »Manche behaupten, er sei unglücklich vom Pferd gestürzt. Andere meinen, eines der Weiber, die er beglückt habe, sei nicht so erfreut gewesen und habe etwas Böses mit seiner Männlichkeit angestellt. Kurz darauf hat er Elise geheiratet, und alle haben sich gefragt, ob er die Ehe wohl vollziehen könne.«
    »Immerhin hat er einen Sohn«, warf Philip ein.
    »Elise hat einen Sohn«, verbesserte Thea.
    »Du meinst, sie hat ihren Gatten betrogen?«
    Ihr eben noch so geschmeidiger Leib erstarrte. »Ich muss gehen.«
    »Jetzt?« Am liebsten hätte er Thea festgehalten, doch sie wand sich aus seinen Armen und griff nach ihrer Kleidung.
    »Wer schert sich schon um Graf Dietmar und seine Frau?«, sagte sie, während sie sich anzog. »Mein Angebot kennst du. Sag mir morgen, wie du dich entschieden hast.«
    »Welche Meinung hat dein Vater dazu?«
    »Er braucht es vorerst nicht zu erfahren. Ich sage dir Bescheid, wann der rechte Zeitpunkt gekommen ist, ihn herauszufordern.«
    »Ich soll ihn herausfordern? Gar auf Leben und Tod?«
    »Wenn es sein muss.« Ungerührt zog Thea ihren Bliaut über. Philip sprang auf und packte sie bei den Schultern. »Thea, er ist dein Vater! Wie kannst du so etwas tun?«
    »Zeugt es nicht von Respekt, dass ich den Besten gesucht habe, der seinen Platz einnehmen soll?« Sie riss sich los und verließ die Hütte, fahrig, ohne die geschmeidige Sicherheit, die sie sonst auszeichnete. Hastig schlüpfte Philip in seine Kleider und lief ihr nach. Thea war schon bei ihrem Pferd

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