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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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schon früher unter Stimmungsschwankungen gelitten.«
    »Das mag schon sein, sie war noch sehr jung, als sie Herrin von Birkenfeld wurde. Eine große Verantwortung für ein noch nicht sechzehnjähriges Mädchen. Aber sie erfüllte stets ihre Pflichten und war Dietmar eine treue Gattin.«
    Bis auf die ehelichen Pflichten, die er nicht erfüllen konnte, dachte Lena. Irgendetwas hatte sich verändert. Über Otto hatte Ewald sehr freimütig berichtet, doch kaum hatte sie Elise erwähnt, erschien es ihr, als weiche er ihr aus.
    Der Kaplan leerte den Becher und erhob sich.
    »Verzeiht mir, Frau Helena, die Pflicht ruft. Ihr wart mir eine angenehme Unterhaltung.« Er neigte leicht das Haupt, wandte sich um und ging.
    Lena leerte ihren Becher Milch und ließ dabei den Blick durch die Küche wandern. Gerda summte ein munteres Liedchen und schlug mehrere Eier in einen großen Topf. Vermutlich bereitete sie den Teig für ihre köstlichen Pasteten vor. Die Magd hob nicht einmal den Kopf, als Lena die Küche verließ.
    Es war noch immer früh am Morgen, Elise war gewiss noch nicht aufgestanden. Sollte sie dennoch an ihre Tür klopfen, um nach ihr zu schauen? Oder doch lieber noch ein wenig an der frischen Luft bleiben und die warmen Sonnenstrahlen genießen? Vielleicht im Blumengarten?
    »Guten Morgen, Frau Helena«, sagte eine Stimme hinter ihr, und sie fuhr herum. Es war der Araber. Er schien sie abgepasst zu haben. Was mochte er wollen?
    »Guten Morgen, Said al-Musawar.« Warum wurden ihre Hände nur wieder feucht?
    »Erlaubt Ihr mir ein kurzes Gespräch?«, fragte er. Er sah ihr offen in die Augen. Seine Seelenflamme war rein und klar. Dennoch war sie misstrauisch.
    »Wollt Ihr mir etwa auch raten, Birkenfeld zu verlassen?«
    »Ich empfehle es Euch, doch das ist nicht mein Anliegen. Ich brauche Euren Rat.«
    »Sprecht.«
    »Was ist die Seelenflamme?«
    Mit jeder Frage hätte sie gerechnet, mit jeder, außer dieser.
    »Wie kommt Ihr darauf?«
    »Philip erzählte mir, was Ihr gestern Nacht zu ihm gesagt habt. Was ist mit seiner Seele nicht in Ordnung?«
    »Ich weiß nichts von seiner Seele. Ich sah nur den Lebensfunken in seinen Augen, und der ist sonderbar. Meist strahlt er hell und leuchtend, so bunt, wie ich es bislang nur bei wenigen Menschen wahrnahm. Aber manchmal verlischt er wie bei einem Sterbenden, dem niemand mehr helfen kann.«
    »Dann ist die Seelenflamme der Lebensfunke?«, fragte Said. »Und Ihr habt die Gabe, ihn zu sehen?«
    Lena nickte. »Ich kann ihn sehen, aber nicht immer. Manchmal kostet es mich viel Kraft, bei anderen fällt es mir leicht. Meist spüre ich, was dem Menschen fehlt, dessen Seelenflamme nur noch ein schwaches Glimmen ist, und wenn es Gott gefällt, kann ich das Feuer neu entfachen und den Lebensmut zurückgeben.«
    »Was denkt Ihr über Philip?«
    »Er hatte eine starke Seelenflamme, strahlend, bunt und voller Leben. Manchmal erkenne ich es noch in seinen Augen. Doch dann muss er einen großen Schmerz erfahren haben. Seither kämpft er gegen ihr Verlöschen.«
    »Könnt Ihr ihm helfen, die Finsternis zu besiegen?«
    Seine Hände rieben über den Stoff seines Umhangs. Er hat die gleiche dumme Angewohnheit wie ich, dachte Lena. Vermutlich ist es ihm nicht leichtgefallen, mich um Hilfe zu bitten.
    »Wenn Ihr mir sagt, was ihm widerfahren ist, vielleicht.«
    »Das kann ich nicht.« Seine Hände hörten auf zu reiben und krallten sich in den Stoff.
    »Ihr wisst es nicht?«, fragte sie.
    Er senkte den Blick. »Doch. Aber er empfände es als Verrat.«
    »Selbst dann, wenn Ihr ihm damit helfen könntet?«
    »Selbst dann«, bestätigte Said. »Gibt es keine andere Möglichkeit, Frau Helena?«
    »Er selbst müsste es mir sagen.«
    »Das wird er nicht tun.«
    »Ich kann niemandem gegen seinen Willen helfen, so gern ich es auch täte.«
    »Das hatte ich befürchtet«, murmelte er. »Ich danke Euch trotzdem, Frau Helena.«
    Die Gräfin stand am Fenster und blickte über das Bodetal, als Lena ihre Kemenate betrat.
    »Guten Morgen, Frau Elise«, grüßte sie, wenngleich die Mittagsstunde längst heraufgezogen war.
    »Kommt zu mir!«, forderte die Gräfin Lena auf, ohne den Gruß zu erwidern oder sich gar umzudrehen. Ihre Stimme klang nicht mehr so lebendig wie am Tag zuvor, aber auch nicht so abweisend wie früher.
    »Sagt mir, was Ihr seht, Frau Helena.« Sie trat einen Schritt zur Seite, um Lena Platz am Fenster zu machen.
    Was wollte die Gräfin hören? Gewiss keine Beschreibung der Landschaft. Ein

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