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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Hand angeboten?«
    »Vor gut vier Jahren, kurz nach dem Tod des alten Grafen. Mein Vater schlug Dietmar vor, sich von seinem unfruchtbaren Weib zu trennen und lieber eine seiner Töchter zur Rechten zu nehmen. Er nannte es ein Friedensbündnis. Da meine ehelich anerkannten Schwestern längst verheiratet waren, blieb nur ich übrig. Meine Mutter redete es mir schön, ich könne Gräfin werden, ich solle dem Schicksal danken. Aber für mich gab es keinen Grund, irgendwem dafür zu danken, einer anderen Frau das Heim zu nehmen, weil Gott sie prüfte. Für mich gab es ohnehin immer nur die eine Wahl.«
    Ludovika hob den Blick nach oben und bekreuzigte sich.
    Vor vier Jahren also. War nicht zu jener Zeit der Mordanschlag auf Dietmar verübt worden, von dem Elise ihr erzählt hatte? Was wäre wohl geschehen, wenn er sein Weib tatsächlich verstoßen und stattdessen Ludovika geheiratet hätte? Mit ihr an seiner Seite und ohne rechtmäßigen Erben wäre das Lehen nach seinem Tod umgehend an die Regensteiner gefallen. Womöglich wäre diese Ehe sein Todesurteil gewesen.
    Jetzt denke ich schon so wie Philip, schalt sich Lena im Stillen. Nur dass er die Schuld nicht bei den Regensteinern, sondern beim Grafen sucht.
    »Verzeih mir, Ludovika, dass ich dich zwang, alte Erinnerungen heraufzubeschwören. Du hast recht gehandelt, wir wollen nicht mehr daran denken, und ich glaube, es ist gut, dass Dietmar nicht ahnt, wer du bist.«
    Ludovika nickte dankbar und trank noch einen Schluck Milch. »Wirst du dich heute wieder um Frau Elise kümmern?«
    Daran hatte Lena nach den Ereignissen der letzten Nacht überhaupt noch nicht gedacht, aber das seltsame Verhalten der Gräfin und ihr gestriger Anfall warfen weitere Fragen auf.
    »Gewiss werde ich das, doch Elise wird nach ihrem letzten Anfall nicht vor Mittag aufstehen. Und bis dahin wollte ich Herrn Ewald aufsuchen.«
    »Das ist ein guter Gedanke«, sagte Ludovika. »Eine Beichte reinigt die Seele und gibt dir Kraft für die kommenden Stunden.«
    An eine Beichte hatte Lena am allerwenigsten gedacht, aber Ludovikas Vermutung ersparte ihr lästige Erklärungen.
    Der Kaplan saß im Küchenhaus, wo er sich von Gerda mit allerlei Köstlichkeiten den Morgen verschönern ließ.
    »Guten Morgen, Frau Helena«, begrüßte er sie. »Nehmt doch Platz, Ihr habt gewiss Hunger.«
    Genau darauf hatte sie gehofft. Eine zwanglose Plauderei, um ein paar neue Stücke ins Mosaik einzupassen.
    Auf dem Tisch stand nicht nur frische Milch, sondern auch ein Krug mit Schlehenwein. Der Kaplan hatte also die gleiche Schwäche wie der Hausherr. Daneben lagen ein Laib duftenden Brotes, das wohl gerade erst aus dem Ofen gezogen worden war, würziger Käse und eine angeschnittene Wurst.
    »Bedient Euch, Frau Helena. Gutes Essen hält Leib und Seele zusammen.« Er brach ein Stück von dem Brot ab und reichte es ihr.
    »Ich danke Euch, Herr Ewald.« Das Brot schmeckte so köstlich, wie sein Duft es verheißen hatte.
    »Sagt, Herr Ewald«, fragte sie, nachdem sie den Bissen hinuntergeschluckt hatte, »Ihr seid doch schon lange auf Burg Birkenfeld, nicht wahr?«
    »Das kann man wohl sagen, Kind. Ich kannte den alten Herrn Grafen schon, als er in Dietmars Alter war. Ein prächtiger Mann, stolz und unbeirrbar. Der Otto war genauso.«
    »Herr Dietmars Bruder?« Lena brach sich ein weiteres Stück Brot ab.
    Ewald nickte. »Otto hatte alles, was einen Ritter auszeichnete. Einen gesunden, starken Körper, eine schnelle Auffassungsgabe und ein beinahe schon unheimliches Geschick im Umgang mit Pferden und Waffen. Dazu kam ein liebenswerter Charakter, der die Frauen betörte. Ihr hättet ihn erleben sollen, wenn er das Tischgespräch bestritt. Alle hingen an seinen Lippen, lauschten seinen Worten.«
    »War er ein so guter Erzähler wie Herr Philip?«
    Der Kaplan trank einen Schluck Schlehenwein.
    »Nun, da Ihr es sagt, Frau Helena – ja, er war ihm durchaus ebenbürtig. Wisst Ihr, was seltsam ist? Am ersten Abend erinnerte der Ägypter mich sogar an Otto. Die Art, wie er seine Zuhörer verzauberte, dieses scherzhafte Blitzen in den Augen.«
    »Herr Dietmar erzählte mir, Otto sei auf der Überfahrt nach Byzanz ertrunken. Es muss ein schwerer Verlust gewesen sein.«
    »Das war es.« Ewald seufzte schwer. »Der alte Herr Graf hatte sich so viel von seinem Erstgeborenen versprochen. Es war schon alles vorbereitet. Wenn Otto ruhmbedeckt aus dem Heiligen Land zurückgekehrt wäre, hätte er die Tochter des Herzogs von Sachsen zum Weib

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