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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Gattin nicht erfüllt hatte …

12. Kapitel
     
     
    D u willst meinem Vater vorgestellt werden? Bist du när risch?« Thea versetzte Philip mit der flachen Hand einen Stoß gegen die Brust, der ihn fast zu einem Ausfallschritt nach hinten gezwungen hätte. Er packte ihr Handgelenk und zog sie an sich.
    »Du hast gehört, was ich will, und du wirst es für mich tun, meine Löwin.«
    »Eigentlich wollte ich dir ganz andere Dienste erweisen, mein schöner Mann.« Wie jedes Mal, wenn er sie seine Löwin nannte, wurde sie anschmiegsam und lüstern zugleich. Philip lächelte still in sich hinein. Nicht nur Thea hatte gelernt, ihn zu beherrschen. Sie war ebenso eine Gefangene ihrer Begierden.
    Thea versuchte, ihm die linke Hand unter die Kleidung zu schieben und ihn in die Holzfällerhütte zu drängen, doch er wich keinen Schritt zurück und hielt ihre Hand fest.
    »Nicht jetzt, dafür ist später noch Zeit. Ich will deinen Vater sehen.«
    »Wozu?« Sie versuchte sich loszuwinden, doch er gab sie nicht frei.
    »Weil es bessere Möglichkeiten gibt, einen Leitwolf abzusetzen, als ihn zum Kampf zu fordern. Er selbst soll seinen Nachfolger bestimmen.«
    »Du kennst meinen Vater nicht. Er tritt für niemanden ab.«
    »Für mich schon. Warte, ich zeige dir etwas.«
    Er ließ sie los und ging hinter die Hütte. Sie folgte ihm, unwillig und neugierig zugleich. Schon vor Theas Ankunft hatte er eine kleine Feuerstelle aufgeschichtet. Er zog sein Zündzeug hervor und entfachte das Feuer.
    »Warum tust du das?«, fragte Thea.
    »Das wirst du gleich sehen.« Er zog einen winzigen Stoffbeutel hervor, kaum größer als eine Fingerkuppe. Für seine Zwecke reichte diese Menge des kostbaren Pulvers.
    »Stell dich hinter mich!«, forderte er sie auf.
    »Was …«
    »Tu, was ich dir sage.«
    Sie blitzte ihn unwillig an, doch sie gehorchte. Erst als er sie in seinem Rücken spürte, warf er das Säckchen ins Feuer. Ein Knall, eine Stichflamme. Thea zuckte zusammen. Die Hitze strich ihm über das Gesicht, und ein schwefeliger Geruch verbreitete sich in der Luft. Er wandte sich zu Thea um. Ihre Augen waren vor Schreck geweitet. Keine Spur mehr von Trotz.
    »Man erzählt über deinen Vater, er sei der Teufel selbst.« Philip grinste. »Was würde man wohl über mich sagen, wenn man wüsste, über welche Mächte ich herrsche?«
    Sie schluckte und war kreidebleich geworden.
    »Du … du bist doch nicht etwa … der Leibhaftige?«
    »Was glaubst du wohl, meine Löwin?«
    Alle Wildheit war aus ihren Zügen verschwunden, der Schrecken hatte ihr für einen Augenblick die Unschuld zurückgegeben, die sie als Barbarossas Tochter viel zu früh verloren hatte. Plötzlich empfand er wieder Scham. Das Gefühl, mit ihr zu spielen, sie zu benutzen, auch wenn sie glaubte, mit ihm dasselbe zu tun. Doch im Gegensatz zu ihm wusste Thea es nicht besser, sie hatte niemals eine Wahl gehabt. Sanft nahm er sie in die Arme.
    »Keine Sorge«, flüsterte er. »Ich bin nicht der Leibhaftige. Ich habe nur einige höchst brauchbare Wissenschaften des Orients studiert. Und dieses Wissen ist mein größter Schatz. Ein Schatz, den sich dein Vater zunutze machen sollte. Wirst du mich zu ihm bringen?«
    Sie schluckte abermals, dann schüttelte sie den Kopf.
    »Ich darf dich nicht in unser Lager bringen, mein Vater würde dich töten, wenn du das Versteck kennst. Aber ich lasse ihn herkommen.«
    »Dann tu das.«
    »Jetzt?« Sie schlang ihm die Arme um den Nacken. »Dafür wäre doch später immer noch Zeit.«
    Er nahm ihre Hände von seinem Hals. »Nein, ich will ihn so bald wie möglich kennenlernen.«
    Er hätte ein trotziges Blitzen erwartet, doch Theas Gesicht war noch immer von der eigentümlichen Sanftheit erfüllt, die der Schrecken hinterlassen hatte. Viel zu schnell gab sie nach, nickte und ging zu ihrem Schimmel.
    Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als Philip den Hufschlag mehrerer Pferde hörte. Thea hatte Wort gehalten, doch ihr Vater war nicht allein gekommen. In seiner Begleitung befanden sich drei weitere Männer. Die Schwertgurte wirkten an den Bauernkitteln seltsam fehl am Platz. Fürchtete Barbarossa eine Falle?
    Philip blieb ruhig in der Tür stehen und schaute zu, wie Barbarossa von seinem Pferd stieg. Ein edler Goldfuchs. Wem mochte das Tier wohl vorher gehört haben? Gewiss einem Ritter, kräftig und wendig, wie es war. Aber auch dem Räuberhauptmann selbst war noch etwas vom Abglanz des einstigen Ritters anzusehen, obwohl der dunkelblaue Waffenrock

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