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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Lehnstuhl, dessen Armlehnen in Löwenköpfen endeten, zog den Blick auf sich. Vor dem Thron lag ein Teppich mit orientalischen Mustern. Philip wollte lieber nicht darüber nachdenken, wie diese Wertgegenstände ihren Weg in Barbarossas Lager gefunden hatten. Doch am meisten erstaunte ihn der Wandteppich hinter dem Räuberthron. Er zeigte das Wappen der Welfen, einen Löwen.
    Thea griff nach seiner Hand. »Komm.«
    »Warum führt dein Vater das Wappen der Welfen?«
    »Er ist ein Enkel von Heinrich dem Löwen«, antwortete sie. »Aus einer Bastardlinie, aber ein Welfe.«
    »Ein Welfe?« Er erinnerte sich an Theas Erzählung, die unglückliche Liebe der Herzogstochter, der sie entsprang.
    »Aus welcher Familie stammte deine Mutter, dass man es wagte, sich mit einem Welfenspross anzulegen?«
    »Musst du jetzt von meiner Mutter anfangen?« Sie schob den Wandteppich beiseite. Dahinter befand sich der Zugang zu einer Höhle. Das also war der Grund, warum man diese Hütte unmittelbar an den Felsen gebaut hatte.
    »Ich wüsste es nur gern.«
    »Sie war die Tochter des Herzogs von Sachsen.«
    Also aus dem Haus der Askanier. Kein Wunder, dass der Herzog gegen die Verbindung seiner Tochter mit einem mittellosen Welfenbastard gewesen war.
    Thea nahm einen Kienspan und zündete mehrere Lampen an, die an Wandhalterungen im Felsgestein befestigt waren. In einer der hinteren Kammern stand ein Himmelbett, das einer Gräfin angemessen gewesen wäre.
    »Dies ist mein Reich«, sagte Thea und ließ sich aufs Bett fallen. Dann schlüpfte sie aus ihren Stiefeln und löste die Nesteln ihrer Beinlinge.
    »Das Räuberleben hat durchaus seine Reize«, stellte Philip fest. Thea zog ihn an sich.
    »Wirst du bei mir bleiben?« Da war er wieder, dieser kindlich unschuldige Blick, den er heute zum ersten Mal in ihren Augen gelesen hatte. Auf einmal war ihm die Lust vergangen. Es war die wilde, kämpferische Thea, die seine Leidenschaft entfachte. Die hemmungslose Räuberin, die ihm erlaubte, sie ohne schlechtes Gewissen zu nehmen, weil sie ihn genauso rücksichtslos begehrte.
    Und jetzt schaute sie ihn an, als erwarte sie einen Schwur ewiger Liebe von ihm. Das kleine Mädchen, dem das Schicksal das Geschenk der Liebe stets vorenthalten hatte.
    »Wer weiß schon, wohin uns das Leben führt?«, antwortete er ausweichend.
    Sie lachte und schob sich über ihn. »Ich könnte meinen Vater bitten, dich für alle Ewigkeiten hier an die Wand zu schmieden. Dann müsstest du dir keine Gedanken machen, ob du mir jemals wieder entfliehen kannst.«
    »Du pflegst deine Liebhaber also in Ketten zu legen?«
    »Mit dir täte ich es, wenn ich dich anders nicht halten könnte. Ich habe noch nie einen Mann so sehr gewollt wie dich.«
    »Und wenn ich es nicht wert bin?«
    »Ich entscheide, was du wert bist, mein schöner Mann. Und dich will ich nie mehr missen.«
    Er hatte viele Frauen gehabt, doch niemals hatte er einer von ihnen Liebe vorgespielt. Es war immer nur um die Leidenschaft des Körpers gegangen. Gelangweilte Ehefrauen, die sich nach einer prickelnden Abwechslung sehnten. Unglücklich verheiratete Geschöpfe, deren grobe Ehemänner ihnen keine Befriedigung schenken konnten. Die selbstbewusste Berenice, die nicht als Jungfrau in die Ehe mit einem verhassten, dreißig Jahre älteren Mann gehen wollte. Die losen Frauen in den Badestuben, die ihn nicht nur als Liebhaber willkommen hießen, sondern auch seine reichlichen Trinkgelder schätzten. Harmlose Spielereien. Er war niemand, der Herzen brach. Sollte ausgerechnet die starke Thea die Erste sein?
    Thea bemerkte die Veränderung, die in ihm vorging.
    »Was ist mir dir?«
    Er umfasste ihr Gesicht, zog es nahe an sich heran.
    »Ich will dir nichts vorspielen, Thea. Ich … ich bin kein Mann für die große Liebe. Ich suche mir mein Vergnügen, wo ich es finde. Mehr ist da nicht.«
    »Dann bist du doch wie ich.« Sie lachte. »Und ich glaube, wir beide werden noch viel Vergnügen aneinander finden.«
    »Und wenn ich es bei einer anderen fände?«
    »Dann schneide ich ihr die Kehle durch. Ich teile dich mit keiner anderen.«
    Theas Augen funkelten, gefährlich und erregend zugleich. Nein, dieser Frau konnte niemand das Herz brechen. Sie nahm sich, was sie wollte, und er würde es ihr geben. Zumindest hier und jetzt.
    »Hat sie dich fertiggemacht?« Barbarossa lachte und reichte Philip einen weiteren Krug Bier. Die Augen des Räubers waren gerötet, vermutlich hatte er in der Zeit, die Philip mit Thea verbracht

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