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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Thea.
    Philip trank einen Schluck Bier.
    »Wozu? Dein Vater scheint viel von ihm zu halten. Warum sollte ich seine besten Leute töten?«
    Barbarossa lachte. »Siehst du, Thea? So denken wir Männer. Du bist zu ungestüm. Du musst nicht gleich jedem den Kopf abschlagen, der dir widerspricht.«
    »Tut sie das?«
    »Manchmal«, gestand Barbarossa. »Also pass auf, dass du ihren Zorn nicht erregst. Du wärst nicht der Erste.«
    Thea warf ihrem Vater einen bösen Blick zu und schlenderte ans andere Ende des Lagers, wo sich mehrere Frauen um ein Feuer versammelt hatten.
    Philip schaute ihr nach.
    »Du könntest tatsächlich der Richtige für sie ein«, sagte Barbarossa nachdenklich. »Thea braucht einen Mann, der sie mit seiner Leidenschaft zähmt. Nichts ist so gefährlich wie eine Frau, die wie ein Mann kämpfen kann.«
    »Warum hast du es ihr dann beigebracht?«
    »Eine Tochter aus meinem Blut ist mehr wert als die Söhne aus dem Blut des Herzogs von Sachsen.«
    »Du hättest noch einen Sohn zeugen können. Frauen gibt es doch genug.«
    Barbarossa schüttelte den Kopf. »Nicht mit diesen Weibern hier.«
    »Warum nicht?«
    »Geh hin und schau es dir an. Sie beten die Hegedisen an, Gundula ist unsere oberste Hagezussa. Heidnischer Aberglaube, aber die Bauern treibt es zu uns. Und wer weiß, vielleicht beherrscht Gundula ja tatsächlich den einen oder anderen Zauber.«
    »Hegedisen?« Philip hatte das Wort noch nie gehört.
    »Waldgeister.« Barbarossa spie das Wort verächtlich aus. »Thea ist ganz vernarrt in Gundulas Weissagungen.«
    »Wenn es dir nicht gefällt, warum lässt du die Frauen dann gewähren?«
    »Schau dir Gundula an, dann wirst du’s wissen.« Barbarossa stürzte sein Bier hinunter. »Thea wird sich freuen, wenn du dich ihrer Ziehmutter vorstellst.«
    Der Aberglaube der Frauen war ihm einerlei, er wollte wissen, ob Barbarossa tatsächlich im Auftrag von Graf Dietmar handelte. Aber vielleicht wäre es von Vorteil, mehr über die Räuberbande zu erfahren. Und wenn Gundula wirklich eine mächtige Frau war, konnte es nicht schaden, sie kennenzulernen.
    Thea freute sich tatsächlich, als er zu den Frauen ans Feuer kam. Mit einem strahlenden Lächeln trat sie beiseite, und er reihte sich in den Kreis ein. Erst da entdeckte Philip, dass das Feuer nicht der Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit war, sondern ein flacher runder Stein, etwa so groß wie der Boden eines Fasses. In den Stein waren Spiralmuster eingeritzt, vermutlich schon vor langer Zeit, denn Erde und Moos hatten die Muster dunkel gefärbt. Unwillkürlich griff er nach dem bronzenen Anhänger unter seinem Hemd, den Thea ihm geschenkt hatte. Das Schmuckstück zeigte die gleichen Muster wie der alte Stein.
    »Ist er derjenige, auf den deine Wahl gefallen ist?« Eine stattliche Matrone schaute Thea fragend an.
    »Ja«, antwortete Thea. »Ich habe mich für ihn entschieden. Wirst du uns die Zukunft weisen, Gundula?«
    Philip wurde der Hals eng. Das klang ja fast so, als wolle Thea ihn für alle Zeiten an sich binden.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte er.
    »Nichts Schlimmes.« Thea ergriff seine Hand. »Gundula kann in die Zukunft schauen. Und ich will wissen, ob unser Weg derselbe ist.«
    »Und wenn er nicht derselbe ist?« Philip bemühte sich um ein Grinsen, doch irgendwie gelang es ihm nicht so recht.
    »Dann können wir dich immer noch den Hegedisen opfern.« Thea lachte, und sofort stimmten die anderen Frauen mit ein. Vielleicht hätte er doch lieber noch ein Bier mit Barbarossa trinken sollen.
    »Schau mir in die Augen!«, forderte Gundula ihn auf. Es war ein seltsamer Blick, er erinnerte ihn an Helena. Sie hatte genauso versucht, in seinem Gesicht zu lesen, ihm von der Seelenflamme erzählt. Beherrschte Gundula die gleiche Kunst? Am liebsten hätte er die Lider gesenkt, doch hier durfte er sich keine Schwäche erlauben.
    »In dir brennt ein starkes Feuer«, erklärte die alte Hagezussa. »Du vereinst zwei Welten in deiner Brust, doch musst du dich bald für eine entscheiden, sonst wird es dich zerreißen.«
    »Für welche?« Er wusste selbst nicht, warum er der Frau diese Frage stellte, eigentlich hatte er sich vorgenommen, den seltsamen Ritus unbeeindruckt über sich ergehen zu lassen.
    »Gib mir deine rechte Hand!«
    Er tat es. Die Hagezussa hielt seine Hand über den Stein.
    »Die alten Götter werden uns Antworten geben. Freya und Wodan sind meine Zeugen.«
    Also war diese Frau eine echte Heidin, ganz so, wie Barbarossa es gesagt

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