Die Sündenheilerin (German Edition)
zahlreiche Flecken aufwies.
»Du!«, donnerte die Stimme des Räuberhauptmanns zu ihm herüber.
»Ich?«, fragte Philip zurück.
»Was fällt dir ein, mich wie einen Botenjungen zu dir zu bestellen?«
Philip trat einen Schritt vor.
»Deine Tochter meinte, du würdest mich töten, wenn sie mich zu dir brächte. Ich hänge nun einmal am Leben.«
»Wer sagt dir, dass ich dich hier am Leben lasse?« Barbarossa kam geradewegs auf ihn zu und schaute von oben auf ihn herab. Er war einen Kopf größer, doch Philip ließ sich nicht einschüchtern. Wenn er sich die Achtung des Räuberhauptmanns verdienen wollte, musste er selbstbewusst auftreten.
»Deine Tochter hat dir gewiss erzählt, dass ich über Fähigkeiten verfüge, die du brauchen kannst.«
Barbarossa schnaubte und blies Philip seinen fauligen Atem ins Gesicht.
»Ich habe nicht viel übrig für die Liebhaber meiner Tochter. Sie lässt sich viel zu leicht von einem glatten Gesicht blenden. Und deines ist mir viel zu glatt.«
Der Gestank war unerträglich. Es kostete Philip einige Überwindung, den Kopf nicht wegzudrehen.
»Hätte ich das gewusst, hätte ich mich in den letzten Tagen nicht rasiert.« Philip deutete eine spöttische Verbeugung an. Barbarossas Faust schnellte vor, doch Philip war flinker, und die Attacke des Räubers ging ins Leere.
»Wollen wir uns schlagen oder lieber über ein Abkommen reden?«
»Du bist sehr dreist.«
»Ich kann es mir erlauben.«
»Vergiss nicht, eine Handbewegung von mir reicht, dich in die Hölle zu schicken.«
»So eine wie die eben?«
Thea sog hörbar die Luft ein und warf Philip einen warnenden Blick zu.
»Entweder bist du sehr mutig oder sehr dumm«, knurrte Barbarossa. »Ich hoffe für dich, dass du tatsächlich die Macht des Höllenfeuers beschwören kannst. Zeig es mir! Dann lass ich dich vielleicht am Leben.«
Philip drängte sich an dem massigen Räuberhauptmann vorbei und näherte sich der Feuerstelle hinter der Hütte. Das Feuer glomm nur noch schwach. Er entfachte die Glut neu, bis eine starke gelbe Flamme aufloderte. Dann zog er ein weiteres winziges Säckchen hervor, gerade ausreichend für seine Vorstellung. Diesmal stellte Thea sich ohne Aufforderung hinter ihn, allerdings weniger um Schutz zu suchen, sondern um ihre Hände unauffällig unter seine Kleidung zu schieben. Er seufzte. Was für ein Weib. Dann warf er das Säckchen ins Feuer.
Der Knall und die Stichflamme ließen Barbarossa kaum zusammenzucken, vielleicht hatte Thea ihm schon gesagt, was ihn erwartete, aber seine Begleiter schrien auf und wichen entsetzt zurück. Einer der Räuber sank sogar in die Knie, bekreuzigte sich und murmelte ein Gebet.
»Steh auf, du Memme!« Barbarossa riss den Mann am Kragen hoch und verpasste ihm einen Tritt. Dann richtete er sich vor Philip auf. »Du bist mit dem Teufel im Bunde!«
»Dann hätten wir ja denselben Herrn.« Philip zog Thea nach vorn in seine Arme, ehe ihre Finger sich an Körperstellen zu schaffen machen konnten, die ihm allzu rasch die Selbstbeherrschung geraubt hätten.
»Habe ich dir nicht gesagt, dass er etwas ganz Besonderes ist, Vater?« Thea strahlte ihren Vater an und schmiegte sich dabei in Philips Arme.
Der alte Räuber runzelte die Stirn. Missfiel ihm die offen zur Schau getragene Leidenschaft seiner Tochter? Oder fürchtete er um seinen Ruf, wenn er auf einen Mann traf, der offenbar ein wirksameres Bündnis mit dem Höllenfürsten geschlossen hatte?
»Nun, habe ich immer noch ein zu glattes Gesicht für deinen Geschmack?«, fragte Philip. »Oder könntest du einen wie mich gebrauchen?«
»Natürlich kann er dich gebrauchen«, schnurrte Thea. »So ist es doch, Vater?«
Barbarossas Miene blieb unbewegt.
»Vielleicht«, sagte er.
»Dann nehmen wir ihn mit in unser Lager?« Theas Stimme klang wie die eines Kindes, das um ein Geschenk bettelt.
»Ist das dein Wunsch?« Ein Hauch von väterlicher Zuneigung lag in Barbarossas Stimme, die Philip dem Räuber niemals zugetraut hätte. Seine Gedanken schweiften zurück. Fünf Jahre war es her, dass sein eigener Vater ihm dieselbe Frage gestellt hatte.
» Ist das dein Wunsch? « Er nickt. Er besitzt schon drei Vollblüter, kann zudem auf jedes Pferd im Gestüt seines Großvaters zurückgreifen, doch noch fehlt ihm ein Ross, das ihn sicher durch jeden Kampf trägt, ihm in jedem Turnier den Sieg bringt. Sein Vater winkt den Pferdehändler näher heran. Der hält den jungen Rappen am kurzen Zügel. Ein gutes Pferd, temperamentvoll,
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