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Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Titel: Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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Rasenschneider immer dann mit mehr Benzin, wenn ich auf ein besonders dickes Büschel stieß. Es ging mühsam voran, aber schon bald hatte ich ein Drittel des grünen Korridors passiert. Ich blieb stehen und atmete ein paarmal tief ein. Die Mischung aus Benzin und Gras hing schwer in der Luft. Ich betrachtete den kleinen Bereich hinter mir, den ich bereits abgemäht hatte. Abgeschnittene Halme bedeckten den Boden. Ein paar vereinzelte, die ich nicht erwischt hatte, reckten sich arrogant aus der Erde, aber auf dem Rückweg würden sie mir nicht noch einmal entgehen.
    Ich dachte an die zwei Drittel, die noch vor mir lagen – ein Gebiet, auf das ich noch nie zuvor einen Fuß gesetzt hatte. Ein Gebiet, das meines Wissens noch nie von jemandem erkundet worden war, der momentan in meinem Haus lebte. Ich war kurz davor, mich auf unerforschtes Terrain zu wagen und bei der Aussicht wurde mir ein kleines bisschen mulmig.
    Aber ich machte weiter.
    Ich hatte bereits über die Hälfte hinter mich gebracht, als ich zwischen den Gräsern etwas hindurchgleiten hörte.
    Ich erstarrte mitten in einem halb abgeschnittenen Grasbüschel, lockerte meinen Griff um die Drossel und schaltete das Gerät ab.
    Ich hörte das Rascheln erneut und sah, wie die Gräser vor mir bebten, so als bewege sich etwas sehr schnell über den Boden. Ich hatte Angst, dass ich mir in die Hosen machen würde.
    Es ist ein Drache, flüsterte eine Stimme. Oder ein Troll.
    Sei nicht albern, sagte ich mir. Es gibt keine Drachen. Und es gibt auch keine Trolle.
    Vermutlich war es nur eine Katze oder eine Schlange – aber hoffentlich keine giftige.
    Dann meldete sich erneut die flüsternde Stimme zu Wort: Vielleicht ist es ein Troll, der nur so tut, als wäre er eine Schlange.
    Ich blickte zurück auf die gemähte Bresche, in die Sicherheit, die nur wenige Meter entfernt wartete.
    Ich stand kurz davor einfach loszulaufen.
    Nein, ermahnte ich mich dann selbst. Du gibst jetzt nicht auf. Du bist schon so weit gekommen. Mach einfach weiter, dann hast du es bald hinter dir!
    Ich dachte an Dad drüben auf der anderen Seite der Garage und wie enttäuscht er wäre, wenn ich mit geröteten Wangen zu ihm gerannt käme und ihm sagen würde, dass ich es nicht geschafft hatte und meine Aufgabe nicht zu Ende bringen konnte, weil ich zu große Angst hatte.
    In Dads Augen war ich nun ein junger Mann. Er hatte mir den Job eines Mannes übertragen und ich durfte ihn nicht enttäuschen.
    Ich durfte mich selbst nicht enttäuschen.
    Ich atmete langsam aus, nahm all meinen 13-jährigen Mut zusammen und machte weiter. Ich würde nicht zulassen, dass irgendein unsichtbares Monster mich vertrieb.
    Nicht dieses Mal.
    Trotzdem achtete ich darauf, den Rasenschneider immer besonders tief zu halten – nur für den Fall, dass in der Nähe doch eine Schlange durchs Gras glitt. Ich beeilte mich. Mein Bedürfnis, diesen Teil der Arbeit so schnell wie möglich hinter mich zu bringen, war deutlich stärker geworden. Ich wusste, dass ich mich mit jedem Schritt, mit jeder Unkrautpflanze, die ich abmähte, dem Ende und dem Zeitpunkt, an dem ich diesen unheimlichen Ort endlich verlassen konnte, ein kleines Stück näherte.
    Ich hatte die Ziegelmauer beinahe erreicht, als ich das Lachen hörte.
    Es war ein tiefes, gemeines Lachen.
    Ein grausames, höhnisches Kichern.
    »Nein, ihr seid nicht echt«, sagte ich, obwohl ich mich allmählich fragte, ob das tatsächlich der Wahrheit entsprach. Der vernünftige Teil meines Gehirns wusste, dass das Lachen nur in meiner Fantasie existierte und nichts als ein Produkt meiner Angst war, aber der schwindende Teil meines Kindseins sagte mir, dass sich irgendwo in diesem Wald aus Gräsern wirklich Trolle versteckten.
    Doch anstatt mich umzudrehen und zu schreien, wie ich es an jenem Tag vor drei Jahren getan hatte, machte ich weiter und bahnte mir entschlossen einen Weg durch das hohe Unkraut frei. Wenn sich dort wirklich Trolle und Drachen versteckten und mich auslachten, hoffte ich, ihnen mit meinem furchtlosen Rasenschneider die Köpfe abzuhacken.
    »Ihr macht mir keine Angst!«, schrie ich und stellte den Rasenschneider auf die höchste Stufe. Seine Klingen drehten sich wie wild.
    Zack!
    »Ich bin kein Kind mehr!«
    Schnipp, schnapp!
    »Ihr macht mir keine Angst!«
    Schon bald stand ich keuchend direkt vor der Ziegelmauer, während mir der Schweiß über mein blasses, sommersprossiges Gesicht strömte. Ich nahm meine Hand von der Drossel und schaltete den Motor des

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