Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Titel: Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
Vom Netzwerk:
diesmal klang seine Stimme seltsam weich und hoch.
    Hartford wandte sich ab und setzte sich hinter das –
    Was zur Hölle ist das?
    – und grinste. »Gefällt’s dir? Ich hab es ganz alleine gebaut. Siehst du, Daddy, jetzt hab ich endlich ein Schlagzeug.«
    Frank starrte auf die aus Schädelknochen hergestellten Becken, die auf Knochenbeinen thronten. Auf die Trommeln aus menschlicher Haut, die sich straff über lachende Schädel spannten. Und auf die große Basstrommel, aus deren Vorderseite zwei ausgetrocknete, verschrumpelte Brüste hingen. Und dann übergab er sich. Er taumelte zur Tür, aber sie war verschlossen.
    »Du gehst nirgendwo hin. Ich brauche doch ein Publikum für mein erstes Konzert«, rief Hartford.
    Frank wischte sich die Spucke vom Mund, drehte sich um und sah seinen Sohn mit verschwommenem Blick an. Hartford griff nach zwei geschnitzten Armknochen, wirbelte sie zwischen seinen Fingern hin und her und begann zu spielen.
    NOTIZEN ZUR ENTSTEHUNG:
    Das ist eine meiner allerersten Geschichten, die ich vor Jahren geschrieben habe, um meinen drei Lieblingsthemen – mir will einfach kein besseres Wort einfallen – Tribut zu zollen: Serienkillern (in diesem Fall besonders Ed Gein), Filmen über die abgehalfterte Seite New Yorks (wie Taxi Driver oder Driller Killer – Der Bohrmaschinenkiller ) und, natürlich, Schlagzeugspielen (ich habe einen Abschluss in Musik, Hauptfach Schlagzeug/Percussion).
    Und falls Sie sich das nun wirklich fragen sollten: Nein, ich hatte noch nie das Bedürfnis, ein Schlagzeug wie das in dieser Geschichte zu bauen. Aber ich überlege schon, wie es sich wohl anhören würde, darauf zu spielen …

Der unheimliche Ort
    (The Scary Place)
    »Hey Kumpel, willst du mir helfen, den Rasen zu mähen?«
    Das war der Tag, auf den ich gewartet hatte.
    »Ehrlich? Meinst du das ernst?«, fragte ich und starrte Dad mit freudig geweiteten Augen an.
    Dad, der in der Tür meines Zimmers stand, lächelte mich an und nickte. Er trug die üblichen Klamotten, die er für die Gartenarbeit am Wochenende aus dem Schrank kramte: alte, zerrissene Jeans und ein verblichenes blaues Flanellhemd. Sein silbergraues Haar war unter seiner heiß geliebten Collingwood-Magpies-Kappe verborgen.
    Ich warf die Computerzeitschrift, die ich lustlos durchgeblättert hatte, zur Seite, sprang von meinem Bett auf und folgte Dad durchs Haus und zur Hintertür hinaus. Mum war einkaufen gefahren und so fühlte sich die ganze Sache wie eine aufregende Verschwörung an: Wir waren zwei unartige Jungs, die etwas Unartiges im Schilde führten. Ich wusste zwar, dass das nicht stimmte und dass Dad bestimmt mit Mum darüber gesprochen hatte, ob ich ihm beim Rasenmähen helfen durfte. Aber es machte einfach viel mehr Spaß, so zu tun, als täten wir es hinter ihrem Rücken – als seien wir in wichtiger geheimer Mission unterwegs.
    Draußen erwartete uns die feuchte Morgenluft, noch schwül von der Nacht, in der es immer wieder angefangen hatte zu regnen. Der Rasen sah aus wie ein Meer aus sattem Grün, das regelrecht darum bettelte, gestutzt zu werden.
    Ich folgte Dad zu seinem Victa-Mäher, der auf dem kleinen Gartenpfad neben der hinteren Rasenfläche stand wie ein folgsamer Hund, der auf Anweisungen wartete.
    In meinem Bauch kribbelte es vor lauter Aufregung und Vorfreude.
    Solange ich zurückdenken konnte, hatte ich Dad schon beim Rasenmähen helfen wollen. Als ich noch klein gewesen war, hatte ich immer am Küchenfenster gesessen und zugesehen, wie Dad den Rasenmäher durch den Garten schob, während das Biest unter seinem Bauch Gras absäbelte, Zweige häckselte und Blätter ausspuckte. Schon damals hatte ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als auch dort draußen zu sein und ihm zu helfen. Als ich ein wenig älter war und zumindest rausgehen durfte – »Aber geh nicht zu nahe ran, sonst trifft dich ein fliegender Zweig!« –, stellte ich mich auf den kleinen Pfad und beobachtete Dad von dort aus, während die Sonne auf uns herunterbrannte und mir der Duft von frisch gemähtem Gras in die Nase stieg – der beste Duft der Welt. Manchmal tat ich, als würde ich Dad helfen und schob meinen kleinen Spielzeugrasenmäher über das Gras, das bald wieder eine Kürzung vertragen konnte.
    Aber bisher war ich immer zu jung gewesen, um den richtigen Rasenmäher zu benutzen. »Wenn du älter bist«, hatte Dad immer versprochen. »So ein Rasenmäher ist kein Spielzeug, weißt du?«
    Als hätte man mir das erst noch erklären müssen.

Weitere Kostenlose Bücher