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Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Titel: Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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Rasenschneiders ab.
    Ich drehte mich um und begutachtete meine Arbeit. Abgesehen von ein paar vereinzelten Halmen hatte ich den Wald erfolgreich in ein Bett aus leblosem Gras verwandelt.
    Ich nickte. Und lächelte.
    Ich hatte es geschafft. Ich hatte nicht nur meine Aufgabe erfüllt, sondern auch die größte Angst meiner Kindheit besiegt.
    Es gab tatsächlich keine Trolle oder Drachen.
    Ich setzte mich in Bewegung und konnte es kaum erwarten, Dad von meiner Leistung zu berichten.
    Dann blieb mein Blick an einem Gegenstand auf dem Boden hängen.
    Es war irgendein altes Plastikding, das mit Erde, Gras und einigen Schnecken übersät war.
    Ich legte den Rasenschneider auf den Boden, ging in die Hocke, warf einige Grasklumpen zur Seite und starrte auf die von mir freigelegte Entdeckung hinunter.
    Mein Lächeln wurde breiter und ich spürte einen kurzen, stechenden Schmerz der Nostalgie in meinem Herzen – teils Freude, teils Trauer.
    »Was machst du denn hier?«, fragte ich und kam mir sofort albern vor, weil ich mit einem Spielzeug sprach, aber es war ja niemand da, der mich hätte hören können. Dad war immer noch mit Mähen beschäftigt und nebenan wohnte eine taube alte Dame. »Ich dachte, Dad hätte dich für einen guten Zweck gespendet.«
    Anscheinend nicht. Ich nahm an, dass es ihm damals einfach zu aufwendig gewesen war, zur Sammelstelle zu fahren, weshalb er kurzerhand beschlossen hatte, meinen Spielzeugrasenmäher auf dem schmalen Streifen ungezähmter Wildnis zwischen dem Zaun und der Garage zu entsorgen.
    Mein einst so wertvoller Besitz lag nun halb unter der Garage begraben. Nur sein orangefarbener Griff und ein Teil seiner blauen Plastikklingen lugten heraus.
    Ich zog meinen rechten Handschuh aus und angelte nach dem dreckigen Plastikgriff. Ich hatte keine Ahnung, was ich mit dem Spielzeug anfangen wollte, wenn ich es herausgezogen hatte: es sauber machen und für meinen Sohn aufbewahren, wenn – falls – ich je einen hatte? Aber aus welchem Grund auch immer begann ich damit, den Plastikmäher aus seinem engen Gefängnis zu befreien, in dem er die letzten sieben oder acht Jahre zugebracht hatte. Durch mein unsanftes Eindringen scheuchte ich mehrere Tausendfüßler auf, die sich hektisch durch das Gras davonstahlen.
    Es war schwieriger, als ich es mir vorgestellt hatte: Das verdammte Ding bewegte sich keinen Zentimeter. Ich ging auf die Knie, zog auch den zweiten Handschuh aus, packte mit meiner anderen Hand die Plastikklingen und versuchte es erneut.
    Ich zerrte mit aller Kraft an dem Rasenmäher und streckte meine Arme ganz durch. Ich fragte mich, wie er sich überhaupt so fest unter der Garage verklemmen konnte. Es schien fast so, als habe jemand absichtlich versucht, das Ding darunter zu verstecken. Ich wollte meine Versuche, das Spielzeug zu befreien, schon einstellen und stattdessen anfangen, es auszugraben – in der Hoffnung, dass das von mehr Erfolg gekrönt sein würde –, als ich plötzlich ein Zischen hörte und sich der Griff um mein Handgelenk wickelte wie eine Schlange aus orangefarbenem Plastik.
    »Was zur …«, keuchte ich und konnte nicht glauben, was ich sah.
    Aber als ich spürte, wie sich der kalte, mit Schmutz verklebte Griff immer enger um meinen Arm legte, wusste ich, dass meine Augen mir keinen Streich spielten.
    Ich schrie vor Schreck und Schmerzen auf.
    »Dad!«, brüllte ich. »Dad, hilf mir!«
    Ich krallte mich verzweifelt an dem Griff fest und versuchte, das Plastik von meinem Handgelenk zu lösen, aber es hatte sich schon zu eng herumgewickelt. Ich tastete nach dem Rasenschneider, aber meine Hand erwischte nichts als Erde und abgeschnittene Gräser.
    Rund um den Spielzeugmäher sackte plötzlich der Erdboden ein.
    »Dad!«, schrie ich erneut, aber dieses Mal hörte sich mein Schreien eher wie ein Quietschen an.
    Ich fragte mich, wo er blieb. Warum kam er nicht und rettete mich? Dafür waren Daddys doch schließlich da, oder?
    Er wird dich nicht retten. Niemand wird dich retten, flüsterte die Stimme.
    Ich begann zu schluchzen, während Lehm, Gras und Erde unaufhaltsam in ein unendlich erscheinendes Loch im Boden hinabgesaugt wurden. Der Spielzeugrasenmäher riss mich mit sich, als auch er langsam in den Sog hin zur schwarzen Leere unter mir geriet.
    Ich kämpfte sinnlos dagegen an. Heiße Tränen schossen mir aus den Augen und bildeten kleine Matschpfützen in der Erde. Ich war erst 13 Jahre alt und hatte einfach nicht genügend Kraft.
    Ich wurde mit dem Kopf voran in

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