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Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Titel: Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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auch gehört, dass Emily die Polizei erwähnte. Ich schätze, sie ist nicht mehr dazu gekommen, die Polizei tatsächlich zu rufen.«
    Als ich sie frage, ob ihr bekannt sei, dass der Nachname von einem der Opfer Jack the Rippers ebenfalls Kelly gewesen sei und man mutmaße, Fred Deeming habe einst einen Briefwechsel mit dieser Dame geführt, wird Mrs. Atkinson leichenblass. »Ich lese nicht sehr oft Zeitung«, räumt sie ein. »Ich weiß nicht besonders viel über die Morde in London. Ich weiß, dass es Vermutungen gab, Mr. Drewn sei Jack the Ripper, aber ich hatte keine Ahnung, dass er in Briefkontakt mit einem der Opfer stand.«
    An diesem Punkt bricht Mrs. Atkinson das Interview ab und gibt an, sie müsse sich hinlegen.
    Mrs. Fiddymont hingegen sind die Verbrechen von Saucy Jacky und die Spekulationen, Fred Deeming könne der berüchtigte Mörder sein, bestens bekannt. »Ich muss zugeben, dass ich all diese schäbigen Geschichten faszinierend finde. Mein lieber Owen hat mir jeden Tag die neuesten Berichte über die Gräueltaten in Whitechapel vorgelesen. Sie waren ganz abscheulich, aber auch ungeheuer fesselnd. Wenn ich nur daran denke, dass ein ähnlich abstoßendes Verbrechen gleich nebenan passiert ist und dass dieser Mann vielleicht Jack the Ripper persönlich war …!«
    Glaubt Mrs. Fiddymont denn, dass Deeming auch für die Morde in Whitechapel verantwortlich zeichnet?
    »Ich wüsste nicht, warum das nicht möglich sein sollte. Ich hätte auch nie geglaubt, dass ein so distinguierter Herr in der Lage sein könnte, seine reizende Frau auf so brutale Weise zu ermorden und ihre Leiche dann unter dem Kamin zu verscharren. Trotzdem hat er genau das getan. Deshalb bin ich der Ansicht, dass Mr. Drewn absolut dazu in der Lage gewesen wäre, diese Prostituierten in Whitechapel zu ermorden. Mr. Drewn war ja stets sehr gut gekleidet, für gewöhnlich mit einem Zylinder und einem langen schwarzen Mantel, und die soll angeblich auch der Ripper getragen haben. Meiner Ansicht nach war Drewn Jack the Ripper.«
    Wir wollen nun einen Blick in das Mordhaus werfen.
    Auch wenn es im Inneren aussieht wie jedes andere Haus – die weiß getünchten Wände sind sauber, die hohen Decken mit dem üblichen Ruß beschmutzt, der sich in den Wintermonaten über die Stadt legt – herrscht darin eine schreckliche Kälte, kälter als das Wetter außerhalb des Hauses. Es ist kein Luftzug zu spüren, nur ein allgemeines Gefühl des Unbehagens und der Düsternis. Man bekommt sofort den Eindruck, dass sich hier etwas Tragisches zugetragen hat. Vielleicht ist dies auch der Grund, weshalb das Haus nicht mehr vermietet wurde, seit Deeming es letztes Jahr am Weihnachtstag verlassen hat und nur eine leere Flasche Cognac, einen altbackenen Laib Brot, eine Dose Kondensmilch und mehrere halb verbrannte Gepäckscheine zurückließ. Wenn man durch den Flur geht, geben die Bodenbretter ein besonders hohles Knarren von sich und obwohl sich fast keine Möbel im Haus befinden, ist kaum ein Echo zu hören. Es ist unheimlich und ich bin dankbar, dass ich gemeinsam mit dem Besitzer des Hauses vor Ort bin.
    Zunächst zeigt er mir die anderen Zimmer des Backsteinbaus einschließlich des kleinen Badezimmers und des Gartens hinter dem Gebäude. Auch wenn keiner dieser Räume etwas offensichtlich Ungewöhnliches oder Eigenartiges an sich hat, liegt dennoch eine unbestreitbar düstere Atmosphäre wie ein schwarzer Mantel über dem gesamten Anwesen. Während ich durch die Räume gehe, denke ich an die Berichte von Geistersichtungen und seltsamen Geräuschen, die einige Nachbarn gehört haben wollen. Sie scheinen mir ganz und gar nicht außerhalb des Möglichen zu liegen. Tatsächlich spüre ich in dem kleinen Badezimmer, wie ein eiskalter Wind über mich hinwegweht, und ich bin mir fast sicher, dass ich Wasser ins Waschbecken rauschen höre.
    »Seit Mr. Drewn gehängt wurde, habe ich in vielen Nächten ein Licht im Badezimmer von Nr. 57 gesehen«, berichtet Mrs. Fiddymont. »Nirgendwo sonst im Haus brannte Licht, nur im Badezimmer. Es verfügt nur über ein kleines Fenster, hoch oben in der Hauswand, aber es besteht kein Zweifel daran, dass sich dort des Öfteren jemand oder etwas mit einer Laterne aufhält. Für gewöhnlich ist das Licht sehr hell. Bei den ersten paar Malen habe ich schnell meinen lieben Owen geholt und er hat es auch gesehen – es ist also nicht nur meine Fantasie mit mir durchgegangen. Mehrmals wurde ich auch mitten in der Nacht von einem

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