Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Titel: Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
Vom Netzwerk:
allzu schwer – allein durch den Geruch in der Toilette musste er schon würgen.
    Er war gerade in den letzten Zügen, als er hinter sich ein Quieken hörte. Er wusch sich den Mund, richtete sich auf und drehte sich zu den Kabinen um.
    Das Geräusch ertönte erneut.
    Aleister ging auf die einzige Kabine zu, deren Tür geschlossen war, und stieß sie auf. Angewidert wich er zurück. Er hasste Ratten. Besonders lebendige. Es mussten mindestens zehn sein – riesige New Yorker Mistviecher, die meisten so groß wie ein kleiner Pudel.
    Aleister hätte die Kabinentür am liebsten wieder geschlossen, wollte den Viechern aber auch nicht zu nahe kommen.
    Sie sahen aus wie ein Meer aus grauem und braunem Fell – einige huschten über den Fußboden, andere streckten ihren Kopf aus der Toilettenschüssel. Er war sich nicht ganz sicher, was sie fraßen, aber es sah aus und stank wie zehn Jahre alte Scheiße. Aleister, der in kalten Schweiß gebadet war, überkam plötzlich der Drang, einen seiner maßgefertigten, 400 Dollar teuren italienischen Schuhe auszuziehen und mitten in die Versammlung übergroßer Nager zu schleudern.
    Der Schuh traf einige von ihnen mit voller Wucht und sie stießen ein lautes Kreischen aus. Die restlichen Tiere stoben in alle Richtungen davon. Aleister fluchte und stürzte zur Tür.
    Er war ein Idiot. Jetzt hatte er nicht nur einen Haufen stinksaurer Ratten am Hals, er hatte auch einen teuren Schuh verloren.
    Er riss die Toilettentür auf und stieß beinahe mit der Königin des Broadway zusammen. Glücklicherweise konnte er noch abbremsen, bevor sie ihm irgendwelchen unflätigen, kranken Gossenslang ins Gesicht geschleudert hätte.
    »Was hast du mit meinen Babys gemacht?«, schrie die Broadway Queen. Wenn sie aufrecht stand, war sie eine ausgesprochen imposante Erscheinung. »Hast du ihnen wehgetan?«
    »Das sind beschissene Ratten, Lady«, erwiderte Aleister.
    Die Königin des Broadway stapfte mit tränengeschwängerten Augen – oder war das Eiter? – in die Herrentoilette und ihr starker, unangenehmer Geruch hinterließ eine Fahne, die Aleister komplett einzuhüllen schien.
    »Beschissene Irre«, murmelte er und ging humpelnd in die Kneipe zurück.
    »Hey, habt ihr hier irgendwas zu trinken?«, erkundigte sich Aleister beim Erlöser, der ihn fragend ansah.
    »Du hast die Broadway Queen verärgert«, stellte der Erlöser fest.
    »Ja, naja, ihre Babys haben mich zuerst verärgert. Habt ihr ’ne Flasche Jack da?«
    »Ich bin Jack«, sagte eine Stimme hinter ihm.
    Aleister wirbelte herum. »Wenn dein Nachname Daniels ist, dann komm her, damit ich dich trinken kann.«
    Jack erhob sich. »Woher wusstest du, dass mein Nachname Daniels ist?«
    »Ich dachte, der wäre The Ripper.«
    Jacks Augen weiteten sich und er wirkte eingeschüchtert. »Bist du Jack the Ripper?«
    »Ja, und wenn du dich nicht sofort hinsetzt, dann schlitz ich dir die Kehle auf.« Jack setzte sich wieder, legte seine Hände in den Schoß und rührte sich nicht mehr.
    Mit einem Seufzen drehte sich Aleister wieder zum Erlöser um. »Also, was ist jetzt mit dem Whiskey?«
    »Unten ist jede Menge Whiskey.«
    Aleister klatschte in die Hände. »Kein Scheiß? Klasse, Mann, dann lasst uns welchen holen.«
    »Er ist für später.«
    »Später?« Aleister schaute sich im Raum um und ließ seinen Blick auch über sein eigenes Konterfei im Spiegel hinter der Bar schweifen. Er konnte nirgendwo Treppen erkennen.
    Dann muss ich wohl noch ein bisschen warten.
    Er lächelte den Erlöser an, der nicht zurücklächelte, ging zurück zu seiner Kiste und setzte sich.
    Neben ihm begann Jack zu zittern.
    »Hey, ich hab nur Spaß gemacht. Ich bin gar nicht wirklich Jack the Ripper.«
    Jack drehte langsam den Kopf und sah Aleister aus dem Augenwinkel an. »Wirklich?«
    »Nee, mein Name ist Bundy. Ted Bundy.«
    Jack lächelte und streckte blitzschnell seine Hand aus. »Hi, Ted. Mein Name ist Jack. Nachname The Ripper.«
    Dieses Mal nahm Aleister Jacks Hand und schüttelte sie.
    Ach, was soll’s?, dachte er.
    Sein Körper schrie förmlich nach Whiskey. Er brauchte wirklich dringend einen Schluck. Die Fahrt mit der U-Bahn nach Hause dauerte zu lange – sofern er es ohne Alkohol überhaupt in der U-Bahn ausgehalten hätte – und in den Kneipen musste er dafür bezahlen. Wenn er blieb, kam er hingegen in den Genuss von kostenlosem Alkohol. Gott allein wusste, wie viele Flaschen nach der Schließung in diesem Laden zurückgelassen worden waren. Je freundlicher

Weitere Kostenlose Bücher