Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)
gern Feuer an«, erwiderte die junge Stimme.
Bobby. Das war eindeutig Bobby!
»Wenn du meinst.«
»Und dann will ich die restlichen Leichen im Lieferwagen sehen.«
Ein trockenes, knurrendes Lachen. »Sicher, Junge. So, jetzt tritt ein Stück zurück. Jetzt bekommst du deine erste Lektion in Sachen Entsorgung von schmutziger Wäsche und Zerstörung von Beweisen.«
In der Grube versuchte George, dem das Atmen zunehmend schwerer fiel, sich zu befreien. Es war ihm inzwischen egal, ob er erschossen würde – er wollte nur noch hier raus. Doch aufgrund all des zusätzlichen Gewichts, das nun auf ihm lastete, konnte er sich nicht mehr bewegen.
Plötzlich hörte er von oben ein Prasseln, so als tropfe Regen auf ein Zeltdach und dann füllte der erstickende Geruch von Benzin seinen Schädel.
Oh Gott, nein! Um Himmels willen, nein! Oh Gott, bitte nicht!
Ein schlaues Kind. Ein ganz normales Kind. Ein ungewöhnlich ruhiges Kind.
Ich schau mir gern Feuer an …
Dann wurde George Fisher von den Flammen verschlungen.
NOTIZEN ZUR ENTSTEHUNG:
Was ich an Geschichten über Serienkiller besonders spannend finde, ist weder die Forensik noch die Jagd nach dem Killer, sondern die Killer selbst. Die Frage, warum sie tun, was sie tun. Warum wurden sie zu solch grausamen Mördern? Ist es angeboren oder hat es mit ihrer Umgebung und ihrer Erziehung zu tun? In den meisten meiner Erzählungen – Romane eingeschlossen – geht es in irgendeiner Form um Serienkiller. Normalerweise finden sich darin Haupt- oder Nebenfiguren, die diesem »Beruf« nachgehen. In dieser Geschichte stelle ich eine Frage: Was würden Sie tun, wenn Sie bei Ihrem Kind eindeutige Anzeichen erkennen, dass es sich zu einem potenziellen Serienkiller entwickelt?
Wer wird überleben?
(Who Wants to be a Survivor?)
Teil 1: Die Vorbereitung
Der körperlich eher unbeeindruckende Mann schlenderte mit einem unverschämten Grinsen im Gesicht auf den Wachmann zu. Er trug eine große, zerschlissene Sporttasche bei sich. Sie war von einer Schmutzschicht bedeckt und Markenname und Logo waren im Laufe der Zeit durch die Abnutzung stark verblasst.
Der Wachmann betrachtete ihn von oben bis unten. Der ziemlich schmuddelige Mann erinnerte ihn spontan an einen übrig gebliebenen Hippie. Tatsächlich konnte der Typ aber kaum älter als 30 sein, war also höchstens ein Möchtegern-Hippie. Der Wachmann lächelte in sich hinein, nickte dem zierlichen Kerl jedoch pflichtbewusst zu, als dieser sich ihm näherte.
Ich frage mich, was für Drogen der Typ dabei hat, dachte der Wachmann, während er einen Blick auf die abgenutzte Tasche warf.
»Wie geht’s, …«, grüßte der Mann, während er einen Blick auf das Namensschild des Wachmanns warf, »… Mike?« Er grinste.
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte der Wachmann.
Der Mann kratzte sich an seinem kahlen Schädel und schniefte.
Kokain?, wunderte sich der Wachmann. Hätte ja eher auf Hasch getippt.
»Heiß heute Abend«, sagte der Mann. »Da kommt man echt ins Schwitzen.«
»Das kann man wohl sagen. Ich wär auf jeden Fall lieber da drin als hier draußen.«
Der kleine Hippie lachte über die Bemerkung des Wachmanns. Es war ein Lachen aus tiefstem Herzen, das angesichts der eher beiläufigen Bemerkung übertrieben wirkte. Er beruhigte sich jedoch schnell wieder und wischte sich über die Augen.
»Da bin ich ganz bei Ihnen«, erwiderte er. »Hat die Show schon angefangen?«
Der Wachmann nickte. »Ich fürchte ja, Sir. Haben Sie eine Karte?«
Der Mann seufzte und nuschelte: »Ja. Ich will Martys Show schon seit Ewigkeiten mal sehen. Bin extra den ganzen Weg aus San Francisco hergekommen. Mit dem Bus, Mann.«
Der Wachmann atmete tief ein und sah auf die Uhr. Dann blickte er wieder auf den Kerl mit dem Bart hinunter. »Ich schätze, ich kann Sie noch reinlassen. Aber ich muss Sie persönlich reinbringen und warten, bis sie eine Werbepause machen.«
»Die Show ist live, oder?«, fragte der Mann mit einem Lächeln, in dem sich ein Anflug von Wahnsinn abzeichnete.
»Das ist sie. Eine der Letzten ihrer Art. Dürfte ich dann bitte Ihre Karte sehen, Sir?«
Der Mann nickte. Er stellte seine ausgebeulte Tasche auf dem Bürgersteig ab und öffnete den Reißverschluss. Er steckte einen Arm hinein und wühlte darin herum. »Sie muss irgendwo da drin sein. Wahrscheinlich ist sie rausgef… Ah! Da ist sie ja.«
Er richtete sich wieder auf.
Der Wachmann streckte eine Hand aus. »Die Show hat gerade erst angefangen, also
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