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Die Sünderin von Siena

Die Sünderin von Siena

Titel: Die Sünderin von Siena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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stammt. Damit begeben wir uns ganz in Roccos Hand. Und er ist wahrlich nicht der Mann, um daraus keinen Vorteil zu ziehen«, wandte Savo Marconi ein. »Dessen solltet ihr alle euch bewusst sein!«
    Barna musterte den Apotheker mürrisch. »Dein Argwohn gegen diesen Ehrenmann ist ja geradezu krankhaft«, sagte er. »Rocco ist auf unserer Seite – und damit Schluss!«
    »Schluss wird erst sein, wenn wir zu Füßen der ›Guten und der schlechten Regierung‹ im Palazzo Pubblico sitzen, um die Regierungsgeschäfte der Stadt zu führen, und keinen Augenblick früher«, konterte Marconi. »Bis dahin können wir gar nicht argwöhnisch genug sein.«
    »Ich stimme dir zu, Savo«, ließ sich nun der Domherr vernehmen. »Mir sind diese hochnäsigen Salimbeni ebenso suspekt wie dir. Und ich wünschte von ganzem Herzen, wir könnten den Umsturz ohne sie wagen. Aber offenbar haben wir leider keine andere Wahl.« Gedankenvoll strich er über sein Doppelkinn. »Wie sieht es denn mit unseren finanziellen Mitteln aus? Sind in letzter Zeit noch weitere Spenden hinzugekommen?«
    Der Rektor nickte. »Mehrere kleinere und gottlob eine, die sich durchaus sehen lassen kann«, sagte er. »Allerdings zieht der Geber es vor, sich ganz im Hintergrund zu halten. So lautete seine Bedingung, und ich hab ihm mein Wort darauf gegeben.«
    »Einen Namen wird er doch wohl haben!«, rief der Apotheker.
    »Allerdings. Doch es dürfte wohl genügen, wenn er mir bekannt ist.« Barna runzelte die Stirn. »Sonst noch Fragen?«
    »Diese Heimlichtuerei, die sich da einschleichen will, gefällt mir nicht«, sagte der Apotheker. »Ist es nicht genau das, wogegen wir unter anderem antreten: kein Gemauschel mehr von Männern, die nicht den Mut aufbringen, ihre Gesinnung zu zeigen? Wie sollen wir als neue Regierung andere und bessere Wege gehen, wenn wir uns schon vor Amtsantritt derart in Misskredit bringen?«
    »Meinst du nicht, dass du jetzt etwas übertreibst?« Domenico Carsedoni warf ihm beredte Blicke zu. »Außerdem geht es doch gar nicht darum, sich öffentlich zu entblößen, wir wollen lediglich im Sinne der Stadt handeln – für unser geliebtes Siena.«
    Der Rektor erhob sich, sichtlich angespannt. »Wir müssen diese Unterredung ohnehin vertagen«, sagte er. »Denn ich möchte endlich Monna di Cecco befragen. Sie wartet seit Stunden. Ich werde Celestina jetzt bitten, sie zu uns heraufzubringen.«
    »Du hast sie unten in einer Zelle warten lassen?«, rief der Apotheker. »Hast du sie denn ernsthaft in Verdacht?«
    »Da käme die andere doch viel eher in Betracht«, schaltete sich nun auch der Richter di Nero ein. »Diese Mamma Lina, die mit der Vielzahl der Kinder, die sie aufgenommen hat, ganz offenbar nicht zurechtkommt. Nichts von dem, was sie vor dem Gremium vorgebracht hat, konnte mich wirklich überzeugen. Wolltest du sie nicht ohnehin nochmals ausführlich vernehmen?«
    Der Apotheker und er tauschten einen raschen Blick. Der Domherr zog die Schultern hoch, als ob er trotz der Schwüle plötzlich fröstle.
    »Das werde ich, sobald ich Monna di Cecco gehört habe. Ihr könnt euch gleich eure eigene Meinung bilden.« Barna ging zur Türe, öffnete sie und rief einen knappen Befehl nach draußen. Dann kehrte er zu den anderen Männern zurück.
    »Mich ruft die heilige Messe«, sagte der Domherr. »Ihr müsst mich also leider entschuldigen.« Er war so schnell verschwunden, dass es beinahe wie eine Flucht wirkte.
    Gemma war blass, als sie an der Seite von Celestina das Uffizium betrat. In der Zelle war es muffig und kalt gewesen; jetzt traf sie die Hitze wie eine glühende Wand.
    »Ich muss mich sehr wundern, Messer Barna«, sagte sie, nachdem man ihr einen Stuhl angeboten hatte. Celestina setzte sich neben den Rektor auf die andere Seite des Tisches. Dort erkannte sie auch den Apotheker und einen mittelgroßen Mann mit verlebten Zügen, der ihr fremd war. »Ihr hattet mich um eine Unterredung gebeten, eine Bitte, der ich gerne gefolgt bin. Und plötzlich fand ich mich wie eine Verbrecherin in einen fensterlosen Verschlag eingesperrt. Behandelt Ihr so Eure Gäste?«
    Der Rektor steckte den Kopf in seine Aufzeichnungen und tat, als habe er sie nicht gehört.
    »Durstig bin ich ebenfalls«, fuhr sie fort. »Darf ich um etwas Wasser bitten?«
    »Später!«, lautete seine schroffe Antwort. »Jetzt wollen wir uns erst einmal auf die Fakten konzentrieren, damit wir endlich Licht in diese obskure Angelegenheit bringen.« Er befeuchtete seinen Finger,

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