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Die Sünderin von Siena

Die Sünderin von Siena

Titel: Die Sünderin von Siena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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bemerkt. Nicht ein bekanntes Gesicht, stattdessen lauter Fremde, die sie zurückhaltend, ja fast furchtsam beäugten, als sei sie ihnen unheimlich. Und noch etwas war ihr aufgefallen: Es gab im ganzen Haus keine offene Türe mehr. Keine Klinke, an der sie rüttelte, gab nach. Sie war in einem Gefängnis gelandet, das gerade dabei war, zur Folterkammer zu werden.
    Gemma hörte Lupos gutturales Stöhnen, dann einen schrillen Schrei, wie ihn auch ein furchtsames Kind ausstoßen konnte. Doch es war kein Kind, das Lupo ungeniert in ihrer Gegenwart auf dem ehelichen Bett malträtierte, sondern eine blutjunge Hure mit wirren, rotblonden Haaren, mageren Hüften und spitzen kleinen Brüsten, die offenbar nicht geahnt hatte, welche Grausamkeiten sie innerhalb dieser prächtigen Mauern erwarten würden.
    »Aua!«, schrie sie, während Gemma das Klatschen der Peitsche hörte, das nicht aufhören wollte. »Du bringst mich noch um. Hör sofort damit auf! So war das nicht vereinbart.«
    »Wie geil du mich machst, du miese kleine Fotze! Komm, schrei und heule noch ein bisschen lauter – dann wird es viel schöner!«
    Weinen, Stöhnen, Klatschen, dazu ein Schwall widerlichster Obszönitäten. Was hätte Gemma darum gegeben, ihre Ohren verschließen zu können! Doch sie konnte sich nicht rühren, und so blieb ihr nichts anderes übrig, als sich mit aller Macht vorzustellen, sie sei nicht hilflos an einen Stuhl gefesselt, sondern sitze im warmen Sonnenlicht unter einem alten Olivenbaum, der sein silbrig-grünes Blätterdach über sie und Matteo breitete.
    Matteo – Matteo!
    Warum war er jetzt nicht da, um sie vor diesem Wahnsinnigen zu retten? Doch der Liebste konnte ja nicht einmal ahnen, dass sie hier war und noch dazu verdammt auszuharren, solange der Rektor den Arrest nicht aufgehoben hatte.
    Jetzt quiekte die junge Frau auf dem Bett wie ein Ferkel vor dem Abstechen. »Ich will nicht mehr! Hör endlich auf, du geiler alter Bock! Lass mich sofort los!«
    Und wenn er sie umbrachte, hier, in ihrer Gegenwart? Gemma wehrte sich gegen die schier übermächtige Versuchung, die Augen doch zu öffnen. Dann nämlich hätte Lupo sein Ziel erreicht, eine Genugtuung, die sie ihm unter keinen Umständen gönnen wollte.
    Er schien ohnehin nicht auf seine Kosten zu kommen, trotz allem. Sie hörte es an dem schleppenden, verärgerten Tonfall, in den er jetzt verfiel: »Du taugst weniger als ein Stück Scheiße. Zieh dich an und dann verschwinde! So eine wie dich kann ich nicht gebrauchen.«
    »Das werde ich, und nur allzu gerne, aber so billig kommst du mir nicht weg. Ich will mehr Geld«, hörte Gemma die Kleine sagen. »Es steht mir zu. Denn es war nicht ausgemacht, dass du …«
    »Kannst gleich was auf dein freches Maul bekommen!«, schrie Lupo. »Bezahlt wird nur für erstklassige Leistung. Und was du hier geboten hast, war alles andere als erstklassig. Also, mach jetzt, dass du rauskommst, bevor ich es mir anders überlege und dir so lange in dein dummes Gesicht schlage, bis nicht einmal die eigene Mutter dich wiedererkennt!«
    Er schien sie grob nach draußen zu bugsieren. Gemma hörte eine Weile ihr empörtes Schimpfen und Zetern auf der Treppe, dann war es plötzlich still. Erst jetzt wagte sie, die Augen zu öffnen.
    Lupo, inzwischen wieder zurück, schien nur darauf gewartet zu haben. Nackt bis auf sein zerknittertes Hemd, beugte er sich über sie. Stechenden Schweiß roch Gemma, die Säfte der fremden Frau, abgrundtiefen Hass. Eine Mischung, wie sie ekelhafter kaum hätte sein können.
    »Freu dich nicht zu früh!«, zischte er. »Wir beide sind noch nicht miteinander fertig. Ich hab längst begriffen, was du im Schilde führst. Verhexen willst du mich, mich durch deinen Spott meiner Manneskraft berauben, damit ich mir auch anderswo nicht holen kann, was du mir seit Jahren versagst. Aber das wird dir nicht gelingen. Und weißt du auch, was das Allerbeste daran ist, tesoro ?« Er griff in ihre Haare und riss ihren Kopf grob nach hinten. »Zwei Dinge: Wir haben alle Zeit der Welt. Und außerhalb dieser Mauern wird dir niemand auch nur ein einziges Wort glauben, solltest du es jemals wagen, den Mund aufzumachen.« Ein keckerndes Lachen, das sie wie einen Magenhieb empfand. »Denn dazu müsstest du diese Mauern ja erst einmal lebend wieder verlassen. Was leider, leider nicht der Fall sein wird.«
    Er packte ihr Gesicht mit beiden Händen, hielt es fest wie in einer Zwinge und presste seinen nassen Mund auf ihre Lippen. Seine Zunge

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