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Die Sünderin von Siena

Die Sünderin von Siena

Titel: Die Sünderin von Siena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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ein Katzensprung zur alten Römerstraße, die nach Grosseto führt und von dort weiter nach Siena und Florenz in den Norden. Wenn man die Fässer erst einmal an Land geschafft hat, liegt die schlimmste Arbeit bereits hinter einem.«
    Mario zupfte Bartolo verstohlen am Hemd und zog ihn beiseite.
    »Ich traue ihm nicht«, flüsterte er. »Das alles hier kommt mir so verlassen vor – beinahe wie versunken. Was, wenn dein Schwiegersohn Lupo ihm Geld gegeben hat, damit er uns genau diesen Bären aufbindet?«
    Bartolo legte ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter. »Dass es scheinbar so verlassen wirkt, macht die Sache für mich umso glaubhafter«, sagte er. »Was könnte es Besseres geben, als einen verlassenen Hafen und ein paar schlaue Füchse, die sich das zunutze machen?«
    »Aber der Ort dort drüben auf dem Felsen sieht winzig aus«, sagte Mario, dem der Schweiß in Bächen über Stirn und Wangen lief, so heiß war es. »Und er liegt so hoch!«
    »Der ideale Aussichtspunkt, um die Bucht zu beobachten und zu kontrollieren«, sagte Bartolo. »Für mich hat die Geschichte dieses Mannes Hand und Fuß.« Er ging ein paar Schritte und betrachtete dabei eingehend den sandigen Boden.
    »Salz werdet Ihr hier kaum finden«, sagte der Bärtige, »dafür aber jede Menge alter Gräber. Und seht Ihr die alten Schlacken dort drüben?«
    Bartolo nickte, die Augen auf den unregelmäßigen, gräulichen Belag gerichtet.
    »Da haben sie ihr Erz geschmolzen! Manche sagen, darunter schlafen die Alten, bis endlich der Tag kommt, an dem die Etrusker wieder die Herrschaft über das Land übernehmen. Dann wird es kein Pisa mehr geben, kein Siena, kein Florenz. Dann ist es wieder ihr Land. Das Alte Land.«
    »Ich glaube, er hat zu viel getrunken«, flüsterte Mario, als sie später den steilen Weg nach Populonia hinaufritten, das wie ein Adlerhorst auf einer Felsnase errichtet war. »Oder er ist nicht ganz richtig im Kopf. Vielleicht aber ist er ja selber einer dieser Piraten, von denen er dauernd labert. Sag, zio , können wir ihn nicht endlich loswerden?«
    »Das werden wir, mein Junge«, versprach Bartolo. »Ich denke, er hat alles gesagt, was er wusste.«
    Und so erhob er auch keinen Einwand, als der Mann seinen Esel bestieg und sich auf den Weg nach Hause machte. Inzwischen stand die Sonne tiefer. Bartolo beschloss, die Nacht noch hier zu verbringen und erst am nächsten Morgen den Heimweg anzutreten.
    Leise Beklommenheit machte sich zwischen dem Jungen und ihm breit, als sie sich beim einfachen Mahl in einer Taverne gegenübersaßen. Das Thema Ulrich Lauinger war noch nicht zwischen ihnen geklärt, doch keiner der beiden verspürte offenbar Lust, erneut daran zu rühren. Mario schien entschlossen, einen möglichst guten Eindruck zu machen. Er zuckte nicht einmal zusammen, als ihnen Tintenfische in einer dicken schwarzen Sauce aufgetischt wurden, sondern tunkte tapfer sein Brot hinein. Bartolo ließ ihn nicht aus den Augen, bis er den ersten Bissen versucht hatte. Erst als sich Marios Gesicht zu einem erlösten Lächeln verzog, weil es ihm offenbar schmeckte, begann auch er zu essen. Dann hielt er plötzlich inne.
    »Mehr Salz!« Gebieterisch winkte er den dicken Wirt herbei.
    Der brachte nach einer kleinen Weile ein irdenes Schälchen, gefüllt mit weißen Kristallen. Bartolo tauchte seinen Finger hinein, kostete.
    »Jetzt du!«, sagte er, und der Junge gehorchte.
    »Aber das ist ja unser fleur de sel !« Die Augen des Jungen waren groß geworden. »Ich schmecke es ganz genau!«
    »Brauchst du noch weitere Beweise?«, fragte Bartolo.
    Mario schüttelte den Kopf.
    »Jetzt wissen wir also, dass meine Ladung in dieser Bucht gelandet ist«, fuhr Bartolo fort. »Sollen wir wetten, dass sich beim Weitertransport ganz zufällig eines der Fässer herauf in dieses Felsennest verirrt hat?«
    »Willst du den Wirt nicht in die Zange nehmen?«, fragte Mario. »Ich kann schon von hier aus sehen, dass er ein schlechtes Gewissen hat.«
    Bartolo winkte den Mann zum zweiten Mal heran.
    »Dein Salz ist ausgezeichnet«, sagte er. »Verkauf mir davon! Soviel du kannst. Ich zahle gut.«
    Die fleischigen Gesichtszüge des Wirts wirkten plötzlich unsicher. »Das geht nicht«, sagte er.
    »Weshalb? Bist du so reich, dass du kein Geld nötig hast?«
    »Nein, aber ich hab nur ganz wenig davon. Und das brauche ich für die Küche.«
    »Und wo hast du es her?« Bartolos Blick war zwingend auf den Dicken gerichtet.
    Eine vage Geste, die Himmel und Meer mit

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