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Die Sünderin

Die Sünderin

Titel: Die Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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lassen die Ärzte einen damit durch die Hölle laufen, damit man auch gründlich kuriert wird. Na ja, es gibt wohl verschiedene Höllen. Darüber reden wir später.»
    «Ich rede gar nicht», sagte sie nachdrücklich. «Nicht jetzt und auch nicht später.»
    «In Ordnung», sagte er. «Sie müssen nicht reden. Sie sollen sich das hier auch nicht spritzen. Zeigen Sie mir nur, dass Sie damit umgehen können.»
    Sie lachte leise und abfällig. «Ach, darum geht’s. Haben Sie mit Margret gesprochen? Was hat sie Ihnen erzählt? Dass ich die Spritze damals nicht aufziehen konnte? Wissen Sie, das ist eine Sache für sich, wenn man nicht weiß wohin. Wenn man Angst hat, rausgeworfen zu werden, weil man ohnehin schon eine Menge Scherereien macht, und wenn man dann auch noch beim Fixen erwischt wird. Da muss man sich was einfallen lassen.»
    Noch einmal lachte sie leise auf. «Was passiert, wenn ich Ihnen zeige, dass ich mit dem Zeug umgehen kann? Lassen Sie mich dann endlich in Ruhe?»
    Als er nickte, stand sie vom Bett auf und kam zum Tisch. Sie hob den rechten Zeigefinger, als ermahne sie ein Kind zur Aufmerksamkeit. «Gut, dann treffen wir beide jetzt eine Abmachung. Ich zeige es Ihnen. Und dafür lassen Sie nicht nur mich in Ruhe, sondern auch meinen Vater. Ich will Ihre Hand drauf.»
    Er reichte ihr die Hand, wunderte sich kurz über ihre zierlichen Finger und den festen Händedruck. Nachdem er sie wieder losgelassen hatte, gab er ihr ein Feuerzeug.
    Sie seufzte, betrachtete die verpackte Spritze und das Gummiband. «Das mache ich mir aber nicht um den Arm», erklärte sie. «Das Gefühl mochte ich damals schon nicht. Es reicht doch, wenn ich die Spritze aufziehe. Ich setze sie dann auf dem Handrücken an. In die Arme käme ich sowieso nicht rein. Ist das in Ordnung?»
    Er nickte noch einmal.
    «Na, dann lassen Sie mich mal überlegen. Das ist ja schon eine Weile her.» Sie legte einen Finger an ihre Schläfe, dannentschied sie: «Zuerst kleben wir mal die Kerze auf den Tisch. Wenn hier Wachsreste bleiben, das erklären Sie denen aber. Es war Ihre Idee.»
    «Sie müssen die Kerze nicht auf den Tisch kleben, Frau Bender», sagte er noch. Da hatte sie das Feuerzeug schon an den Docht gehalten, drehte den Stummel über der Tischplatte und ließ Wachs heruntertropfen.
    «Das ist aber sicherer», meinte sie, «wenn einem die Hände zittern. Und die zittern ja meist. Da steht sie wenigstens fest. Dann kann man sich auf den Löffel konzentrieren und verschüttet nichts von dem kostbaren Zeug. So, was kommt als Nächstes?»
    Sie griff nach dem Tütchen, rieb es zwischen den Fingern und beäugte das weiße Pulver durch das Plastik. «Was ist das? Das ist doch kein Stoff! So was dürfen Sie mir gar nicht geben.»
    Sie schob die Zunge in die Backentasche, betrachtete ihn nachdenklich. «Das würden Sie auch nicht tun. So blöd sind Sie nicht. Sie wissen genau, dass ich Sie verpfeife, kaum dass Sie den Rücken gedreht haben. Was haben Sie reingetan? Mehl ist das nicht, das ist nicht so hell.»
    Als er nicht antwortete, erklärte sie: «Ich frage nur wegen der Auflösung. Es soll ja keine Klümpchen geben, dann kriege ich es nicht durch die Nadel.»
    Er schwieg. Sie zuckte gleichgültig mit den Achseln, riss das Tütchen vorsichtig auf, roch zuerst daran, befeuchtete dann einen Finger und steckte ihn hinein. Sie ließ ihn nicht aus den Augen, während sie den Finger langsam zum Mund führte und kurz gegen die Zungenspitze stippte.
    «Puderzucker», stellte sie fest. «Das ist nicht fair. Wo ich so verrückt nach Süßem war. Haben Sie vielleicht auch ein Stückchen Butter in der Tasche? Dann mache ich uns ein schönes Karamellbonbon. Davon hätten wir mehr als von dem Quatsch.»
    Als er nicht reagierte, sich nur plötzlich so dumm und dämlich fühlte und Margret Rosch mit ihren Ansichten, die nichts weiter waren als Vernebelungstaktik, zum Teufel wünschte, zuckte sie noch einmal mit den Achseln. «Na schön. Bringen wir es hinter uns.»
    Sie kippte den Inhalt des Tütchens in den Löffel, ging damit zum Waschbecken, drehte den Hahn auf und regulierte, bis es nur noch tröpfelte. Dann hielt sie den mit Zucker gefüllten Löffel darunter und nickte bei jedem Tropfen, der darin versank. Es sah fast aus, als zähle sie mit. Zweimal rührte sie behutsam mit einer Fingerspitze in der Masse. Dann war sie anscheinend zufrieden mit der Konsistenz, drehte den Wasserhahn wieder zu und kam zum Tisch zurück. Sie lächelte ihn an, als sie den

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