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Die Sünderinnen (German Edition)

Die Sünderinnen (German Edition)

Titel: Die Sünderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Scharenberg
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Platz genommen hatte? Wie in Trance setzte sich der Staatsanwalt in Bewegung und führte ihn in die Küche. Pielkötter hatte ihn offensichtlich beim Frühstück gestört. Auf dem Tisch standen eine halbleere Tasse Tee und ein Teller mit einer angebissenen Brotschnitte mit Quark und Marmelade.
    »Darf ich Ihnen auch etwas anbieten?«, fragte Karsting, nachdem er sich wieder ein wenig gefangen hatte.
    »Nein danke, ich war schon bei Elli.« Missmutig nahm Pielkötter am Tisch Platz. Irgendwie machte er heute Morgen alles falsch. Wahrscheinlich kannte Karsting Elli gar nicht und dachte jetzt wer weiß was von ihm. »Ich meine die Elli von der Imbissstube«, stellte er klar. »Barnowski und ich haben dort schon Kaffee getrunken.«
    Schweigend starrte Karsting auf seinen Teller. Ellis Funktion schien ihm relativ egal zu sein.
    »Wie … ich meine, wie ist es passiert?«, fragte er dann doch, wenn auch mit stockender Stimme. Entweder gehörte er zu der Kategorie bühnenreifer Schauspieler, von denen Pielkötter im Laufe der vielen Dienstjahre schon einige über den Weg gelaufen waren, oder Karsting ging der Mord wirklich näher, als es zu erwarten war.
    »Ihre Frau wurde im Aufzug ihres Wohnhauses ermordet. Wahrscheinlich wurde sie erstochen.« Weitere Details wollte Pielkötter ihm in diesem Moment lieber ersparen.
    »Gibt es einen Zusammenhang zu diesem Überfall im Wald?«
    »Möglicherweise. Aber natürlich können wir das zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit Sicherheit sagen. So gut wie fest steht allerdings, dass Ihre Frau das Opfer unseres stadtbekannten Serienmörders geworden ist.«
    »Nein«, flüsterte Karsting entsetzt. »Dieses Ende habe ich ihr wirklich nicht gewünscht.«
    »Was dann?«, hätte Pielkötter am liebsten gefragt, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Betroffen sah er zu Karsting hinüber, der nun stumpfsinnig vor sich hin starrte. Er selbst fühlte sich überfordert, wie immer, wenn er die Angehörigen leiden sah. Dass er in diesem Fall den Hinterbliebenen persönlich kannte, machte die Sache noch schlimmer. Hier war noch mehr Fingerspitzengefühl gefragt, das man vielleicht eher von einer Frau erwarten könnte. Ilona Schlomberger wäre sicher besser dafür geeignet gewesen als er.
    »Bei unserer letzten Begegnung in meinem Büro habe ich, wie sagt man noch, sehr cool reagiert«, begann Karsting von selbst. »Das hat Sie sicher verwundert, nicht wahr?«
    Pielkötter nickte.
    »Natürlich habe ich ihr den Überfall nicht gegönnt«, fuhr Karsting fort. »Aber ich war zu diesem Zeitpunkt sehr wütend auf Marion. Vielleicht habe ich auch gehofft, die Sache würde sie zur Vernunft bringen. Ich dachte, sie müsste jetzt doch erkennen, wie sehr sie mich braucht. Oder welche Gefahren einer alleinstehenden Frau drohen.«
    Scheinbar mitfühlend hörte Pielkötter zu. Inzwischen hatte jedoch wachsames Interesse sein Mitleid verdrängt. Er schloss keinesfalls aus, dass Karsting für den Überfall verantwortlich sein könnte, während der Mord selbstverständlich auf das Konto des Serienmörders ging.
    Karsting stand auf, öffnete eine Schranktür und kehrte mit einer Packung Zigaretten samt Feuerzeug zurück. Ein Aschenbecher stand bereits auf dem Tisch.
    »Ich dachte, Sie rauchen nicht«, sagte Pielkötter erstaunt.
    »Immer wieder mal nicht«, verbesserte Karsting. »Heute sind es genau drei Wochen.« Mit zittrigen Fingern zündete er die Zigarette an. Während Pielkötter ihn nicht aus den Augen ließ, quoll der Rauch stoßweise aus seinem Mund.
    »Ich wollte Marion zurückgewinnen«, erklärte Karsting plötzlich zwischen zwei gierigen Zügen. »Würde es immer noch wollen. Doch dafür ist es jetzt leider zu spät.«
    Pielkötter wertete dies, im Hinblick auf den Überfall, fast als Schuldeingeständnis. Als er Karsting direkt ansah, befürchtete er, dieser würde nun in Tränen ausbrechen. Wider Erwarten beherrschte er sich jedoch und starrte stattdessen versonnen aus dem Fenster in den immer noch trüben Himmel. Pielkötter zog es vor zu schweigen.
    »Sicher wollen Sie jetzt von mir wissen, wo ich gestern Abend gewesen bin«, sagte Karsting nach einer Weile, die Pielkötter wie eine kleine Ewigkeit vorkam. »Oder geschah es in der Nacht?«
    »Kurz vor Mitternacht wahrscheinlich. Jedenfalls wurde sie zu diesem Zeitpunkt von einem Nachbarn gefunden. Wir werden die Zeit ziemlich genau einkreisen können, weil sie zuvor bei einer Arbeitskollegin gefeiert hat.«
    »Zum Glück war ich gestern

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