Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber
flüsterte Lisandra. „Ausgerechnet! Der hat uns gerade noch gefehlt!“
Gerald kam die Treppe herauf, die sich kreisförmig nach oben wand. Er hielt aufmerksam Ausschau nach etwas und er war nicht wenig überrascht, als er Lisandra und Geicko erblickte.
„ Ihr hier?“, fragte er. „Habt ihr mich etwa gerufen?“
„ Blödsinn“, sagte Lisandra, doch Geicko reichte Gerald seinen silbernen Fingerhut. Gerald nahm ihn verwundert entgegen.
„ Woher habt ihr den?“, fragte er.
Lisandra hätte ihm kein Wort verraten, doch Geicko war da anderer Meinung. Er erzählte Gerald von ihrem Treffen mit der Spinnenfrau und dass sie verhaftet worden war. Gerald reagierte auf diese Erzählung bestürzt.
„ Verhaftet? Jetzt wird mir einiges klar!“ Er raufte sich die Haare. „Wenn ich bloß wüsste …“, murmelte er. „Hört zu, ich bin in Eile. Vielleicht solltet ihr mich begleiten. Aber kein Wort davon zu den anderen, okay?“
Lisandra schaute Gerald skeptisch an, Geicko stand auf.
„ Wohin sollen wir dich begleiten?“, fragte er.
„ Nach draußen, wir verlassen die Festung über einen unterirdischen Weg. Unser Ziel ist ein geheimer Treffpunkt! Gehen wir!“
Gerald sprang die Treppe hinab. Geicko folgte, doch Lisandra blieb noch auf den Stufen sitzen.
„ Das gefällt mir nicht“, sagte sie zu Rackiné. „Aber was soll ich machen? In Sumpfloch bleiben und Löcher in die Luft gucken? Pass auf, Stoffhase, ich lasse dich hier. Maria würde nicht wollen, dass ich dich in Gefahr bringe. Wenn wir nicht zurückkommen, dann erzählst du irgendwem, was passiert ist. Meinetwegen erzählst du es der Glazard oder … oder Krotan Westbarsch. Aber nur, wenn wir nicht wiederkommen. Hast du das verstanden?“
„ Ja!“, sagte der Hase laut und deutlich.
Lisandra ließ das Stofftier fast fallen.
„ Du kannst ja laut reden!“, rief sie. „Wie gruselig! Ich dachte, du redest nur in Gedanken oder so.“
Der Hase sprang von Lisandras Schoß und putzte sich mit den Pfoten seine langen Kuschelohren, die immer noch voller Schleim waren.
„ Ich weiß eben, wie man sich tarnt“, erklärte er stolz.
„ He, Lisandra!“, rief Geicko von viel weiter unten. „Beeil dich mal! Oder willst du hierbleiben?“
Hierbleiben wollte Lisandra auf keinen Fall. Sie ließ den Hasen stehen und lief die zerbrochenen Stufen hinab, so schnell sie es vermochte. Sie fühlte sich besser, da sie einen sprechenden Hasen als Zeugen zurückließ. Denn Gerald traute sie nicht so recht über den Weg. Es wunderte sie, dass Geicko ihm so ohne Weiteres vertraute.
Gerald führte die beiden in einen Gang, der normalerweise bei einer eingestürzten Mauer endete. Doch hier schob Gerald einen Haufen Steine beiseite, woraufhin ein Hebel zum Vorschein kam. Er griff nach dem Hebel und legte ihn um. Jetzt krachte es im Boden, eine Platte sank hinab und verschwand im Dunkeln. Unter der Platte führte eine Treppe so tief nach unten, dass ihr Ende nicht zu erkennen war. Geicko und Lisandra sahen sich an: Normalerweise liebten sie solche Geheimnisse. Doch worauf ließen sie sich hier ein?
Nachdem sie die ersten zehn Stufen hinabgestiegen waren, zauberte Gerald ein orangerotes Licht aus seiner Handfläche. Es schwamm dort einfach so wie flüssiges Wachs und warf ein warmes Licht auf die bemoosten Wände. Gerald tastete das Moos ab, zählte Steine – drei nach unten, vier nach rechts – und fand unter dem Moos einen weiteren Hebel. Kaum hatte er ihn umgelegt, schloss sich die Steinplatte über ihren Köpfen und es gab kein Licht mehr außer dem Leuchten in Geralds Hand.
Sie stiegen sehr lange in die Tiefe, bis sie endlich unten ankamen. Der Gang, in den die Treppe mündete, war sehr schmal. Sie mussten hintereinander gehen und Gerald, der älter war als sie und breitere Schultern hatte, drehte sich immer wieder seitwärts, um überhaupt durchzukommen. Lisandra überlegte sich, dass der Gang unter den Sümpfen hindurchführen musste. Deswegen war er auch so feucht und modrig.
„ Wen wollen wir treffen?“, fragte Geicko, der hinter Gerald ging.
„ Einen Lindwurm. Ich hoffe, er konnte unbemerkt entkommen, sonst haben wir ein Problem.“
„ Entkommen?“, wunderte sich Geicko. „Von wo denn?“
„ Vom Schloss meines Vaters. Es ist sein Lindwurm und er hat mir verboten, ihn ohne Erlaubnis zu benutzen.“
„ Herr Winter hat ein Schloss?“, fragte Lisandra. „Dass ihr so reich seid, wusste ich nicht!“
Um ihre Füße herum piepste und
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