Die Sumpfloch-Saga Bd. 2 - Dunkelherzen und Sternenstaub
Dieses Problem hatte sich schon vor den Ferien abgezeichnet – Scarlett war Zeugin mehrer chaotischer Verwandlungsversuche geworden – und offenbar hatte Lisandra in den letzten Wochen nichts dazugelernt.
Scarlett besann sich auf das, was sie von Viego Vandalez gelernt hatte. Wenn sie ihre eigenen Zauberkräfte sinnvoll einsetzen wollte, dann musste sie ihren Bestrebungen einen bösen Wunsch zugrunde legen. Anders ging es nicht. Sie dachte kurz nach und entschied sich dann, Lisandra diese wundervolle und prachtvolle Uhu-Gestalt nicht zu gönnen und sie in ihren menschlichen Zustand zurückzuholen, um sie dann gründlich verspotten zu können. Sie konzentrierte ihre Kräfte auf dieses böse Ziel und fand die richtige Stelle, in die sie mental treten musste, um Lisandra unsanft aus ihrer Vogelgestalt hinauszukicken.
„Uuuuuhuuuu ….ups!“, rief Lisandra, als sie quer durch den Raum rollte und gegen den Wandschrank rumpelte. „Uuuuufff!“
Sichtlich erschöpft blieb Lisandra erst mal liegen, wo sie war. In der Dunkelheit konnte Scarlett nicht viel erkennen, sie erahnte nur Lisandras lockige Mähne auf dem Fußboden und ein Bein, das senkrecht nach oben zeigte und am Schrank lehnte.
„Beim fettigen Gichtknoten!“, rief Lisandra jetzt. „Ich glaub, ich krieg gleich Hundebabys!“
„Wie bitte?“, fragte Scarlett.
„Ach“, sagte Lisandra, während ihr Bein langsam den Schrank runterrutschte und sie sich dem Geräusch nach auf die Seite drehte, um sich aufzurappeln. „Das sind die neuesten Sprüche vom Fettwanst Warzenmorgul. Gibt’s hier auch Licht?“
„Gerade nicht. Die magikalischen Lampen gehen immer aus, wahrscheinlich ist es zu kalt hier. Und die normalen Kerzen sind irgendwie zu feucht, ich krieg sie meistens nicht an.“
„Was?“, fragte Lisandra, die aufgestanden war und nun anfing, wie ein Gummiball auf- und abzuspringen, um sich warm zu halten. „Du sitzt in dieser höllischen Kälte im Dunkeln?“
„Hier“, sagte Scarlett und reichte Lisandra zwei ihrer Decken. „Damit geht’s besser.“
Lisandra wickelte sich ein und sprang immer noch auf und ab. Hatte sie vor einigen Minuten noch ganz müde und benommen gewirkt, so war sie jetzt in ihren Normalzustand zurückgekehrt.
„Hab ich das Abendessen verpasst?“, fragte sie atemlos, während sie herumhüpfte. „Das wäre zu blöd, denn ich sterbe vor Hunger!“
„Nein, du kommst gerade rechtzeitig. Aber wie willst du den anderen erklären, dass du hier bist?“
„Ach ja – Mist.“
Lisandras Gabe war ein Geheimnis. Ebenso wie Thunas und Marias Gaben, denn auch diese beiden stammten aus einer anderen Welt und hatten dafür ein besonderes Talent erhalten. Tatsächlich waren alle drei Mädchen miteinander zur selben Zeit aus derselben Welt entführt worden, was sie schicksalsmäßig miteinander verheddert hatte. Nur so ließ es sich erklären, dass diese drei Mädchen, die einander nicht gekannt hatten, am selben Schultag in Sumpfloch eingeschult worden waren und dann auch noch das gleiche Zimmer bezogen hatten. Das Dumme war: Ihre besonderen Talente machten diese drei Mädchen sehr wertvoll. Gerieten sie in die Macht der falschen Leute, so würde es ihnen schlecht ergehen und nicht nur ihnen, sondern auch denen, gegen die ihre Kräfte verwendet würden. Im letzten Schulhalbjahr hatte eine uralte böse Cruda versucht, die drei Mädchen ausfindig zu machen und zu entführen. Die Cruda wurde besiegt und in die Flucht geschlagen, vorerst, und es war sogar gelungen, die Eigenart der drei Mädchen vor der Schulleitung und der Regierung zu verbergen. So sollte es bleiben, denn die wenigen Eingeweihten, darunter Viego Vandalez, hielten es für möglich, dass die Regierung unfaire Schritte gegen die Mädchen einleiten würde, wenn sie von dem Geheimnis erführe. So konnte es passieren, dass die Regierung beschloss, die Mädchen aus Sicherheitsgründen in Verwahrung zu nehmen. Was nichts anderes bedeutete, als dass man sie einsperren oder sogar dem Geheimdienst für Experimente zur Verfügung stellen würde.
„Sie werden wissen wollen, wie du hergekommen bist“, sagte Scarlett jetzt. „Und Lissi, du siehst nicht gerade so aus, als könntest du dir einen privaten Polarflugwurm leisten!“
Darüber musste Lisandra sehr lachen. Nein, so sah sie nicht aus.
„Also gut. Dann schmuggle ich mich morgen in die offizielle Kutschbusladung aus Quarzburg. Kannst du mich bis dahin mit etwas Essbarem versorgen?“
„Ja, klar. Ich schleiche mich
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