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Die Sumpfloch-Saga Bd. 2 - Dunkelherzen und Sternenstaub

Die Sumpfloch-Saga Bd. 2 - Dunkelherzen und Sternenstaub

Titel: Die Sumpfloch-Saga Bd. 2 - Dunkelherzen und Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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Ausflüge ins Freie war immer noch nicht zu denken. Denn die Massen von Schnee wurden weich und nass und stürzten in Lawinen von Dächern, Türmen und Mauern. Am Boden bildeten sich riesige Pfützen, ganze Seen in Tälern aus Schneematsch. Jenseits der Mauern hörte man es rauschen, weil sich das Tauwasser seine Wege suchte, und die Kanäle zwischen den unterirdischen Unterrichtsräumen füllten sich bedenklich. Der Wasserpegel stieg höher und höher und es entwickelte sich eine Strömung, die die Lenkung der Boote erschwerte.
    Der Himmel über der Festung war dunkelblau, tief und leuchtend. Er tauchte die Festung, den bösen Wald, das schmelzende Weiß der Schneemassen und die dampfenden, graugrünen Sümpfe in ein Licht, das alles schön aussehen ließ. Vergessen war die Düsternis der Wintertage und das Bedürfnis nach heißem Blutpunsch. Gerald und Scarlett hatten aufgehört, ihn zu brauen. Jetzt, da die Tage heller wurden, stellten sie fest, dass ihre Freundschaft Bestand hatte. Es war kein Trugbild der Wintergeister gewesen, sondern ein standhaftes Pflänzchen, das sich anschickte, Blüten zu treiben. Nur so war es zu erklären, dass Scarlett aufhörte, mit ihrer inneren Stimme zu ringen und Berührungen auszuweichen. Sie genoss es, neben Gerald auf einer Treppe in der Sonne zu sitzen, seine Hand zu fassen und ihren Kopf auf seine Schulter zu legen. Diese Nähe durchspülte sie mit den angenehmsten Gefühlen. Manchmal schloss sie die Augen und konnte es kaum glauben: Sie war verliebt und der begehrteste Junge Sumpflochs war einfach da, ohne etwas zu verlangen oder zu erwarten. Nebenbei brachte er sie zum Lachen. Noch nie in ihrem Leben hatte Scarlett so viel zu lachen gehabt.
     
    Lisandra ließ sich Zeit, bis sie ihren Freundinnen verriet, was es mit ihrem neuen Armband auf sich hatte. Eigentlich platzte sie vor Mitteilungsbedürfnis, doch sie fürchtete, dass Scarlett zu gründlich nachfragen könnte. An einem sonnigen Mittag im Hungersaal, bei einer Orgie aus graugrünem Kartoffelbrei, hielt sie es aber nicht mehr länger aus und brach ihr Schweigen.
    „Ich hab es gefunden“, erzählte Lisandra, als sie das Armband vor den Augen ihrer Freundinnen in die Höhe hielt, „in der Ruine, ihr wisst schon.“
    „Was wissen wir?“, fragte Maria.
    „Na, im baufälligen Turm, wo Geicko und ich uns immer treffen.“
    „Ach, komm“, sagte Thuna, „du hast es doch bestimmt beim Kartenspielen gewonnen!“
    „Ja“, meinte Maria, während sie mit ihrer Gabel Berge und Täler aus Kartoffelbrei modellierte, „weil du mal wieder geschummelt hast.“
    Lisandra überlegte kurz, dann meinte sie:
    „Klingt das wahrscheinlicher?“
    Thuna und Maria nickten gleichzeitig.
    „Okay, ich hab’s gewonnen.“
    „Von wem?“, fragte Scarlett.
    „Sage ich nicht. Jetzt muss ich nur noch herausfinden, wie ich es benutzen kann. Es speichert nämlich magikalisches Fluidum!“
    Das war eine tolle Neuigkeit. Maria und Thuna starrten das Armband an, mit Sehnsucht im Blick.
    „Was könntest du damit anstellen?“, fragte Maria.
    „Keine Ahnung. Scarlett, was könnte ich damit anstellen?“
    „Gib mal her!“
    Lisandra gab ihren Schatz nur ungern aus der Hand, aber Erkenntnis verlangt bisweilen Opfer. Scarlett drehte den Reif in ihren Fingern, wog ihn in der Hand, hielt ihn unter ihre Nase, um daran zu riechen, und gab ihn Lisandra zurück.
    „Interessant.“
    Lisandra bekam einen kleinen Schrecken, da sie fürchtete, Scarlett könne da etwas gerochen haben, was sie besser nicht hätte riechen sollte, doch die Sorge erwies sich als unbegründet.
    „Da steckt mehr Zauberkraft drin, als ich dachte“, erklärte Scarlett. „Und man sieht es dem Ding gar nicht an.“
    Die Auskunft erfreute Lisandra. Sie strahlte ihr Armband an und zog es wieder übers Handgelenk.
    „Du musst dir gut überlegen, wie du es einsetzt“, fuhr Scarlett fort. „Nach ein paar Zaubereien ist es leer, dann braucht es wieder einen Tag, um sich aufzuladen.“
    „Ja, aber was kann ich damit machen?“
    „Deinen Kartoffelbrei umfärben, einen Löffel verbiegen, ein Licht flackern lassen, einen Gegenstand leicht verschieben, ohne ihn zu berühren. So was eben.“
    „Mehr nicht?“
    „Na ja, den normalen Zauberkram eben. Das, was jeder kann.“
    „Außer uns“, sagte Maria.
    „Entschuldigung.“
    „Und wie mache ich das?“, fragte Lisandra „Den Kartoffelbrei umfärben?“
    „Das war nur ein Beispiel. Ich glaube nicht, dass du es hier versuchen

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