Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau
hat sie auch getan. Deswegen hat sie den Verdacht anfangs nicht abgestritten, um dir einen Vorsprung zu verschaffen. Aber sie haben schnell herausgefunden, dass sie keine bösen Zauberkräfte besitzt. Sie ließen sie gehen.“
Das verblüffte Scarlett. Sie hätte der Regierung alles zugetraut. Aber nicht dass sie eine fischköpfige Magd in Finsterpfahl gerecht behandelten.
„Sie kehrte in unser Waisenhaus zurück, zumindest für einige Tage. Aber es war nicht mehr das Gleiche dort, denn die Kinder misstrauten ihr und die Heimleiterin verhielt sich merkwürdig. Wahrscheinlich hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie Eleiza zu Unrecht verdächtigt hatte. Bald darauf tauchte ein Zauberer der Regierung auf, um den Fall noch einmal zu untersuchen. Zwar war Eleiza keine böse Cruda, doch die Beobachtungen der Heimleiterin ließen ja darauf schließen, dass etwas nicht stimmte.“
„Oh“, sagte Scarlett. „Haben sie herausgefunden, dass … dass ich die bin, die sie gesucht haben?“
„Eleiza wollte das unbedingt verhindern, aber sie wusste nicht, wie. Der Zauberer der Regierung befragte alle Kinder und Angestellten und sah sich alles im Heim ganz genau an. Eleiza hatte Angst vor ihm. Du kannst vielleicht verstehen, warum. Er war sehr groß und stark und hatte die Hörner eines Steinbocks …“
„Grohann?“, fragte Scarlett überrascht. „Der Zauberer, der jetzt für Sumpflochs Sicherheit zuständig ist?“
„Genau der.“
„Oh nein!“
„Grohann ist nicht dumm, natürlich hat er herausgefunden, dass kurz nach Eleizas Verhaftung ein Mädchen weggelaufen ist. Sie kennen deinen Namen, Scarlett. Schon lange! Sie wissen ungefähr, wie du aussiehst. Bestimmt ist ihnen schon lange klar, wer du in Wirklichkeit bist! Alles andere würde mich wundern.“
„Nein, das kann nicht sein!“
„Aus irgendeinem Grund bleibt es geheim. Vielleicht ist es sogar nur dem Geheimdienst bekannt, vielleicht haben sie nicht mal die Regierung informiert. Ich wette, die Lehrer hier – bis auf deinen Viego – wissen nicht Bescheid. Aber Grohann, der weiß es, da kannst du Gift drauf nehmen!“
Scarlett versuchte das alles zu begreifen. Für sie war die Regierung von Amuylett immer ein großes, gefährliches Ganzes gewesen. Alle arbeiteten da zusammen und konnten machen, was sie wollten. Denn das Reich Amuylett bedeckte fast den ganzen Erdball. Außer ein paar kleinen abtrünnigen Reichen (von denen Fortinbrack das größte war) regierten die Herrscher von Amuylett über die ganze Welt. Noch nie war Scarlett der Gedanke gekommen, dass es innerhalb der Regierung verschiedene Mächte geben könnte, die etwas Unterschiedliches wollten. Dass der Geheimdienst etwas herausfand, doch es für sich behielt. Nein, das konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen.
„Pass auf, es kommt noch besser!“, sagte Hanns. „Grohann hat natürlich auch Eleiza verhört. Sehr ausführlich. Sie konnte nicht anders, sie hat ihm alles gesagt, was sie wusste. Dass du damals als eingeschnürtes Bündel im Waisenhaus angekommen bist. Voll mit roter Farbe, die sie für Blut hielt. Grohann hat darauf sehr bestürzt reagiert. Er wollte ihr nicht sagen, warum. Aber er hat etwas gesagt, das sie nicht vergessen hat. ‚Es fängt an’, hat er gemurmelt. ‚Götter und Geister, steht uns bei.’ Eleiza schwört Stein und Bein, dass er es genau so gesagt hat!“
„Was fängt an? Wie hat er das gemeint?“
„Tja, wer würde das nicht gerne wissen? Vielleicht fragst du ihn mal.“
Scarlett starrte Hanns an. Er wusste mehr, als er sagte. Aber wie konnte sie ihn dazu bewegen, es ihr zu sagen?
„Warum rückst du nicht mit der ganzen Wahrheit raus, Hanns? Was sollte dieser Satz in deinem Brief bedeuten? Es ist nicht alles so, wie du denkst? “
„Ich finde, dieser Satz drückt sehr klar und deutlich aus, was ich meine.“
„Nämlich?“
„Dass du auf der falschen Seite stehst, Scarlett. Und solange das so ist, kann ich dir nicht mehr verraten. Aber ich mag dich, das weißt du! Du magst mich auch, da bin ich mir sicher. Eines Tages werden wir uns besser verstehen.“
Es klang wie eine Prophezeiung. Scarlett gefiel das nicht.
„Es würde mir wesentlich leichter fallen, auf deiner Seite zu stehen, wenn du ehrlich zu mir wärst!“
„Ich bin ehrlich. Finde du erst mal heraus, dass dein Halbvampir kein Gewissen hat und Gerald nur ein hohler Blender ist! Wenn sie dich beide enttäuscht haben und du begriffen hast, dass sie nicht gut für dich
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