Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau
Sumpflochs Sicherheit zu sorgen.“
„Das ist mir nicht neu.“
„Außerdem wurde General Kreutz-Fortmann von den Toten auferweckt!“
„Ein Gespenst. Dämonen interessieren sich nicht für Gespenster und umgekehrt.“
„Viego! Das sind viele Gefahren und Unwägbarkeiten auf einmal. Es genügt eine Kleinigkeit, die schiefläuft, und wir bekommen es mit einer Katastrophe zu tun, die wir unmöglich beherrschen können!“
Viego kam einige Schritte auf Duhm Vultur zu. So wie er aussah, konnte er nicht viel geschlafen haben in letzter Zeit.
„Warum bist du auf einmal so kleinlaut? Das ist doch gar nicht deine Art, alter Knochen!“
„Nun, weil …“
„Ja, weil was?“
„Es gab einen Toten in Sumpfloch.“
„Nein!“
Duhm Vultur schaute in die entsetzten Gesichter von Viego und Berry. Er wünschte, er hätte bessere Neuigkeiten gehabt, aber so war es nun mal.
„Es ist geheim, höchst geheim! Grohann sandte die Nachricht vor drei Stunden an die Regierung. Sie war verschlüsselt, doch wir haben trotzdem herausbekommen, was sie bedeutet. Die Nachricht war kurz. Grohann meldet darin die Beseitigung einer gefährlichen Person. Er muss sie selbst ausgeschaltet haben. Den Toten ließ er verschwinden. Es ist offensichtlich nicht geplant, den Fall bekannt zu machen.“
„Warum?“, fragte Viego Vandalez. „Wer ist der Tote?“
„Ein Zauberer“, antwortete Duhm Vultur. „Einer der Fünf.“
Viego hob die Augenbrauen. Berry fragte ungläubig nach:
„Einer der Fünf Unbeugsamen?“
Vultur nickte.
„Welcher?“, fragte Viego.
„Ich weiß es nicht.“
Schweigen herrschte im Yetisaal, während draußen am Himmel die Farben verblassten.
„Noch drei Tage bis Vollmond“, sagte Viego schließlich. „Spätestens in fünf Tagen rufe ich ihn zurück. Versprochen, Duhm.“
Kapitel 8: Taschenlampenzauber
Der sogenannte „Unfall“ beschäftigte die Schüler von Sumpfloch. Es wurde tagelang darüber geredet. Erstens, weil Lorren Krug und seine Freunde alles andere als beliebt waren. Sie lauerten gerne Schülern auf, in dunklen Ecken und abgelegenen Gängen, und prahlten damit, schon so manche arme Seele zum Verschwinden gebracht zu haben. Zweitens, weil die Patienten sich weigerten zu erzählen, was passiert war. Sie behaupteten, sich nicht erinnern zu können, was aber so offensichtlich gelogen war, dass jeder sich fragte, wovor die Jungen so eine Heidenangst hatten. Was wollten sie um jeden Preis verheimlichen? Drittens hatten alle Schüler erwartet, dass Grohann auf diesen Vorfall hin Ausgangssperren und gründliche Untersuchungen anordnen würde. Doch nichts dergleichen geschah. Grohann behauptete, der „Unfall“ sei nicht weiter der Rede wert und habe weder etwas mit dem Gespenst Kreutz-Fortmann noch mit dem Diebstahl der Unvergessenen Verwegenen zu tun.
Das war unglaublich dreist. Ob Grohann damit von den eigentlichen Ermittlungen ablenken wollte? Wusste er etwas, das sonst niemand wusste? War ihm die Sicherheit der Schüler im Grunde egal? Man redete sich die Köpfe darüber heiß, ohne zu einer Erkenntnis zu gelangen. Ansonsten ging das Leben in der Schule weiter, als wäre nichts geschehen.
Rackiné lag nach drei Tagen immer noch ohnmächtig auf der Krankenstation. Thuna saß oft an seinem Bett und hielt seine schlaffe Pfote, die sich kaum noch stoffhasig anfühlte. Es war eine warme Hasenpfote mit verlängerten Gliedern. Rackiné konnte die Pfote wie eine Hand benutzen (und tat es auch; zum Beispiel, um die Stängel von Goldstaubamaryllen so tief zu sich herabzuziehen, dass er ihnen die Blütenköpfe abbeißen konnte). Er hätte ein Hasenjunge sein können, ein Tiermensch, wie es in Amuylett so viele gab, wären da nicht immer noch die sichtbaren Nähte an Armen und Beinen gewesen und der goldene Knopf im Ohr, mit dem Qualitätswaren aus Austrien normalerweise gekennzeichnet waren. Gerade sah er so aus, als ob er tief und friedlich schliefe. Das Dumme war nur, dass niemand ihn aufwecken konnte. Nicht mal Estephaga.
„Ich hab’s Grohann gesagt“, erklärte Estephaga ihrer Aushilfskrankenschwester. „Aber nein, er sagt, der Hase wird schon von alleine aufwachen. Ich sage: ‚Wenn es ein Zauber ist, den ich nicht lösen kann, wer hat ihn dann bewirkt? Sollte dich das nicht beunruhigen, Grohann?’ ‚Keineswegs’, sagt er. ‚Dieser Hase ist an sich schon ein Unding der Natur. Da reicht ein kleines Versehen und schon verheddert sich seine eigene Magie mit der des Angreifers und er
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