Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau
unheimlich“, sagte Maria. „Ich habe meinen Eltern kein Wort davon geschrieben. Sie würden umkommen vor Sorge!“
„Recht so“, sagte Lisandra. „Gehen wir jetzt? Thuna, reiß doch einfach mal aus und komm mit nach Gürkel! Die Patienten werden schon nicht sterben, wenn du heute frei machst!“
„Das geht nicht“, sagte Thuna. „Geht ihr alleine und erzählt mir, wie es in dem Laden mit dem komischen Wetter gewesen ist!“
„Bist du dir ganz sicher?“, fragte Maria. „Ich würde verrückt werden, hier rumzusitzen, jeden Tag!“
„Ohne dich ist es nur halb so schön, Thuna!“, bettelte Lisandra. „Du musst doch nur ein bisschen schwänzen!“
„Nein“, sagte Thuna. „Ich hätte die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen.“
„Na gut, aber wir bringen dir was mit!“, versprach Maria. „Was ganz Tolles!“
Thuna wusste, Maria würde Wort halten und mindestens drei Flöhe ausgeben, um Thuna eine Freude zu machen. Aber das machte Thunas Herz kaum leichter. Sie sah zu, wie Lisandra und Maria die Krankenstation verließen, und spürte, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. Scarlett verließ den Raum als Letzte. Sie drehte sich noch einmal um, bevor sie aus der Tür ging.
„Was würdest du jetzt am liebsten tun?“, fragte sie. „Deine Unterwasser-Taschenlampe ausprobieren?“
Thuna wunderte sich über diese Frage. Sie nickte nur, da sie fürchtete, ihre Stimme würde weinerlich klingen, wenn sie antwortete.
„Gut“, sagte Scarlett auf rätselhafte Weise und schloss die Tür hinter sich.
Es dauerte keine drei Minuten, bis die Patienten im Nebenraum laut zu stöhnen anfingen. Thuna ließ erschrocken ihre Schreibsachen vom Schoß fallen und lief, gefolgt von Pollux, in das Zimmer, in dem Lorren Krug, die Walze und die Kröte in ihren Krankenbetten saßen. Der Anblick ihrer Patienten versetzte Thuna in einen Zustand zwischen Schock und Lachanfall. Schnell drehte sie sich um, damit die armen Jungs ihre verzogenen Mundwinkel nicht sahen, und rief:
„Ich hole Hilfe!“
Dann rannte sie in den Flur und drückte die Klingel, die sie nur im äußersten Notfall benutzen sollte. Es war ein dunkelblauer, schon leicht ausgeblichener Knopf, der einen Zauber verströmte, der leicht nach Pfefferminz duftete, wenn man ihn drückte. Dazu erklang ein leises Geräusch, wie ein Läuten unter Wasser, falls es so etwas überhaupt geben konnte. Es wirkte jedenfalls. Estephaga kam nur eine Minute später aus ihrem Labor (in dem sie vorher ganz sicher nicht gewesen war) und fragte:
„Was ist los um Himmels willen?“
„Die Patienten … ihnen sind Haare gewachsen. Auch der Kröte!“
Mehr brachte Thuna nicht heraus, denn alleine bei dem Gedanken an den Anblick musste sie loslachen. Lorren Krug hatte ein geschlossenes Fellkleid gehabt und sein Gesicht war nicht weniger behaart gewesen als das von Pollux oder Rackiné! Dazu steckte er in seinem Pyjama, der über dem frisch gewachsenen Fell kräftig spannte. Auch eine hässliche Kröte sah mit Fell sehr komisch aus. Und die Walze? Sie hatte sich optisch stark verbessert, denn sie hatte jetzt den Charme eines flauschigen Braunbären.
Thuna folgte der alarmierten Estephaga Glazard ins Krankenzimmer und machte auf dem Absatz wieder kehrt, als sie hörte, wie Lorren Krug etwas zu sagen versuchte, doch nur ein Wiehern über die Lippen brachte. Dazu grunzte die Kröte und der Walzen-Braunbär brummte panisch Uff-Uff. Thuna stellte sich neben Rackinés Bett (der Hase war unversehrt geblieben) und versuchte, ihren hysterischen Lachanfall hinter zwei Händen zu verbergen, die sie fest auf ihren Mund presste. Es war nicht richtig, seine Patienten auszulachen! Aber sie konnte es einfach nicht verhindern.
„Das ist ja eine schöne Bescherung“, sagte Estephaga Glazard, wobei ihre Betonung auf dem Wort ‚schön’ lag. „Diese Jungs müssen irgendjemanden sehr geärgert haben und dieser Jemand ist eine Person, mit der ich niemals Streit haben möchte. Thuna?“
Thuna atmete tief durch, setzte ein ernstes Gesicht auf und ging zurück ins Krankenzimmer.
„Ja, Frau Glazard?“
„Ich fürchte, um diesen Fall muss ich mich selbst kümmern. Du bist für heute entlassen.“
„Oh, danke!“
„Aber nimm den Löwen mit!“, fügte Estephaga eilig hinzu, denn der Löwe schnupperte gerade an Lorren Krugs pelzigen Füßen und schien versucht, etwas davon abzubeißen.
Thuna zog Pollux vom Bett weg und ging mit ihm in den Garten, da er sowieso Bewegung brauchte. Dort
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