Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau

Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau

Titel: Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
Vom Netzwerk:
Wollte sie also das Äußerste wagen? Noch einmal sah sich Thuna sorgfältig um. Was jetzt kam, durfte niemand sehen!
    Ein weiteres Mal beugte sie sich über das schlafende Hasengesicht. Sie berührte den Hasenjungenmund mit ihren Lippen, gab ihm so etwas wie einen Kuss, dachte dabei, dass sie sich gar nicht so dumm dabei vorkam, wie sie hätte müssen, und entfernte sich langsam wieder von dem Hasengesicht, das noch genauso schlafend aussah wie vorher. Trotzdem hatte sie das Gefühl, dass der Kuss etwas bewirkt hatte. Der Hase atmete lauter oder stärker. Seine Brust hob und senkte sich sichtbar. Thuna hielt ihre Hände immer noch gefaltet und merkte jetzt, mit wie viel Kraft sie ihre Finger ineinander gekrallt hatte. Sie hoffte so sehr, dass Rackiné aufwachte.
    Der Wind schleuderte eine Ladung Kieselsteine gegen das Fenster. Selbst Thuna zuckte zusammen, so laut knallte es. Die Augen des Hasen gingen auf. Sie waren bernsteinfarben und in der Mitte samtig schwarz. So hatte es den austrischen Spielzeugfabrikanten gefallen. Zwar sahen Rackinés Augen nicht mehr so aus wie noch vor einem Jahr – sie waren größer und menschlicher geworden – doch ihre hübsche Farbe hatten sie behalten.
    Rackinés Augen wanderten langsam umher. Seine Nase schnupperte, die Barthaare bewegten sich. Die Glieder seiner Vorderpfoten, die auf der Bettdecke lagen, zitterten, als müsse er sich erst daran erinnern, wie sie funktionierten. Das war nicht verwunderlich, nach fünf Tagen Schlaf. Thuna erwartete, dass er so etwas sagte wie: ‚Wo bin ich?’ oder ‚Was ist passiert?’ Doch als seine Augen sie entdeckten, nahm sein Gesicht einen wütenden Ausdruck an und er rief:
    „Welcher Mistkerl hat gewonnen?“
    „Wie?“, fragte Thuna. „Was meinst du?“
    Er schien kurz nachzudenken, wie er Thuna begreiflich machen könnte, was sie ihm sagen sollte. Dann fragte er:
    „Lebt Grohann noch?“
    „Ja, natürlich. Warum sollte er nicht mehr leben?“
    „Oh“, sagte Rackiné und atmete langsam aus. Sein Kopf, den er vorher aufgerichtet hatte, sank erschöpft ins Kissen zurück. „Ist vermutlich besser so.“
    „Besser als was?“
    „Besser als umgekehrt.“
    Rackiné war noch keine drei Minuten wach, da ärgerte sich Thuna schon wieder über ihn.
    „Jetzt erklär mir mal, was los ist!“, schimpfte sie. „Wir haben uns schreckliche Sorgen um dich gemacht, du warst fast eine Woche lang bewusstlos! Wie ist das passiert?“
    „Eine Woche?“, fragte Rackiné und sein Gesichtsausdruck wechselte schlagartig von wütend zu gotterbärmlich. Das hatte er drauf. Der gotterbärmliche Blick funktionierte bei Maria immer ausgezeichnet. Aber Thuna war dagegen immun.
    „Los jetzt!“
    Der Hase nahm sich Zeit. Er konnte Thuna nicht einwickeln, aber er hatte trotzdem seine Würde. Langsam richtete er sich im Bett auf, schüttelte sein Kissen zurecht, und lehnte sich dagegen.
    „Also“, begann er, „das war so: Ich war gerade …“ Er hielt inne und griff sich dramatisch an die Kehle. „Durst!“, rief er. „Ich habe schrecklichen Durst!“
    Thuna stand auf, nahm ein Glas, das über dem Waschbecken stand, und füllte es am Wasserhahn mit Wasser. Dann stellte sie es Rackiné mit einem Knall auf den Nachtschrank. Warum nur ärgerte sie sich immer so über den Hasen? Es gab doch wirklich Wichtigeres als dieses launische Tier, das jetzt unbedingt seine Allüren ausleben musste.
    „Ah, das tut gut!“, rief der Hase, nachdem er das Glas in einem Zug leer getrunken hatte. „Wo war ich stehen geblieben?“
    Ein Blick von Thuna genügte, um ihn zum Weiterreden zu bewegen.
    „Jedenfalls war ich ganz alleine im hinteren Teil der Festung, weil ich da mit meinem Kumpel verabredet war.“
    „Mit dem Unhold.“
    „Ja, genau. Er war nicht da, wahrscheinlich ist er vor der Bande geflohen, die sich da herumgedrückt hat. Ich habe aber keine Angst vor der Bande. Ich habe Lorren Krug gesagt, wie hässlich und blöd er ist, als er im Dunkeln über mich gestolpert ist.“
    „Sehr klug von dir.“
    „Mutig würde ich das nennen! Alle zittern vor Lorren Krug, nur ich nicht!“
    „Da war Lorren Krug sicher sehr kleinlaut! Hat er dich auf Knien um Gnade angefleht?“
    „Er hat eine Lampe angemacht, was von Hasenbraten erzählt und mich in einen Schrank gesperrt. Er wäre mir hoffnungslos unterlegen gewesen, wenn wir Mann gegen Mann gekämpft hätten, aber sie waren zu dritt.“
    „Verstehe.“
    „Sie haben mich also in den Schrank verfrachtet,

Weitere Kostenlose Bücher