Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau
wollen mithilfe von Erdenkindern eine neue Welt besiedeln? Oder wollen sie versuchen, unsere Welt noch irgendwie zu retten?“
„Da fragst du mich was, Berry! Ich kann selbst nur mutmaßen. Diese Welt, in der wir jetzt leben, zu retten, scheint unmöglich zu sein. Doch ist es den besagten Mächten schon gelungen, das Ende hinauszuzögern. Die Feen, heißt es, sperrten Torck ein und ihr Licht stellt ihn ruhig. Warum auch immer. Doch die Feen haben diese Welt vor langer Zeit verlassen und sämtliche Versuche, mithilfe eines Erdenkinds ein neues Feenvolk anzusiedeln, sind gescheitert.“
„So hat es mir auch Perpetulja erzählt“, sagte Thuna. „Estherfein war nahe dran, doch sie hat es nicht geschafft. Die Cruda sperrte sie schließlich ein, um dieser Welt das Feenlicht zu erhalten und Torck zu besänftigen. Sie hat das Feenlicht aber auch für ihre eigenen Zwecke benutzt. Es hat ihre Festung geschützt, es steckte in den Mauern. Das habe ich gesehen, als ich dort war.“
„Estherfeins Schicksal ist ein trauriges Beispiel dafür, wie unerfreulich das Ganze für Erdenkinder enden kann. Alle Mächtigen sind hinter euch her und wollen ihren Vorteil daraus ziehen!“
Marias Augen wurden größer und größer.
„Das gefällt mir nicht“, sagte sie. „Das gefällt mir überhaupt nicht!“
„Tut mir leid, Maria. Es gefällt mir genauso wenig wie dir.“
„Mir ist noch nicht klar, wie das ablaufen soll“, sagte Lisandra. „Wie können wir dabei helfen, eine neue Welt zu besiedeln?“
„Genau das erläutern die Lilienpapiere. Sie ergehen sich dabei nicht in Einzelheiten, aber sie schildern die wichtigsten Schritte.“
„Und zwar?“
Viego Vandalez schaute in die Runde.
„Passt auf“, sagte er, „ich gebe euch den genauen Text wieder. In den Lilienpapieren steht Folgendes:
Das erste Erdenkind besitzt das Talent für Türen und Tore. Es erschafft die Tür zu einer Toten Welt.
Das zweite Erdenkind wird unsichtbar bis zur Unangreifbarkeit. Es betritt die Tote Welt und verschließt ihre Wunde.
Das dritte Erdenkind tritt als Fee in die neue Welt. Es erfüllt Erde, Wasser und Luft mit Leben.
Das vierte Erdenkind bevölkert die Welt mit alten und neuen Wesen. Es schließt die Tür zur Toten Herkunft..
Das fünfte Erdenkind jedoch darf die neue Welt niemals betreten. Denn sein Talent ist der Tod und nur der Tod und niemand kann es töten.“
Es war lange still, nachdem Viego Vandalez geendet hatte. Am stillsten aber – falls man das so sagen konnte – war Lisandra. Wie die anderen hatte sie mitgezählt: Das erste Erdenkind war Ritter Gangwolf, der Türe und Tore zwischen den Welten erschaffen konnte. Das zweite Erdenkind war Gerald. Er konnte sich unsichtbar machen, wenn auch nicht bis zur Unangreifbarkeit, soweit Lisandra das wusste. Das dritte Erdenkind war natürlich Thuna, die Fee. Das vierte Erdenkind musste Maria sein, die Rackiné zum Leben erweckt hatte und vielleicht in der Lage wäre, Menschen durch ihre Welt hinter den Spiegeln an einen anderen Ort zu führen. Doch wenn das so war – wenn die ersten vier Aufgaben bereits vergeben waren – dann blieb für Lisandra nur noch das undankbare Talent des fünften Erdenkinds: Der Tod und nichts als der Tod.
Sie merkte, wie die Panik in ihr aufstieg. Kämpfe, Schlachten, böse Generäle – das alles hatte sie immer toll gefunden, aber doch nur als Spiel! Sie wollte nicht der Tod sein. Sie wollte nur normal leben und Spaß haben! Und wenn ihre Freunde schon eine neue Welt besiedeln mussten, dann wollte sie gefälligst mitkommen. Sie wollte nicht zurückbleiben. Sie wollte auch niemandem schaden. Was sollte aus ihr werden, wenn sie wie Torck war? Was, wenn man sie auch einsperrte, weil man glaubte, dass sie für alle schlecht war? Das konnte doch nicht wahr sein!
Auch Berry hatte mitgezählt. Was sie verwunderte, war, dass die Cruda offensichtlich nicht mitgezählt hatte. Oder etwa doch?
„Wenn das fünfte Erdenkind – entschuldige Lissi – angeblich so eine Katastrophe ist, warum hat es die Cruda dann nach Amuylett geholt?“
„Weil Gerald ein Geheimnis ist, von dem niemand außer euch und Gangwolf etwas weiß. Selbst Gangwolfs Ehefrau glaubt, dass ihr Stiefsohn in Amuylett geboren wurde.“
„Die Cruda weiß es nicht?“, fragte Scarlett. „Sie wissen es alle nicht? Sie glauben, es gäbe nur vier Erdenkinder?“
„Genauso muss es sein. Sie werden annehmen, dass Lisandra das Mädchen ist, das sich unsichtbar
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