Die Supermarkt-Lüge
wurde der Stoff 1936 von den britischen Biochemikern Edward Dodds und Wilfried Lawson, die einen Ãstrogen-Ersatz für pharmazeutische Produkte suchten.
Laut Angaben des Bundesumweltamtes ist Bisphenol A »eine der ersten synthetischen Substanzen, von der bekannt wurde, dass sie das natürliche weibliche Sexualhormon Ãstrogen in der Wirkung nachahmen kann«.
Diese hormonelle Wirkung wird von einigen Wissenschaftlern gefürchtet. Laut Bundesumweltamt führt sie bei Tieren (zum Beispiel bei Fischen und Vögeln) zu Schädigungen wie Fehlbildungen der Fortpflanzungsorgane; Verhalten, Lernvermögen und bestimmte Hirnstrukturen verändern sich, auch und gerade bei den Nachkommen der untersuchten Tiere.
Darüber hinaus warnt das Bundesumweltamt vor den Folgen für den Menschen, da »Männer, die in Betrieben tätig sind, die Bisphenol A verarbeiten, vermehrt an Erektions- und Ejakulationsproblemen sowie an einer verminderten Libido« leiden. Das Bundesumweltamt weist in diesem Zusammenhang auch auf Versäumnisse der EFSA hin: »Dies ist umso erstaunlicher, als der Gehalt an Bisphenol A im Blut dieser Männer durchschnittlich 5 Prozent des Gehaltes beträgt, der von der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA als harmlos betrachtet wird.«
Das Bundesumweltamt erklärt: »Fast alle Studien, die menschliches Blut untersuchten, fanden [â¦] relevante Konzentrationen von freiem Bisphenol A.«
Bisphenol A gelangt durch die Beschichtung der Konserven zuerst in unsere Nahrung und dann in unsere Körper.
Es gibt Supermärkte, die auf ihren Kassenzetteln vermerken, dass dieses Stück Papier ohne Bisphenol A hergestellt wurde. Den Kassenzettel wird wohl kaum jemand mitessen, doch eine 2011 veröffentlichte Studie besagt, dass Bisphenol A auch über Hautkontakt in den Körper gelangt.
Natürlich gibt es hier wieder Gegenmeinungen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung sieht keinen Grund zur Beunruhigung: »Bisher sind aber keine gesundheitsschädlichen BPA-Wirkungen für Menschen nachgewiesen worden. Im menschlichen Körper wird BPA schnell in ein Stoffwechselprodukt umgewandelt, das keine östrogene Wirkung mehr hat und über die Nieren ausgeschieden wird.« Dies hätten Mehrgenerationsstudien an Mäusen und Ratten ergeben.
Die europäische Lebensmittelbehörde EFSA legte einen Grenzwert fest: Seitdem liegt die duldbare tägliche Aufnahmemenge ( Acceptable Daily Intake â ADI-Wert) bei 0,05 mg pro Kilogramm Körpergewicht für Bisphenol A. Der ADI-Wert bezeichnet die Menge eines Stoffes, »die ohne nennenswertes Risiko ein Leben lang täglich aufgenommen werden kann«. Leider können auch umsichtige Verbraucher nichts tun, um sicher zu sein, dass sie unter diesem Grenzwert bleiben: Produkte und Verpackungen, die Bisphenol A enthalten, müssen nicht gekennzeichnet werden.
Auch am Beispiel Bisphenol A erkennt man, dass Einstufungen derartiger Stoffe je nach Land unterschiedlich ausfallen. In Frankreich etwa wurde der Stoff im Dezember 2012 schlicht und einfach untersagt. Schon ab 2013 darf Babynahrung nicht mehr in Bisphenol-A-haltiger Verpackung stecken. Zwei Jahre später, also 2015, wird der Stoff für alle Lebensmittelverpackungen verboten sein. Die nationale Behörde ANSES (Agence de sécurité sanitaire de lâalimentation) hatte schon 2011 einen Bericht verfasst, in dem es hieÃ, dass Bisphenol A so schnell wie möglich zu ersetzen sei. Wie kann ein Stoff hierzulande als harmlos gelten, auf der anderen Seite des Rheins jedoch wegen seines Gefahrenpotentials verboten werden?
Ãbrigens trägt Bisphenol A die EU-Gefahrstoffkennzeichnung »gesundheitsschädlich«.
Phthalate sind Weichmacher, die in Kunststoffen wie PVC stecken. Sie stehen im Verdacht, hormonelle Wirkung zu entfalten und bei männlichen Föten und Kindern zu einer »Verweiblichung« zu führen. Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) warnte im Mai 2012, dass Phthalate die Entstehung von Diabetes mellitus Typ 2 fördern, Männer unfruchtbar machen und zu genitalen Fehlbildungen bei Kindern führen können. ÂAuÃerdem stehen die Weichmacher im Verdacht, Asthma und Atemwegserkrankungen zu fördern. Das geschieht, indem die Weichmacher über die Verpackung in unsere Nahrungsmittel wandern.
Im September 2012 lieà ein Team des NDR Stichproben von eingeschweiÃtem Käse,
Weitere Kostenlose Bücher